Ostrale zieht doch in die Messe

Auffällige Bänke machen in der Innenstadt Werbung für die Ostrale im Ostragehege. Foto: Una Giesecke
Auffällige Bänke machen in der Innenstadt Werbung für die Ostrale im Ostragehege. Foto: Una Giesecke

Die Ostrale wird nächstes Jahr doch in Dresden bleiben. Chefin Andrea Hilger hat nach „sehr positiven Gesprächen“ mit den Stadtratsfraktionen einen Entschluss gefasst. Demnach lässt sie sich auf den Kompromiss ein, vom 29. Juni bis 26. August mit ihrer Ausstellung für zeitgenössische Kunst nun doch in die Messe zu gehen. Genauer gesagt in die noch freie Halle 1. „Das wird eine echte, faszinierende Herausforderung für uns“, sagt Hilger. Denn die Messe sei ein absolut funktionaler Raum und nicht so sinnlich wie die bisherigen Futterställe. „Aber man kann aus jedem Raum etwas machen, wenn man gut ist“, sagt sie lachend.
Lange hatte Hilger gezögert, diesen Weg zu gehen. Auch, weil der Zeitraum zu großen Teilen in die Schulferien fällt. Denn in den vergangenen Jahren ist das Interesse der Schulen an der Ostrale stetig gestiegen. Vergangenes Jahr besuchten rund 400 Klassen die Ausstellung. Mittlerweile zeigt sich Andrea Hilger aber zuversichtlich und will 2019 vor allem eine sehr gute Schau hinlegen, um damit für eine dauerhafte Ostrale in Dresden zu werben und auch aus dem Stadtrat die langersehnte Unterstützung zu erhalten. Und für die Schulen sieht sie jetzt die letzte Woche vor den Ferien und die ersten zwei direkt danach als möglichen Zeitraum. „Während wir zuletzt zehn Klassen am Tag hatten, werden es dann vielleicht 20 oder mehr sein. Aber dann müssen wir eben weiter komprimieren.“

Kleinere Reparatur für Futterställe

Messechef Ulrich Finger bestätigt die Einigung mit der Ostrale. Klar müsse man sich nur noch darüber werden, wie das Ganze finanziert werden kann. „Wir wissen ja, dass die Ostrale kein Geld hat“, sagt er. Der Messechef möchte an dieser Stelle keinen Gewinn machen, aber muss die entstehenden Kosten für Reinigung, Strom und Sicherheitsdienst in Rechnung stellen.
Ostrale-Chefin Hilger ist in diesem Punkt zuversichtlich. Das Gespräch mit den Stadtratsfraktionen hat ihr spürbar Hoffnung gemacht. Nun fiebert sie der Sitzung des Kulturausschusses kommende Woche Dienstag entgegen. Dort soll es auch um zusätzliches Geld gehen, allerdings für die Futterställe. Diese darf die Ostrale wegen mangelnder Genehmigungen nicht mehr bespielen. Allerdings hat sie dort nach wie vor ihre Werkstätten und einige Lagerräume ? jedoch ohne gültigen Mietvertrag. Der Eigentümer, die städtische Gesellschaft DGI, hält seit Monaten die Füße still, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Denn im Raum steht nach wie vor ein gültiger Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2016, mit dem sich die Fraktionen für die Ostrale in den Futterställen ausgesprochen hatten.
Davon kann derzeit keine Rede mehr sein, weil die geschätzten 13 Millionen Euro für die Komplettsanierung fehlen. Die ist für Hilger derzeit auch vom Tisch. „Vom alten Standort reden wir gerade alle nicht mehr“, sagt sie. Jedenfalls nicht für die Kunstausstellung. Aber als Werkstatt und Lagerort würde sie die Futterställe gern noch behalten. Gerade im Hinblick darauf, dass die Ausstellung nächstes Jahr direkt nebenan in der Messe stattfinden soll. Hilger sagt, um für die Futterställe die Genehmigung zu erhalten, geht die Stadt von rund 50 000 Euro Baukosten aus. „Wir sind aber mit Architekten durchgegangen. Und die sagen, es geht auch für 20 000 Euro.“ Diesen Betrag erhofft sie sich nun von der Stadt. Dann wäre die Ostrale 2019 im Ostragehege abgesichert.
Darüber hinaus hat sie noch eine weitere Idee, die viel mit Solidarität zu tun hat. Hilger möchte Stücke der Ostrale an anderen Orten in der Stadt zeigen ? ebenso über einen Zeitraum von mindestens anderthalb Monaten. Demzufolge haben das Projekttheater, das Raskolnikoff in der Neustadt, die Alte Feuerwache, der Künstlerbund und auch der Riesa Efau schon ihre Unterstützung zugesagt. „Diese Solidarität ist großartig“, sagt Hilger dazu. Nun müssen noch die genauen Termine festgezurrt werden. Auch Gespräche mit den Kuratoren Ende kommender Woche stehen noch aus. Dabei geht es nicht nur um die ausgelagerten Ausstellungsorte, sondern auch um die Themen, die bei der nächsten Ostrale gesetzt werden sollen.
Das Thema Menschenrechte wird laut Hilger wohl eine Rolle spielen. Und auch der Begriff „Womanism“ fällt schon kurz. Hilger will mit dieser außergewöhnlichen Ostrale in der Messe auf jeden Fall punkten ? und so doch noch den Nährboden für eine lange Zukunft in Dresden bereiten. (dpa)

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