Graf Brühl schrieb in Polen sächsische Geschichte

Ein Hotel steht auf dem einstigen Landsitz des sächsischen Grafen Brühl in Pförten. Foto: Una Giesecke

Welcher Dresdner kennt ihn nicht – Heinrich Graf Brühl, Premierminister in Sachsen unter August dem Starken. Auf seinen Spuren können deutsche Gäste im polnischen Brody wandeln. Zweisprachige Tafeln führen durch eine verwunschene Parkanlage in Pförten. Den Niederlausitzer Ort, der damals zum nordöstlichsten Zipfel Kursachsens gehörte, erwarb der umtriebige Diplomat 1740. Denn die strategisch günstige Lage auf halber Strecke zwischen Dresden und Warschau erlaubte dem Grafen im Namen und Auftrag seines Herrn für dessen Rast auf der Durchreise eine wahnwitzige Prachtentfaltung. So ließ Brühl die Schloss- und Parkanlage aufwendig umgestalten, ganze Stadtteile neu errichten. Pförten verwandelte sich in eine florierende barocke Residenzstadt.

Am 1. September 1758 erteilte Friedrich II. den Befehl, das Lieblingsschloss seines bestgehassten Feindes zu zerstören. Vier Tage später ging die „Perle der Niederlausitz“ in Flammen auf. Der Wiederaufbau wurde erst im 20. Jahrhundert vollendet. 1945 brannte das Schloss erneut. Die Ausstellung erläutert in Bild und Text das Wirken Brühls, ausgehend vom aktuellen Zustand der Schloss- und Parkanlage und der bis heute erhaltenen barocken Stadtstruktur.

Auf dem Gelände finden unter Leitung des TU-Dresden-Absolventen Claudius Becker Parkseminare zur Wiederherstellung der Anlage statt. Am 14.12.2016 unterzeichneten die Stadt Forst (Lausitz) und die polnische Gemeinde Brody eine Absichtserklärung über grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur behutsamen Weiterentwicklung des gemeinsamen Natur- und Kulturerbes, um dessen Erlebbarkeit für die Besucher noch attraktiver zu gestalten. Hierzu sollen die bereits bestehenden Anlagen erneuert werden, um  weitere touristische Potenziale zu aktivieren und die Besucher zu einem längeren Aufenthalt in der Region zu begeistern.

Polnischer Wein

Polen und Wein? Unglaublich, aber wahr, das Nachbarland will alte Traditionen wiederbeleben. Rund um Zielona Góra (Grünberg) wurden seit dem 11. Jahrhundert Reben angebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg zum Erliegen gekommen, erlebt das Winzern unter Liebhabern wie Profis seit den Neunzigern eine kleine Renaissance. Landesweit sind es inzwischen 500 Güter, im Lebuser Land widmen sich 40 Berufs- und zehn Hobbywinzer dem Traubenanbau. Seit 2005 ist Polen von der EU als Weinland anerkannt, strenge Landesgesetze regeln die Zulassung für den Verkauf nach Qualitäts- und Herkunftssiegelverfahren. Doch aller Anfang ist schwer.

Bacchus als Brunnenfigur  führt den Reigen vieler kleiner Bronzestatuetten des Weingottes im Stadtzentrum von in Zielona Gora (Grünberg) an. Foto: Una Giesecke
Bacchus als Brunnenfigur führt den Reigen vieler kleiner Bronzestatuetten des Weingottes im Stadtzentrum von in Zielona Gora (Grünberg) an. Foto: Una Giesecke

Die Grünberger nehmen es locker und lassen den Weingott Bacchus inform zahlreicher witziger Bronzestatuetten durch ihr Stadtzentrum wanken.
Dort oder in restaurierten früheren schlesischen Landgütern kann man in Weinschlössern schlemmen, ausschlafen und saunieren. Wer die dortige Gastfreundschaft, hohen Standards und das Preis-Leistungs-Verhältnis einmal kennen gelernt hat, kommt meist wieder.
www.polen.travel/de

1 Kommentar

  1. Zu erwähnen wäre im Zusammenhang mit Pförten/Brody und Grünberg/Zielona Gora das lediglch ca. 5 km nördlich von Pförten gelegene Dorf Beitzsch/Biecz mit einer George-Bähr-Kirche!!!

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