Wer Hilfe sucht, ist in der ökumenischen Anlaufstelle im Hauptbahnhof Dresden richtig.
Eine Frau, die in Ohnmacht fällt, eine Mutter, die ihr Kind nicht wiederfindet, Obdachlose, die einen Schlafplatz suchen: Die neue Bahnhofsmission im Dresdner Hauptbahnhof hat ihre Arbeit aufgenommen und bereits ersten Reisenden Hilfe geleistet. „Alle sind willkommen, auch Menschen, denen im Leben Leid widerfahren ist“, sagte Klaus Dieter Kottnik, der Vorsitzende der kirchlichen Konferenz deutscher Bahnhofsmissionen, zur Eröffnung. Wer Unterstützung beim Umsteigen oder mit den Gepäckwagen braucht, wer Begleitung für allein reisende Kinder sucht, wer in Not gerät, sein Handy verloren hat oder bestohlen wurde, alle Reisenden in Not können sich an die Mitarbeiter wenden. Wer nicht weiter weiß oder gestrandet ist, bekommt ebenso Hilfe. Dabei sei die Bahnhofsmission aber kein Ersatz für andere Fachdienste wie Suchtberatung oder Wohnungsnotfallhilfe, so Sprecherin Uta Dutschke. Das Angebot richte sich an alle, die Hilfe brauchen.
In den Räumen an der Bayrischen Straße können sich Hilfesuchende aufwärmen, Schnittchen essen und einen Kaffee trinken. Wohnungslose, die dringend Kleidung brauchen, erhalten eine frische Hose oder einen Schlafsack. Der Eingang soll sich zwischen dem Dönerladen Baba und der Warenanlieferzone befinden. Die Räume, die die Bahn mietfrei zur Verfügung stellt, wurden gerade erst ausgestattet und zunächst nur von 12.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Später sollen die Zeiten ausgedehnt werden. Betrieben wird die Mission hauptsächlich durch Ehrenamtliche, die beispielsweise Erste Hilfe in medizinischen Notfällen leisten. Dafür kooperiert die Diakonie-Stadtmission mit evangelischer Landeskirche, römisch-katholischem Dekanat, Caritas und Deutscher Bahn. Die Stadt steuert dieses Jahr rund 60 000 Euro bei. Wer mindestens zwei Stunden pro Woche aufbringen kann und Interesse hat, solle sich bitte bei Elvira Ploß melden, gern per E-Mail: [email protected]
Deutschlandweit gibt es rund 100 solcher Bahnhofsmissionen. Häufig sind diese Anlaufpunkte für Obdachlose, die sich im Umfeld des Bahnhofs aufhalten. In besonders kalten Nächten bleiben die Türen durchgängig offen und werden von der Bundespolizei kontrolliert.
Historisch geht die Bahnhofsmission in Dresden auf die Landflucht in den Gründerjahren zurück. Damen mit rosa Kreuz auf weißer Armbinde fingen die „Unschuld vom Lande“, Konfirmandinnen nach Schulende, ab, bevor sie in falsche Hände und auf die schiefe Bahn gerieten. Sie brachten die „Ostermädchen“ in Mägdeherbergen, wo sie Obdach, Ausbildung und Stellenvermittlung als Dienstmädchen in Haushalte fanden. Darauf geht noch das Hotel „Martha-Hospiz“ nahe dem Neustädter Bahnhof zurück. (DAWO/UG)
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