Füße, Rücken, Muskelkater – und trotzdem macht’s immer wieder Spaß

Mafia Mia
Anika gehört seit zehn Jahren zum Serviceteam der Dinnershow "Mafia Mia". Foto: Pönisch

Seit zehn Jahren gehört die Dresdnerin Anika (39) zum Serviceteam der Dinnershow „Mafia Mia“ / Über Zufälle und zwei tolle Jobs

Viermal muss sie noch ran. Viermal wird sie die schwarze Dienstkleidung mit der grünen Fliege und den grünen Hosenträgern noch anlegen, gegen 17 Uhr zur Teambesprechung antreten und eine Stunde später mit Einlassbeginn bereit sein für einen langen Abend. Denn Anika gehört zum Serviceteam der Dinnershow „Mafia Mia“, ist eine von 16 Revierleiterinnen und Revierleitern, denen wiederum 16 „Commis“ (so werden Kellner und Läufer genannt) zur Seite stehen. Gelenkt und geleitet werden sie alle an jedem Abend von zwei Serviceleitern und orchestriert alle zusammen von Janine Bormann, die als Gastronomische Leiterin für alle Events zuständig ist, die von der Firma First Class Concept organisiert werden.

Zurück zu Anika. Vor zehn Jahren kam sie zur „Familie des Paten“, wie Schauspieler Bert Callenbach seine Crew stets nennt. Anfangs nahm sie als Garderobiere die Mäntel und Jacken der „Mafia Mia“-Gäste entgegen. Etwas später wurde sie gefragt, ob sie mal einen Menülauf mitmachen möchte. „Also mithelfen beim Servieren“, erklärt die 39-Jährige. Und weil ihr auch das Spaß machte, wurde sie erst Commi und ist heute eine der 16 Hauptkellnerinnen und -kellnern. Und in dieser Spielsaison ist an ihren 20 Einsatztagen erstmals der große Bühnentisch ihr Revier.

Am Ende eines Showabends, meist weit nach Mitternacht, ist Anika mindestens 20.000 Schritte gelaufen, hat mehrere Kilo an vollen und leeren Tellern, Brot- und Dipschälchen, Saucieren und Dessertellerchen geschleppt sowie viele Tabletts mit Getränken an „ihren“ Tisch befördert. Fitness am Gast statt Fitnessstudio. „Füße und Rücken machen sich bemerkbar und am nächsten Tag stellt sich Muskelkater ein“, lacht Anika. „Aber es macht wirklich viel Spaß. Und von dem zusätzlichen Verdienst und dem Trinkgeld leiste ich mir und meinen Kindern schöne Weihnachtsgeschenke.“ Denn das Servieren erledigt sie neben ihrem eigentlichen Job, quasi als ihr persönliches Jahresendvergnügen. Viele Jahre verdiente Anika nämlich als Tagesmutter ihr Geld, ehe sie im März 2024 wieder in ihren gelernten Beruf als Bürokauffrau zurückkehrte. Was auch wieder mit „Mafia Mia“ zu tun hat. „Im vergangenen Jahr bediente ich eines Abends einen Tisch, den eine Firma aus Lichtenau für ihre Mitarbeiter gebucht hatte. Am Ende des Abends fragte mich die Chefin, ob ich nicht Lust hätte, in ihrem Unternehmen anzufangen.“ Sie sagte erst ja und erfuhr dann, dass es sie beruflich in ihren gelernten Job nach Lichtenau in eine alteingesessene Elektronikfirma führen würde. „Ein Volltreffer, ich fühle mich sehr wohl dort.“ Dass sie dafür in die Region Chemnitz pendeln muss, stört Anika nicht.


Ein Pool für zwei Shows

Eine Dinnershow ist erst „rund“, wenn auch der Service stimmt. Wenn die Speisen punktgenau an die Tische kommen und die leeren Teller rechtzeitig vor dem nächsten Showteil in der Spüle landen. Wenn die Gäste zu ihren Tischen finden und ihre Getränkewünsche prompt erfüllt werden.
Am Ende eines Abends werden die Kellner und Commis insgesamt 250 Brot- und 450 Dipschälchen hin- und hergetragen haben, dazu 150 Saucieren sowie 2.400 Vorspeisen-, Suppen-, Hauptgang- und Dessertteller plus dazugehöriges Besteck. In Summe landen an einem Abend 6.850 Geschirrteile plus 4.200 Gläser im Spüler, der von vier Mitarbeitern bestückt und entleert wird. Dafür braucht es pro Showabend allein bei „Mafia Mia“ 55 fleißige Helferlein, wozu neben Kellnern und Commis auch Mitarbeitende in der Garderobe, am Einlass, an Main- und rückwärtiger Bar sowie auf dem Parkplatz, in Lager und Logistik sowie bei der Künstlerbetreuung gehören. Janine Bormann, die als Gastronomische Leiterin auch den Hut auf hat für die parallel laufende zweite Dinnershow „Moments“, muss also alles doppelt planen. „Ich habe mir im Laufe der Zeit einen Pool von rund 350 Mitarbeitern aufgebaut und je nach deren Einsatzbereich in WhatsApp-Gruppen eingeteilt“, plaudert die Chefin aus dem Nähkästchen. Deshalb könne sie relativ entspannt bleiben, wenn ihr Handy die Absage eines Helferleins ankündigt. „Alles eine Frage der Organisation: Ich weiß genau, wer an welchen Tagen einsatzbereit ist und kann mich auf meine Leute verlassen.“ Die sie im Übrigen alle persönlich kennt! „Es sind Schüler, Studenten, Mini- und Nebenjobber. Aber auch Leute in festen Jobs, die einfach Lust haben, hier dabei zu sein“, sagt Janine Bormann. Und die dafür sorgen, dass der Abend „rund“ wird.

So wie Anika, die einfach glücklich ist in ihrer Mafia Mia-Familie. Die nicht unbedingt wegen des Geldes in den letzten Wochen des Jahres mehr Arbeitszeit auf sich nimmt, sondern auch weil es ihr viel gibt, hier Teil der Show zu sein. Und es läuft ja auch wieder rund, „obwohl in diesem Jahr viele neue Mitarbeiter zum Team gekommen sind“. Viele kommen aus Tschechien, der Ukraine, sogar eine Spanierin kellnert mit. „Und wenn es mit der deutschen Sprache mal hapert, dann ist immer jemand da, der übersetzen kann.“ Was das beste an einem Abend sei? „Wenn die Gäste glücklich aus der Show gehen.“ Dann klappt’s auch mit dem Trinkgeld.

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