Umweltamt schränkt Wasserentnahme ein
Wegen der anhaltenden Trockenheit und des Niedrigwassers in Dresdens Bächen und Flüssen verbietet das Umweltamt ab Montag, 15. Juli 2019, die Wasserentnahme mittels Pumpen aus oberirdischen Gewässern. Das Schöpfen mit Handgefäßen ist bei ausreichender Wasserführung weiterhin zulässig. Aber auch dies sollte mit höchster Zurückhaltung erfolgen. Die Allgemeinverfügung betrifft Anlieger und Eigentümer der oberirdischen Gewässer im Stadtgebiet und gilt bis 15. Oktober 2019. Vom Verbot ausgenommen sind Wasserentnahmen, für die eine wasserrechtliche Erlaubnis vorliegt. Werden bei Gewässerkontrollen Verstöße festgestellt, kann dies als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Das Bußgeld beträgt mindestens 50 Euro.
Seit Ende Juni 2019 führen bereits nahezu alle beobachteten Fließgewässer im Stadtgebiet nur noch wenig bis sehr wenig Wasser. Elf Fließgewässer sind bereits abschnittsweise oder vollständig trocken, darunter beispielsweise der Leubnitzbach/Koitschgraben/Blasewitz-Grunaer Landgraben, der Rote Graben und der Kaitzbach unterhalb der Ausleitung des Park-Kaitzbachs. „Wir müssen für unsere Flüsse und Bäche sorgen“, erklärt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. Die Wasserläufe haben gerade im Sommer eine hohe Bedeutung für das Leben in der Stadt, so die Beigeordnete: „Unsere Gewässer sind ein wesentlicher Bestandteil des ökologischen Netzes im Stadtgebiet. Wir alle kennen und spüren die kühlende Wirkung von fließenden Gewässern auf die Umgebung. Diese Klimaregulation nimmt bei niedriger Wasserführung ab, da die Vegetation weniger mit Wasser versorgt und damit die Verdunstungsleistung reduziert wird.“
„Dresdens Fließgewässer hängen aktuell am Tropf der Niederschläge. Seit April fließt weniger Wasser durch die meisten Dresdner Flüsse als üblich. Die Wasserstände reagieren nur kurzfristig auf einzelne Regenschauer, ohne dass sich das Basisniveau wesentlich ändert“, erläutert Harald Kroll, Sachgebietsleiter für Gewässer- und Bodenpflege im Dresdner Umweltamt. Verschärft und mit verursacht ist die durchaus dramatische Situation durch das extreme Dürrejahr 2018. „Die Boden- und lokalen Grundwassersspeicher konnten durch die Niederschläge im Winter und Frühling längst nicht wieder aufgefüllt werden. Es fehlen seit 2018 durchschnittlich 300 Liter Regen auf jedem Quadratmeter Fläche in Dresden“, unterstreicht Kroll. Die daraus resultierende, ungewöhnlich starke Niedrigwasserphase ließ 18 Fließgewässer vollständig oder über weite Strecken austrocknen. Dazu zählte auch das größte Fließgewässer zweiter Ordnung in Dresden, die Prießnitz. „Besonders betroffen vom Wassermangel ist beispielsweise der Fischbestand, der bei Austrocknung des Fließgewässers komplett verstirbt oder abwandert. Im naturfernen Stadtgebiet besiedeln Fische die ausgetrockneten Abschnitte wegen mangelnder Rückzugsräume oft nur langsam – wenn überhaupt“, warnt Harald Kroll.
Seit April 2019 gibt es in Dresden zu wenig Niederschlag. Und die Trockenheit hält weiter an. Nach den derzeitigen Wetterprognosen wird das entstandene Defizit auch in den kommenden Wochen nicht ausgeglichen werden können. Das führt zu Niedrigwasser bis hin zu ausgetrockneten Bächen und Flüssen. Auch die Grundwasserstände im Stadtgebiet sinken wieder. Derzeit unterschreiten die Grundwasserstände an 95 Prozent der ausgewerteten städtischen Messstellen den Mittelwert der letzten Jahre für den Monat Juni um durchschnittlich etwa einen halben Meter. Prognosen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sagen in den nächsten Jahren klimawandelbedingt weiter steigende Temperaturen, spürbare geringere Niederschläge und die Zunahme extremer Wetterereignisse voraus. Damit ist häufiger mit Niedrigwasserphasen zu rechnen.
Dresden stellt sich auf Niedrigwasserphasen ein
Das Dresdner Umweltamt hat bereits an vielen Stellen Stadtgewässer renaturiert und den natürlichen Wasserrückhalt in den Einzugsgebieten der Flüsse erhöht. „Das erreichen wir, in dem wir Regenwasser versickern lassen und Flächen entsiegeln oder ihre Versiegelung vermeiden“, erläutert Gewässserexperte Harald Kroll. „Außerdem können wir Feuchtgebiete und Auen reaktivieren. Die Renaturierung bleibt wichtig. Standortgerechte Ufergehölze sorgen für mehr Schatten und Abkühlung und weniger Verdunstung“, so Kroll. „Die begonnenen Projekte zeigen Wirkung und müssen in den kommenden Jahren an weiteren Stellen fortgesetzt werden. Langfristig muss es uns gelingen, die natürlichen Gewässer und in ihre Einzugsgebiete widerstandsfähiger gegen klimabedingte Veränderungen zu machen“, kündigt Umweltbürgermeisterin Jähnigen an.
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