Casanova war Premierengast, als die radikalste aller Mozart-Opern „Don Giovanni“ 1787 in Prag uraufgeführt wurde. Der berühmte Frauenheld wollte damals die Texte Lorenzo Da Pontes korrigiert haben, wurde aber ignoriert. Sah der Don-Juan-Nachfolger etwa seinesgleichen ins falsche Licht gerückt? Immerhin ist das Urteil der Nachwelt eindeutig: Don Giovanni fährt letztlich zu Hölle.
Bis dahin aber lebt der Lebemann in Saus und Braus und lässt keinen Weiberrock aus. Zu sehen und zu hören ist die große Party in der Semperoper auf Italienisch. Das passt, als hätte Mozart nie etwas anderes getan, als hinter die Kulissen einer dekadenten Oberschicht zu schauen. Großartig übersetzt in ein Gucci-schickes Bühnenbild hat dies Harald Thor, in laszive Kostüme Tanja Hofmann.
Und so bietet der mit dem „Todesakkord“ d-Moll beginnende, spannend erzählte (Regie: Andreas Kriegenburg) Abend doch weitaus mehr als düstere Ahnungen und Gewissheiten: nämlich appetitliche Damen und laszive Kleider, geniale Musik und schmelzende Stimmen. Donna Anna (Maria Bengtsson) ist noch an den leisesten Stellen präsent bis zum letzten Rang. Donna Elvira (Aga Mikolaj) schmiegt sich an die Flötentöne, und der Dirigent liebt sie dafür.
Apropos, Omer Meir Wellber begleitet einige Rezitative selbst am Hammerklavier, während andere vom Cembalo untersetzt sind. Der bewusst gewählte Klangunterschied zwischen Lüge und Wahrheit kommt jedoch kaum zur Geltung, da beide Nachbauinstrumente von einer Firma stammen und ganz ähnlich spitz intoniert sind.
Abgesehen von solchen Spitzfindigkeiten, lohnt der Augen- und Ohrenschmaus. Casanova hätte er sicher gefallen. Zumal in seiner Sprache, in der es sich einfach besser singt. Für unsereins gibts dankenswerterweise deutsche Übertitel. Una Giesecke
heute und am 24., 29.6. sowie 3.7., Kartentel. 0351 4911705, www.semperoper.de
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