
15 Sitzungen und 47 behandelte Projekte in den vergangenen vier Jahren: Eine Kommission will mitreden bei der Gestaltung der Stadt
„Die anfänglichen Zweifel an der Kommission bei ihrer Gründung 2016 sind längst gewichen“, räumte dieser Tage Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn ein. Die Dresdner Gestaltungskommission habe in den vergangenen zehn Jahren mehrfach bewiesen, wie sie wirksam im Sinne der Baukultur sei.
Auf die Baukultur bei Neubauvorhaben achten, das ist die Aufgabe der Kommission, die sich aus Architekten, Landschaftsarchitekten und Vertretern aller Stadtratsfraktionen zusammensetzt. Über Bauvorhaben entscheiden kann das Gremium nicht, aber sie beraten und geben Empfehlungen. Und wenn sie ein Projekt für gut befinden, dann „wissen die Bauherren, dass sie höhere Erfolgsaussichten im Bauausschuss haben könnten“, erklärt Dresdens Baubürgermeister.
Wie die Kommission arbeitet
Die Sitzungen der Gestaltungskommission sind öffentlich. Einmal im Quartal diskutiert das Gremium Fragen zu Baukultur, Architektur und öffentlichem Freiraum. Wenn die Mitglieder zusammenkommen, dann schauen sie sich an dem betreffenden Tag zuerst die Bauvorhaben an, nachmittags werden sie dann mit den Vorhabenträgern und ihren Architekten in öffentlichen Sitzungen besprochen.Daran können alle Dresdner teilnehmen. So wie vergangenen Freitag, als sich die Kommission zum letzten Mal in der bisherigen Zusammensetzung traf. Denn aller fünf Jahre ändert sich die Gruppe, einige Mitglieder gehen, neue kommen dazu. Ab Herbst ist es wieder soweit. Mit Jorunn Ragnarsdóttir, Kilian Kresing und Ulrike Böhm scheiden drei der fünf fachkundigen Mitglieder aus. Als neue Mitglieder sind Prof. Irene Lohaus, Susanne Wartzeck und Heiner Farwick vorgesehen. Lohaus ist Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin und hält seit 2010 die Professur für Landschaftsbau an der TU Dresden. Susanne Wartzeck aus Erfurt ist Architektin und seit 2019 Präsidentin des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA). Heiner Farwick ist Architekt und Stadtplaner und war von 2013 bis 2019 als Vorgänger von Susanne Wartzeck ebenfalls Präsident des BDA.
Zeit für Zwischenbilanz
15 Sitzungen und 47 behandelte Bauvorhaben stehen für die zweite Sitzungsperiode von 2021 bis 2024 zu Buche. In diesem Jahr fanden zwei Beratungen am 11. April und 6. Juni statt.Der nächste Termin am 12. September findet bereits gemeinsam mit den neuen Mitgliedern statt, der am 21. November in neuer Besetzung.
Zu den Schlüsselprojekten, an denen sich die Gestaltungskommission in den vergangenen vier Jahren eingebracht hat, gehören aus Sicht der Stadtverwaltung unter anderem die baulichen Erweiterungen von Infineon Technologies und des Sächsischen Landtags, die Kulturwerkschule Trachau oder der Wettbewerb zu einer thermischen Abfallbehandlungsanlage am Hammerweg.
Bei Infineon ging es zum Beispiel darum, wie sich im Zuge der geplanten Erweiterung Industriearchitektur im 21. Jahrhundert am spezifischen Standort in Dresden darstellen kann. „Der Gestaltungskommission war klar, dass die große Baumasse nicht „unsichtbar“ gemacht werden kann. Das Motiv der Festung Königstein diente hier als gestalterische Metapher für die Wirkung der Produktionsanlage am Hang der Dresdner Heide“, heißt es seitens Baubürgermeister Kühn. Bei der Erweiterung des Sächsischen Landtags an der Elbe vor dem Erlweinspeicher plädierte die Kommission dafür, auf hohe Gebäude zu verzichten. Die Anbaupläne sehen dementsprechend einen dreigeteilten Gebäuderiegel mit drei Geschossen auf einem erhöhten Sockel vor. Fazit der Experten: Es komme selten vor, dass Gestaltungskommission und Investoren unversöhnlich auseinandergehen. „Wir haben mitunter unterschiedliche Auffassungen, versuchen aber einen Konsens zu finden, was für die Stadt am besten wäre“, so Jórunn Ragnarsdóttir.
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