200 Jahre fest in Kreuztkamm-Familienhand

Kreutzkamm
Elisabeth Kreutzkamm führt die Firma in 5. Generation Foto: M. Hartelt

Im März 1825 landet Heinrich Jeremias Kreutzkamm in Dresden. Ein halbes Jahr später darf er seine Konditorei eröffnen. 200 Jahre später gibt es das Familienunternehmen noch immer.

Liegt es an der Stadt Dresden? Oder waren es nur die jeweiligen Umstände? Fakt ist: Weder Heinrich Jeremias Kreutzkamm noch seiner Ur-Urenkelin Elisabeth brauchten einen langen Atem, um hier anzukommen und sich willkommen zu fühlen.

Heinrich Jeremias war 25 Jahre alt, als er nach Dresden in die Hauptstadt des Königreichs Sachsen kam und am 16. März um die Erteilung des Bürgerrechts mit „Konzession zum Betrieb eines Conditorei- Geschäftes“ bat. Ein halbes Jahr dauerte es und mehrere Gesuche waren nötig, bis er das Papier in der Hand hielt, mit dem er am 17. Oktober 1825 im Dresdner Anzeiger die Eröffnung seines „Conditorei-Geschäftes in der Moritzgasse 751“ verkünden konnte.

Auch Elisabeth Aumüller-Kreutzkamm war erst 26 Jahre alt, als sie Verantwortung für das Familienunternehmen übernehmen musste. Denn ihre Mutter Friederike, die inzwischen in München dem Familienbetrieb vorsteht, entschied sich 1991 dafür, am Altmarkt im ehemaligen Süßwarengeschäft „Praline“ das Café Kreutzkamm wiederzueröffnen. Die Leitung dafür legt sie in die Hände ihrer Tochter Elisabeth, die damals in Amerika lebte und eigentlich dort ihren Master of Business“ machen wollte.

Dass man als Teil der Familie mit dem bekannten Namen nicht völlig frei ist in der Lebensplanung, das war der jungen Frau damals schon bewusst. Doch dass Dresden die Wessi-Frau nicht mit offenen Armen empfängt, erst recht nicht die von Männern dominierte Bäckerzunft, damit musste die 1,87 Meter große Frau erstmal klarkommen. Aber sie ist eben eine „echte Kreutzkamm“ – stark, zielbewusst, beharrlich und mit einem liebenswert-natürlichen Charisma ausgestattet. Und schafft, woran sie anfangs fast nicht geglaubt hätte: Kreutzkamm an seinem Ursprung ist wieder ein Begriff für Caféhaus-Tradition mit feinster Konditorkunst. Heute ist Kreutzkamm laut der Unterlagen im Stadtarchiv Dresden das älteste noch inhabergeführte Unternehmen in der Elbmetropole. Und auch bundesweit gibt es nicht viele Unternehmen, die noch fest in der Hand jener Familie sind, die sie einst gründeten. „Dazu gehören Dallmayer in München, Auto-Eder in Tuntenhausen, Harry Brot, Faber Castell und die Oettinger Brauerei“, weiß Elisabeth Aumüller-Kreutzkamm.

Neues Jahr mit Jubiläen und ein Blick in die Zukunft

Das 200-jährige Firmenjubiläum im kommenden Jahr wird natürlich gebührend gefeiert, außerdem auch 70 Jahre Café Maffeistraße in München (heute Stammhaus des Unternehmens) und 34 Jahre Wiedereröffnung in Dresden.

Ein erstes kleines Geschenk hat sich Elisabeth, die seit 2018 die Leitung des gesamten Unternehmens innehat, bereits selbst gemacht: Ein Backbuch, das auf 208 Seiten nicht nur die Lieblingsbackwaren von Ur-Uropa Heinrich Jeremias, dessen Sohn Heinrich Julius, von Opa Max und Vater Fritz Kreutzkamm enthält, sondern auch unterhaltsam die Geschichte und die vielen Geschichten der Konditorei erzählt. Zum Beispiel jene von Erich Kästner, der seinen Schulfreund Fritz Kreutzkamm im Buch „Das fliegende Klassenzimmer“ als Rudi Kreuzkamm verewigte.

Das Buch blick aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Da sind zum einen die vier Kinder von Elisabeth und Andreas Aumüller, die das Unternehmen eines Tages in sechster Generation führen werden. Und es sind neue Rezepte wie die vegane Himbeer-Schokotorte, die neben den klassischen Torten und Gebäcken auf junges Publikum zielen. Nur das Rezept für das beliebteste Kreutzkamm-Produkt ist im Buch nicht zu finden. Jenes für Baumkuchen könne man leider nicht anbieten, schreibt die Autorin. „Das liegt zum einen an den speziellen Öfen, die wir nutzen, als auch an den Ingredienzen, die sich nicht auf die kleinen Mengen einer privaten Küche herunterbrechen lassen.“ Was bedeutet, dass es auch künftig einen Grund gibt für einen Besuch im „Kreutzkamm“.

„Das Original Kreutzkamm Backbuch“, Callwey-Verlag, überall im Buchhandel erhältlich

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