SLUB übernimmt fotografisches Werk von Matthias Creutziger

Matthias Creutziger
Rund 600 Fotos von Matthias Creutziger sind als "Vorlass" ins Archiv der Fotografen der Deutschen Fotothek in der SLUB Dresden aufgenommen worden. Foto: Ruthhild Creutziger

Matthias Creutziger zählt zu den wichtigsten Fotografen, die sich dem facettenreichen Themenfeld der Musik verschrieben haben – von Klassik bis zum Jazz. 20 Jahre lang begleitete er als Hausfotograf der Semperoper die Sächsische Staatskapelle Dresden

Wenn die SLUB schon zu Lebzeiten eines Autors dessen Arbeiten in ihr „Archiv der Fotografen“ der Deutschen Fotothek aufnimmt, dann dürfte klar sein: Dieser Autor und sein Schaffen müssen schon etwas ganz besonderes sein.

Bei Matthias Creutziger ist das der Fall. Der 1951 in Härtensdorf bei Zwickau Geborene zählt zu den wichtigsten Fotografen des facettenreichen Themenfeldes der Musik. 20 Jahre lang begleitete Creutziger zudem als „Hausfotograf“ der Semperoper die Sächsische Staatskapelle Dresden.

Sein „Vorlass“, der nun in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) am Zelleschen Weg Einzug gehalten hat, umfasst 600 Fotos. Sie sind im Portal der Fotothek bereits online zugänglich. Eine spätere Übernahme des gesamten Archivs wurde vertraglich vereinbart. Bereits in den 1980er Jahren erwarb die Deutsche Fotothek ein größeres Konvolut an Abzügen von Matthias Creutziger, das später durch die Übernahme weiterer Prints von der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek ergänzt wurde.

„Fortan haben wir nicht nur Porträts von Jazz-Ikonen wie Miles Davis oder Michel Petrucciani in unserer Sammlung, sondern wir können das Schaffen Creutzigers in seiner gesamten inhaltlichen Bandbreite von den frühen 1980er Jahren bis in die Gegenwart online präsentieren.“, freut sich Agnes Matthias, Kuratorin des „Archivs der Fotografen“ der Deutschen Fotothek.

„Für mein großes Archiv, insbesondere das der Musikerporträts, ist es wohl das Beste, was damit passieren konnte.“, sagt Matthias Creutziger zu seiner Aufnahme in das „Archiv der Fotografen“.

Creutzigers Werdegang

Zur Fotografie kam Matthias Creutziger als Autodidakt, der schnell seine eigene Handschrift entwickelte. Ab 1976 schrieb er für die Tageszeitungen „DIE UNION“ Rezensionen über Jazz, die er ab 1979 mit eigenen Fotos der Konzerte ergänzte. Seit 1983 wirkt er als freiberuflicher Fotograf mit den Schwerpunkten Musik und Theater. Neben der Zusammenarbeit mit der Staatskapelle Dresden, der Dresdner Philharmonie, dem Zentrum für zeitgenössische Musik und Fotoaufträgen für bedeutende internationale Schallplattenlabels organisierte er Jazz- und Experimentalkonzerte in Dresden und Meißen.

1988 siedelte die Familie in die BRD über und lebte zunächst in Hannover, später in Rheinland-Pfalz. Als Referent für Jazz im Landesmusikrat Niedersachsen, Fotograf der Schwetzinger Festspiele, des Theaters der Stadt Heidelberg und des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau, dessen Hausfotograf er 1994 schließlich wurde, war Creutziger ein vielbeschäftigter Mann.

Nach dem politischen Umbruch 1989 war Dresden schnell wieder ein wichtiger Ort seiner Aktivitäten. Creutziger wurde ständiger Fotograf des Zentrums für zeitgenössische Musik/Europäisches Zentrum der Künste Hellerau, und die Staatskapelle Dresden engagierte ihn für ihre Konzerte und die Japantournee mit Giuseppe Sinopoli anlässlich des 450-jährigen Jubiläums des Klangkörpers. In Mannheim und Ludwigshafen arbeitete er darüber hinaus als freier Fotograf und Rezensent für unterschiedliche Printmedien und organsierte die Reihe „Jazz in der Philharmonie“.

2003 kehrte er schließlich nach Dresden zurück und begleitet seitdem die Dresdner Staatskapelle. Neben seiner Tätigkeit als offizieller Hausfotograf der Semperoper Dresden (bis 2016) war er ab 2010 Fotograf der Internationalen Schostakowitsch-Tage Gohrisch und der Osterfestspiele Salzburg (2013 bis 2022).

Creutzigers Werk

Matthias Creutzigers beeindruckende Porträts von Musikerinnen und Musikern in Schwarzweiß zeichnen sich durch eine besondere Intensität aus. Nah dran und meist mit auf der Bühne, weiß er die Konzert- oder Probensituation so in Szene zu setzen, dass seine Fotografien das eigentlich Unmögliche leisten: Musik in ihrem je eigenen Charakter tatsächlich empfinden zu lassen, obgleich die Bilder stumm sind. Bewegung wird in Unschärfe übersetzt, die geschlossenen Augen zeigen konzentrierte Versunkenheit. Neben diesem ausdrucksstarken Werkkomplex stehen andere Serien, die u. a. auf berufliche Aufenthalte weltweit zurückgehen: In Kuba fotografierte er das Straßenleben, in Ländern Südeuropas das Spiel von Licht und Schatten. Die Graffiti in der Dresdner Neustadt als urbane Kunst interessieren ihn ebenso wie die bizarren Verfremdungen, die Bakterien auf im Elbehochwasser 2013 beschädigten Diapositiven verschiedener Reisen hervorriefen.

Am 20. April lädt die SLUB zu einem Podiumsgespräch mit Martin Morgenstern (Freier Journalist) mit Matthias Creutziger und dem legendären Jazz-Schlagzeuger Günter Baby Sommer über Musik und Fotografie ein. Die Veranstaltung beginnt 18 Uhr im Klemperer-Saal der SLUB (Zellescher Weg 18, 01069 Dresden), der Eintritt ist frei.

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