Mit Wiedereröffnung des Semperbaus am Zwinger lassen sich die Alten Meister neu entdecken.
Das sempersche Rot rahmt sie wieder, die Sixtinische Madonna. Schließlich ist sie eine Italienerin, und alle italienischen Meister hängen wieder vor diesem warmen, erdigen Rot, das Semper einst Mitte des 19. Jahrhunderts für die Gemäldegalerie auswählte: „Damals kam eine textilbeflockte Tapete an die Wände“, sagt Stephan Koja, Direktor der Alten Meister und Skulpturensammlung. Sie erlaubte der königlichen Sammlung einen großen Auftritt. Endlich hatten die Gemälde Räume, die sie optimal zur Wirkung brachten – denn bevor die Sempergalerie 1855 eröffnet wurde, hingen sie dicht an dicht im Johanneum. Eine Ordnung nach Schulen oder Zeiten war dort nur vage möglich. Im neuen Domizil fielen prompt ein paar Details D auf: Ein vermeintliches Werk Leonardo da Vincis wurde zweifelsfrei Hans Holbein d. J. zugeordnet, dafür erwies sich ein vermeintlicher Holbein nur als echte Kopie.
Vor solchen Überraschungen dürfte Stephan Koja inzwischen gefeit sein. Nichtsdestotrotz wird er bei den Besuchern der frisch sanierten Gemäldegalerie für einige Überraschungen sorgen: Durch die neue Gegenüberstellung von Skulpturen und Gemälden gibt er auch den erforschtesten unter den Alten Meistern eine neue Wendung: „Wir wissen beispielsweise, dass Rembrandt einige Kopfstudien von Hendrik de Keyser besaß“, sagt Koja, „und die SKD besitzt den Kopf eines weinenden Knaben de Keysers, der Rembrandt als Vorbild für seinen Ganymed gedient haben muss.“ Jetzt werden beide unmittelbar nebeneinander zu sehen sein: „So können wir den Besuchern zeigen, welche Bezüge die Künstler hatten. Dafür müssen sie gar nicht viel lesen.“
Andrea del Sartos „Opferung des Isaaks“ steht eine Bronze der Laokoon-Gruppe zur Seite – auch dort fällt ins Auge, dass del Sarto die antike Skulptur offenbar sehr gut kannte. „Wir verdeutlichen, in welchem Ausmaß die Antike die Renaissance und den Barock beeinflusste.“
Zumal alle Meisterwerke, Skulpturen wie Gemälde, eine optimale Ausleuchtung erhalten. Einmal von einer eigenen Lichtleiste für jedes einzelne Objekt, zum anderen vom Tageslicht, dass bereits Semper zur Beleuchtung der Galerie einsetzte: „In die Antikenhalle fällt von beiden Seiten Tageslicht, in den Skulpturengang von einer Fenstergalerie auf der Zwingerseite“, sagt Koja. Die alte Problematik der spiegelnden Verglasungen und reflektierender Firnis mildert seit Sanierung ein einfacher Trick – Rollos lassen sich nach oben statt nach unten schieben: „So fällt das Licht von oben auf den Boden und strahlt nicht auf die Bilder.“
DAWO
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