Werbesatzung, damit Prager Straße nicht verramscht

Prager Straße
Kolonaden auf der Prager Straße, vollgestellt mit Warenträgern und Werbeaufstellern. Foto: Pönisch

Das Amt für Stadtplanung hat eine Werbe- und Gestaltungssatzung für Dresdens längste Einkaufsmeile erarbeitet. Warum trotzdem nicht alles „auf links gedreht wird“ …

Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Das gilt auch für die Prager Straße, die in Fachkreisen als ein herausragendes städtebauliches Ensemble der Nachkriegszeit gilt. Sie ist lang, sehr breit, hat viele Geschäfte, es gibt Kunst am Bau und im öffentlichen Raum, außerdem Bäume, Bänke, Wasserspiele. Das Auge des Betrachters bleibt aber auch hängen an Buden, Warenträgern, an vielen Werbebannern, Schriftzügen, Aufstellern und Auslagen. Kein Wildwuchs, aber an einigen Stellen schon ein wildes Durcheinander. Und an einigen Stellen sogar Kunst überdeckend.


Die Meile darf nicht verramschen

Im Amt für Stadtplanung macht man sich deshalb schon seit längerem Gedanken über eine einheitliche Werbesatzung. Denn „die Prager“ sei an etlichen Stellen zu bunt, zu hektisch, zu verramscht. „Wir müssen den wertigen Freiraum erhalten“, sagt Stadtplaner Matthias Korntheuer.


Als negative Beispiele nennt er Holzbuden, die direkt vor den Hotels stehen und zum Teil Kunstwerke verstellen. Oder die breite Bierbar direkt vor einer Mosaikwand am Hotel Pullmann. Korntheuer kritisiert aber auch das Metallschild am ehemaligen Student-Hotel als „angeschraubtes Blech, völlig unpassend“. Er zeigt auf „optisch laute Werbung“, hinter der das Gebäude verschwinde. Und er kritisiert ausufernde Freiraum-Gastronomie, „in die noch ein Grill und noch eine Holzbude gestellt werden.“ Zeit also für eine neue, eine strengere Satzung.


Zuerst kommen die Häuser, dann die Werbung

Mit der neuen Werbe- und Gestaltungssatzung soll sich das ändern. Erarbeitet hat sie das Büro Alexander Poetzsch Architekten zusammen mit dem Stadtplanungsamt und den Gewerbetreibenden. Die guten Beispiele, die es schon gibt, sollen Standard werden. Zum Beispiel Schriftzüge aus Einzelbuchstaben, wie sie an der Centrum Galerie zu sehen sind. Verboten werden durch Mechanik oder Elektronik wechselnde Lichteffekte., ebenso eine Überfrachtung mit privaten Warenauslagen, Werbeaufstellern oder Gastronomiemöbeln.


Allerdings wird sich das Erscheinungsbild der Einkaufsmeile nicht von heute auf morgen ändern. Erstens muss die Werbe- und Gestaltungssatzung noch den Stadtrat passieren und zweitens genießen alle jetzt vorhandenen Buden, Schriftzüge und Aufsteller Bestandsschutz. Zumindest solange Genehmigungen bestehen und eingehalten werden. „Wir werden das Erscheinungsbild der Straße jetzt nicht von links auf rechts drehen. Und die Satzung betrachten wir als lernendes Regelwerk, das nachjustiert werden kann. Es geht also um einen langfristigen Prozess“, sagt Alexander Poetzsch.


Die Prager gilt noch immer als Vorzeigemeile

Die Prager Straße ist nicht nur Dresdens größte und wichtigste Einkaufsmeile, sie war nach ihrem Wiederaufbau in den 1960er Jahren einst auch eine der ersten modernen Fußgängerzonen Deutschlands.
An dem Gestaltungswettbewerb, der 1962 ausgelobt wurde, hatten sich 38 Architekturbüros beteiligt. „Die Prager“, die schon im 19. Jahrhundert eine bekannte Büro- und Geschäftsstraße war, sollte nun zur großen, weiträumigen Bummel- und Erlebnismeile umgestaltet werden.


Umgeben von neuen großen Verkehrszügen wie St. Petersburger Straße, Wiener Platz, Hauptbahnhof Dr.-Külz-Ring und Reitbahnstraße entstand so eine Ruheoase zum Einkaufen, aber ohne Verkehr. „So eine Meile gibt es noch in kaum einer anderen deutschen Stadt“, weiß Matthias Korntheuer. Sie sollte nicht nur erhalten werden, sondern auch schön sein.
Carola Pönisch

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