Mehr Platz für Wohnungen, das ist es, was Dresden braucht. Darin waren sich die Diskutanten in der Veranstaltung des Entwicklungsforums um den Masterplan für die Leipziger Vorstadt am Montagabend (DAWO! berichtete) einig. Für das Gelände am Alten Leipziger Bahnhof legte unter anderem Architekt Jörg Möser einen Entwurf (siehe Visualisierung) vor mit bis zu 100 Wohnungen sowie Büros und Läden, allesamt höchstens dreistöckig.
Berufskollege Maximilian Kunze entwarf in seiner Diplomarbeit, die einen Architekturpreis gewann, für das Areal Wohnhäuser, Restaurants und eine Cafeteria, Grün- und Ladenflächen. Die Attraktion des coolen Plans ist ein von einem kleinen Park umgebener Aussichtsturm.
Das Filetstück gehört aber dem Unternehmen Globus, das ein Einkaufszentrum mit einer Verkaufsfläche von 8.800 Quadratmetern plant. Aufgrund des Gegenwinds wolle man sich aber auch mit 6.400 Quadratmetern und einem anderen Standort begnügen. Dafür sieht Enrico Wilde von Globus grünes Licht im Rathaus. „Es bestand geradezu Einstimmigkeit darüber, dass Globus einen Platz in der Dresdner Handelslandschaft verdient“, sagt er.
Und tatsächlich bestätigt Grünen-Stadtrat Thomas Löser: „Die rot-rot-grüne Mehrheit arbeitet derzeit an einem Antrag, nach welchem die Stadt nach alternativen Flächen für Globus suchen soll.“ Uwe Sochor, Einzelhändler aus Pieschen, findet „es komisch, dass nun die Stadt in einer Bringschuld für Alternativgrundstücke ist. Es ist schlicht unternehmerisches Risiko, wenn ein Projekt sich auf einer bestimmten Fläche nicht realisieren lässt. Um Alternativen muss sich jeder Investor selbst kümmern.“
Rathaussprecher Kai Schulz formuliert es so: „Grundsätzlich kann Globus jederzeit auf die Realisierung seines Vorhabens am alten Leipziger Bahnhof verzichten und sich um einen anderen Standort bemühen. Dort müssten entsprechende Gutachten, insbesondere zur verkehrlichen und zur Einzelhandelsverträglichkeit erstellt werden.“
Sochor findet einen „Riesenmarkt in der Größe von zehn Aldi-Märkten an keiner Stelle in der Stadt stadtplanerisch, verkehrlich und im Hinblick auf kleine Einzelhändler verträglich. Umgebende kleine Händler gingen kaputt und der angezogene Autoverkehr würde zu einer enormen Belastung für die Anwohner. Daher muss Rot-Rot-Grün Schranken bei der Verkaufsfläche einziehen.“
Die vom Unternehmen in Aussicht gestellte Reduzierung genüge da aus Sicht der Allianz nicht. Maximal die Hälfte sei darstellbar, besser seien jedoch mehrere kleinere Quartierversorger. „Dass Globus dies kann, zeigt sein kleinteiliger Frida-Markt in Saarbrücken. Nicht umsonst hat der Stadtrat ja für die Leipziger Vorstadt eine Verkaufsflächenobergrenze von 800 Quadratmetern beschlossen.
„Es wäre für den Stadtrat an der Zeit, das verfehlte Großvorhaben am Alten Leipziger Bahnhof per Aufhebungsbeschluss zu beerdigen“, wiederholt Sochor die zentrale Forderung der Allianz. „Das wäre konsequentes politisches Handeln. Das Zögern von RRG in dieser Frage ist nicht nachvollziehbar.“
Dies ist umso bedauerlicher, da sich dadurch auf dem technisch-historisch so wertvollen Gelände auf absehbare Zeit nichts tut. Dabei gibt es zahlreiche vernünftige Nutzungs- und Planungsideen für ein kleinteiliges und gemischt genutztes neues Stadtquartier auf dem Areal, wie die Veranstaltung am Montag gezeigt hat. „Die Ideen des Pirnaer Architekten Jörg Möser und die prämierte Diplomarbeit von Maximilian Kunze sind realistische Konzepte und gehen respektvoll mit dem historischen Bahnhof um. Käme der Aufhebungsbeschluss, könnten diese Entwürfe zeitnah durch einen neuen Eigentümer umgesetzt werden und alles würde sich nicht so in die Länge ziehen“, so Sochor abschließend.
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