Andreas Linkermann ist erster klinisch tätiger Heisenberg-Professor am Uniklinikum Dresden / DFG fördert damit die Erforschung der zum Zelltod führenden Signalwege
„Nur wenn wir das System des Zelltods grundsätzlich verstehen, können wir Medikamente entwickeln, um diese Wege zu einer Nekrose aufzuhalten“, sagt Prof. Linkermann.
Der 42-Jährige hat sich in einem strengen Auswahlverfahren der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) behaupten können und ist damit der erste klinisch tätige Heisenberg-Professor an der Hochschulmedizin Dresden. „Diese von der DFG finanzierte Grundlagenforschung kommt direkt den Patienten zugute. Wir haben stets im Blick, wie wir mit unseren Forschungsergebnissen die Patientenversorgung verbessern können“, so der Arzt und Wissenschaftler weiter.
Weg vom rein wissenschaftlichen Ansatz
Bisher hatte die DFG der Dresdner Hochschulmedizin nur eine Heisenberg-Professur gefördert, die allerdings mit einem rein wissenschaftlichen Ansatz verbunden war. Die Dresdner Hochschulmedizin verstärkt mit dieser neuen Professur und der damit verbundenen Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft nun nicht nur die Versorgung der an Nierenschäden erkrankten Patienten, sondern baut auch die Forschung auf diesem Gebiet weiter aus. „Wir freuen uns sehr, mit Professor Linkermann einen ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet langfristig am Uniklinikum halten zu können“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums Dresden. Damit sei auch in Zukunft eine erstklassige, auf neuesten Forschungsergebnissen beruhende Patientenversorgung möglich.
Über 100 000 Menschen in Deutschland sind auf Dialyse angewiesen
Bluthochdruck und Diabetes mellitus sind die häufigsten Ursachen für ein Nierenversagen bei Erwachsenen. Über 100.000 Menschen in Deutschland sind derzeit auf die Dialyse als Nierenersatztherapie angewiesen. Das ist für sie mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Patienten müssen dreimal in der Woche vier Stunden lang zur Dialysebehandlung. Dabei werden Wasser aber auch Giftstoffe aus dem Körper gefiltert, die sonst die Nieren ausscheiden würden. Die Dialyse belastet den menschlichen Körper stark: Dialysierte haben unter anderem ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einzige Alternative ist die Transplantation einer Spenderniere. Transplantierte sind jedoch lebenslang auf Medikamente angewiesen, die zum Teil mit starken Nebenwirkungen verbunden sind.
Prof. Andreas Linkermann möchte an diesen Punkten anknüpfen. Dank seiner Forschung, die er als Heisenberg-Professor weiter verfolgt, soll es gar nicht erst zum Nierenversagen kommen. – Und falls dennoch eine Transplantation notwendig ist, soll das Spenderorgan möglichst ohne Schäden zum Patienten kommen. „Sobald eine Zelle ohne Sauerstoff ist, droht sie abzusterben“, erklärt er. Deshalb soll es darum gehen, die Signalwege zu erforschen, die zum Zelltod führen. Stirbt eine Zelle, verliert sie nicht nur ihre Funktion – was im Fall des Nierenversagens die Dialyse notwendig macht.
Das kaputte Material einer abgestorbenen Zelle verbleibt im Körper und aktiviert das Entzündungssystem, welches die tote Substanz abbaut. In diesem Prozess sehen Mediziner eine Ursache für Autoimmunerkrankungen, wie Lupus, Diabetes, Multiple Sklerose oder Nierenentzündungen. Lässt sich der Zelltod durch Medikamente verhindern, können diese Folgen verhindert werden. Zusammen mit internationalen Partnern testet Prof. Andreas Linkermann zum Beispiel derzeit Medikamente, die den Zelltod beim Transport von Spenderorganen verhindern. „Wir wollen Nekrose-Wege blockieren und die Zelle auch ohne Sauerstoff am Leben erhalten“, sagt er. Dafür forscht er auch mit Gewebeproben aus dem Uniklinikum. Die Erkenntnisse sind nicht nur für Dialyse-Patienten und bei einer Nierentransplantation relevant – sie haben auch Bedeutung bei anderen Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutvergiftung und Krebserkrankungen.
Lebenslauf von Prof. Andreas Linkermann
1976 geboren, studierte Andreas Linkermann von 1999 bis 2006 Medizin an der Christian-Albrechts-Universität, Kiel, wo er im Jahr 2008 promovierte und 2014 habilitierte. 2016 wechselte er an das Universitätsklinikum Dresden, wo er seitdem als Oberarzt des Bereichs Nephrologie an der Medizinischen Klinik III tätig ist. Seit 1. Januar 2019 ist Andreas Linkermann zudem Heisenberg-Professor am Uniklinikum. Er ist der Einzige, der sowohl den bedeutendsten Preis für Transplantation sowie den für Nephrologie erhalten hat – 2015 den „Franz-Volhard-Preis“ der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) und 2016 den „Rudolf Pichlmayr Preis“ der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG).
Heisenberg-Professuren
Die Heisenberg-Professur ist eine Weiterentwicklung des Heisenberg-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft und bereitet auf wissenschaftliche Leitungspositionen vor. Eine junge Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler sucht sich eine Hochschule, an der sie oder er durch die Berufung ein neues Forschungsgebiet etablieren kann. Die aufnehmende Hochschule muss gegenüber der DFG erläutern, inwiefern die Einrichtung einer Heisenberg-Professur für sie eine neue wissenschaftliche Schwerpunktsetzung bedeutet. In der DFG-Begutachtung stellt sich die Wissenschaftlerin oder der Wissenschaftler dem Wettbewerb um eine Heisenberg-Professur. Hier werden ausschließlich wissenschaftliche Exzellenzkriterien angelegt. Zeitnah prüft außerdem die aufnehmende Hochschule in einem Berufungsverfahren die Kandidaten für die neu zu schaffende Professur. Fällt die Wahl auf die Person, die sich bei der DFG beworben hat, so erhält sie zunächst eine Heisenberg-Professur. Nach fünf Jahren wird diese Stelle in eine unbefristete Professur umgewandelt.
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