Birnenkuchen mit Lavendel – der Filmtitel inspirierte die französische Konditorei aus der Neustadt zu einem köstlichen Gebäck, das zur Premiere am Dienstag im Programmkino Ost gereicht wurde. Allerdings heißt der Streifen im Original passender: „Ein Geschmack von Wunder“.
Denn man riecht förmlich die Lavendelfelder der Provence, schmeckt deren süße Früchte, schaut den Wolken darüber zu und kostet aus, was Regisseur Éric Besnard in diesem sehr sinnlichen Werk eingefangen hat, ohne es schwülstig zu überladen. Ein Film, der die Stimmung hebt wie ein leichter, sauberer, ehrlicher Wein.
Dabei bricht der junge Wilde mit einigen Regeln. Statt das ewig weibliche Objekt der Begierde, die Pobacken der schönen Bäuerin Louise, bekommt der Zuschauer den nackt duschenden Protagonisten Pierre zu sehen. Statt eine Entwicklung der Hauptfigur zu verfolgen, ändern alle Beteiligten inklusive Kinopublikum deren Wahrnehmung, während sich der zahlenbesessene und übersensible Pierre stets treubleibt. Statt der im Mainstreamkino üblichen Rollenverteilung entzündet sich die Liebe auf den ersten Blick hier zwischen starker, autarker Weiblichkeit und fragiler Männlichkeit. Gesehen hat man Letzteres schon vor zehn Jahren in „Emmas Glück“, der mit Jürgen Vogel und in seiner saftigen Bodenständigkeit unerreicht bleibt.
Der Dank an eine echte Fee im Abspann gilt seiner Ehefrau, verriet der Regisseur am Premierenabend. Die Psychoanalytikerin hat ihn durch ihre Arbeit mit Menschen mit Asperger inspiriert. Entstanden ist ein Film, der knapp drei Jahrzehnte nach Rain Man dieses Thema auf der Höhe der Zeit behandelt.
Una Giesecke
Bundesstart am 10. März im PK Ost und FT Schauburg
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