ITS des Krankenhaus Neustadt geschlossen

Im Krankenhaus Dresden-Neustadt wurde ein multiresistenter Keim auf der Intensivstation gefunden. Foto: Pixabay
Symbolfoto: Pixabay

Das Krankenhaus Neustadt hat mit einem multiresistenten Keim zu kämpfen. Bei insgesamt vier Patienten wurde der Keim festgestellt, die Intensivstation (ITS) ist jetzt geblockt. Die betroffenen Personen sind inzwischen in einem extra abgetrennten Bereich in Quarantäne und werden von eigenen Pflegekräften betreut. Bei zwei weiteren Patienten wurde der Erreger ebenfalls nachgewiesen. Die Patienten, die sich regulär auf der Station befinden werden normal weiter betreut und mehrmals in der Woche weiter untersucht.

Der Keim heißt Klebsiella pneumoniae und kommt vor allem im Darm vor. Für gesunde Menschen ist er laut Krankenhaushygieniker Dr. Michael Wendt nahezu ungefährlich.
Anders ist das bei Menschen mit mehreren Vorerkrankungen, bei Schwangeren oder geschwächten Neugeborenen. Danach einer Routineuntersuchung waren die Ärzte am Neustädter Klinikum alarmiert. Erst stellten sie am Wochenende bei einem Patienten der Intensivstation einen gefährlichen, multiresistenten Keim fest, kurz darauf bei einem zweiten. Das kann kein Zufall sein, glaubten sie. Der Test bei allen anderen Patienten auf der Station zeigte: Noch zwei weitere sind betroffen – die restlichen 14 bisher aber nicht. Damit das so bleibt, hat die Klinikleitung strengste Hygienemaßnahmen ergriffen.

Der Keim heißt Klebsiella pneumoniae und kommt vor allem im Darm vor. Für gesunde Menschen ist er laut Krankenhaushygieniker Dr. Michael Wendt nahezu ungefährlich.
Anders ist das bei Menschen mit mehreren Vorerkrankungen, bei Schwangeren oder geschwächten Neugeborenen. Dann kann er zu Infektionen im Darm, der Lunge
oder auch auf der Haut führen – und in Kombination mit den Vorerkrankungen auch tödlich verlaufen. Weil die gängigen vier Antibiotikastämme nicht wirken, müssen die Ärzte auf einige wenige Restantibiotika zurückgreifen. Aber wohldosiert, weil der Keim auch dagegen Resistenzen entwickeln könnte. Im Neustädter Klinikum werden zwei der Betroffenen mit diesen Antibiotika behandelt. Die anderen beiden nicht, weil sie den Keim zwar tragen, aber nicht daran erkrankt sind.

Erst im August wurde die neue Intensivstation im Haus D eröffnet und ist für solche Fälle vorbereitet. Die Erkrankten liegen nun isoliert in vier Einzelzimmern. Ein festes
Ärzte- und Schwesternteam betreut nur diese Betroffenen, damit keine Übertragung auf andere Patienten stattfindet. Die Mediziner tragen einen langärmligen Extrakittel
und Handschuhe. Die Sachen werden nach jedem Kontakt im Raum ausgezogen und gesondert entsorgt. Ein Mundschutz ist laut Krankenhaushygieniker Wendt nicht nötig, da die Keime nicht über die Luft, sondern nur über Wunden, Schleimhäute und auch Flächen übertragen werden können. Umso wichtiger ist regelmäßiges Desinfizieren – der
Hände und auch aller Flächen. „Zum Glück wirken die Desinfektionsmittel noch“, sagt Wendt. Die restlichen Patienten der Station sollen, wenn sich ihr Zustand bessert, auf
andere Stationen verlegt werden. Allerdings erst, wenn zwei weitere Tests auf den Keim negativ waren. Besuch ist auf der Station und bei den Betroffenen weiterhin erlaubt.
Doch auch hier wird auf gründlichem Desinfizieren bestanden.

Wie wirkt sich der Vorfall auf die Abläufe im Krankenhaus aus?

Die Station nimmt keine neuen Patienten auf, sie werden unter anderem nach Friedrichstadt oder an das Uniklinikum umgelenkt. Geplante Operationen, die zu einer intensivmedizinischen Betreuung führen, gibt es derzeit in Neustadt nicht. Und auch vom Rettungsdienst gemeldete, schwere Notfälle werden derzeit nicht ins Neustädter Klinikum gebracht. Wie viele das sind, kann der medizinische Leiter Dr. Lutz Blase nicht sagen. „Aber es entsteht keine relevante Versorgungslücke“, sagt er. Die anderen  Bereiche
in Neustadt, darunter auch die Kinderintensivstation, laufen ohne Einschränkungen weiter.

Woher der Keim so plötzlich kommt, wissen die Ärzte bisher nicht. Möglicherweise trug ihn ein Patient schon in sich. Dann könnte er durch die Antibiotikagabe, die andere Vorerkrankungen bekämpfen sollte, ausgebrochen sein. Lutz Blase sagt aber auch, dass im September schon einmal bei einer einzelnen Patientin genau dieser Keim auf der Station festgestellt wurde. Sie sei später an ihren schweren Grunderkrankungen verstorben. Eine Häufung derartiger Fälle habe es am Städtischen Klinikum aber noch nicht gegeben.

Bis der Betrieb normal weiter läuft, kann es laut Krankenhaushygieniker Wendt Wochen dauern. Zunächst müssten die vier betroffenen Patienten so weit genesen, dass der Keim nicht mehr festgestellt werden kann. Erst, wenn kein einziger Patient mehr auf der Station ist, können alle Räume intensiv desinfiziert werden. Denn die Keime können an Oberflächen Wochen und sogar Monate überleben. Erst danach sei eine Neueröffnung der Station möglich. (DAWO/Juliane Richter)

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