Am 30. November feiert Joachim Schleese seinen 85. Geburtstag. Dixieland und Jazz sind noch immer „seine“ Musik, aber auch das Malen
Es wird wohl noch eine Weile so bleiben, dass man in Dresden das Dixieland Festival automatisch mit dem Namen Joachim Schleese verbindet. Und das ist auch gut so. Er hat ja schließlich bezüglich dieses besonderen Festivals seine Spuren hinterlassen, der Mister Dixieland.
Am 30. November wird Joachim Schleese 85 Jahre alt. Es geht ihm gut, er fühlt sich noch immer fit. Das verdanke er seiner Frau Carmen, sagt er. Denn sie ist nicht nur genauso wie er vom Dixiefieber gepackt, sondern halte ihn als ausgebildete Fachtrainerin für Sportmedizin im Reha-Bereich mit Trainingsplänen auch stets in Bewegung.
Was wiederum sehr gut ist, denn seit 2022 verläuft sein Leben anders als die Jahrzehnte zuvor. Kein Stress mehr, kein Termindruck, kein Vorausdenken an das übernächste Jahr. Dafür viel Ruhe, ausschlafen können, malen, reisen, Zeit verbringen mit seiner Carmen – seit er nach 50 Jahren 2022 die Leitung des Internationalen Dixieland Festivals in die Hände seiner Nachfolger gelegt hat, ist der Takt seines Lebens ein anderer. Noch immer untermalt von der Musik seines Lebens, also Dixieland und Jazz. Aber eben nicht mehr vom Druck, der mit dem alljährlichen Festival verbunden war.
Jene Veranstaltung hob er Pfingsten 1971 gemeinsam mit Erich Knebel und Karlheinz Drechsel aus der Taufe, ohne auch nur im Ansatz zu ahnen, was daraus werden würde. „Nach diesem ersten Konzert im Kulturpalast, eigentlich schon vorher, wollten wir das Handtuch werfen. Gerade mal 900 Karten hatten wir verkauft, der Saal im neuen Kulturpalast fasste 2.400 Zuschauer“, erinnert er sich.
Doch irgendwie sei etwas entstanden an diesem Abend mit sechs Bands aus vier sozialistischen Ländern. Irgendwie hätten sie einen Nerv bei den 900 Zuschauern getroffen, eine Magie sei von diesem Abend ausgegangen+-, der sie weitermachen ließ. Erst recht, als Knebel die Antwort auf die Frage fand, was denn Dixieland überhaupt sei: „Eine Mischung aus Singebewegung der Freien Deutschen Jugend und Böhmischer Blasmusik.“
Dafür gab‘s grünes Licht auch aus Berlin. Mehr noch: Berlin wollte 1973 das Festival in die Hauptstadt verlegen, weil dort die Weltfestspiele der Jugend stattfanden. Aber das wussten die pfiffigen Dresdner zu verhindern. Auch, dass das Dixieland Festival ab 1981 wegen seines enormen Erfolgs nur noch in Berlin stattfinden sollte. Alles andere ist längst Geschschte: Zum Beispiel dass 1975 die Addi Münsters Old Merrytale Jazzband aus Hamburg als erste Westband nicht als letzte im Konzert auftreten durfte, damit sie nicht den meisten Beifall bekämen. Oder dass Ost- und Westgruppen nicht in denselben Hotels unterzubringen waren. „Ostler“ mussten im Hotel Königstein schlafen, „Westler“ im Newa. Oder 1980, als erstmals eine Band aus den USA in Dresden auftreten durfte.
Viele dieser Geschichten, die mit dem Festival verbunden sind, hat Joachim Schleese 2019 in seinem „Dixieland-Tagebuch – Über Chaos, Verzweiflung und Liebe“ aufgeschrieben.
Ginge es nach seiner Frau, dann wäre längst das nächste fällig. „Ein Buch über unsere Liebe“, sagt Carmen. „Wie es im Jahr 2000 im MDR-Funkhaus funkte und wie unsere Liebe nun schon 25 Jahre lang hält. So eine Liebe gibt‘s kein zweites Mal“, ist sie überzeugt. Und schon allein deshalb müsse ihr Achim mindestens 200 Jahre alt werden.
Aber erst mal muss das Porträt fertig werden, dass sie sich schon so lange von ihm wünscht. „Der Achim malt so wunderbar, aber nur Landschaften. Deshalb habe ich mir immer ein Porträt von mir gewünscht. Und was macht er? Malt uns beide“, verrät sie lachend.
Und auch was sie ihm zum Geburtstag schenkt: Ein Lied. Ursprünglich von Uwe Jensen gesungen, kaum bekannt, aber unglaublich passend, wie sie findet. Es heißt „Immer wieder du“ und wenn man Carmen so singen hört, dann erlebt man schon so einen Gänsehautmoment und eine Ahnung von wahrer Liebe.
Das zweite Geschenk, das sich beide machen, sind die Tage in Gran Canaria, die sie dort gerade gemeinsam verbringen. Mit viel Ruhe, Zeit und jeder Menge Idee für die Zukunft.
Happy Birthday auch von uns, Mister Dixieland.
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