Dass der Berliner Fernsehturm unbedingt vier Tage vorm Dresdner eröffnet werden musste, darüber haben sich die Dresdner mit Blick auf die berlinverliebte politische Führungsriege der volkseigenen Republik nicht mehr wirklich gewundert. Berlin bekam damals eben in allem den Vorzug … Also wurde in der Hauptstadt am 3. Oktober 1969 geifeiert – in Dresden konnte dann am 7. Oktober auf den neuen Fernsehturm angestoßen werden. Inoffiziell war der Turm hoch oben überm Elbhang bereits Mitte September in Betrieb gegangen.
All das ist nun also 50 Jahre her. Und wird natürlich gefeiert; am 12. Oktober. Dann wird am Fuß des Turms eine Menge Wissenswertes über das 252 Meter hohe Wahrzeichen zu erfahren sein. Die Deutsche Funkturm GmbH als Betreiber über die aktuelle Nutzung berichten – und auch der Fernsehturm-Verein wird seine spannenden Ideen für die geplante Wiedereröffnung für Besucher präsentieren.
Schon in den Tagen zuvor könnte sich Wichtiges für die Turmzukunft entscheiden. Zwar nicht in Dresden, sondern in München: Auf der renommierten Immobilienmesse Expo Real will die Stadtverwaltung einen neuen Betreiber suchen. Denn der Fernsehturm soll ja bekanntlich wieder für Besucher geöffnet werden. Im November des vergangenen Jahres hatte die Nachricht in Dresden für euphorischen Jubel gesorgt, dass sich der Bund mit über zwölf Millionen Euro Fördermitteln an dem durchaus anspruchsvollen solchen Projekt beteiligen will. Seit 1991 stehen die beiden Lifte sozusagen still, die bis dahin jährlich um die 200 000 Besucher auf die 148 Meter hohe Aussichtsplattform und das Restaurant brachten. Und das mit dem atemberaubenden Tempo von gut sechs Metern pro Sekunde.
Wann nun wieder Touristen den Blick aus luftiger Höhe übers Elbtal und die Elbestadt schweifen lassen können, ist derzeit allerdings noch offen. Aber so greifbar nah wie derzeit war die Wiederöffnung jedenfalls in all den Nachwendejahren nicht! Klar ist aber auch, so haben Experten berechnet, dass mindestens 300 000 Besucher pro Jahr gebraucht werden, um ein Restaurant im Turm einigermaßen wirtschaftlich betreiben zu können. Das Konzept für den Turm muss also tatsächlich passen!
Spektakuläre Vision: per Seilbahn zum Turm
Visionen und Ideen gibt es aber bereits eine Menge. Allen voran der Fernsehturm-Verein hat sich immer wieder mit zum Teil auch spektakulären Projekten zu Wort gemeldet. Das Televersum zum Beispiel, ein Wissenschafts- und Museumszentrum am Fuß des Turms, das Besuchern spannende Ein- und Ausblicke bieten könnte. Und auch architektonisch neue Dimensionen erweckt. Nicht zuletzt die Idee, Besucher per Seilbahn vom gegenüberliegenden Elbufer aus hinauf nach Wachwitz zu bringen, sorgte für reichlich Aufsehen. Neben den nicht zu unterschätzenden Kosten sprachen aber bisher aus Umweltaspekte gegen diese atemberaubende Vision. Ob sie endgültig vom sprichwörtlichen Tisch ist, muss sich zeigen.
Wie der Turm künftig genutzt werden soll, daran arbeitet derzeit ein sogenannter Lenkungsausschuss. Der befasst sich auch mit einem Verkehrskonzept. Die Besucher sollen möglichst per öffentlichem Nahverkehr zum Turm gelangen, um die Belastung für die Anwohner in Wachwitz gering zu halten. Es bleibt jedenfalls spannend.
Spannende Rechnung: höher als Berlins TV-Turm?
Spannend ist übrigens auch eine kleine Rechnung, die die Dresdner mit Blick auf den eingangs erwähnten „Streit“ mit den Berlinern aufmachen. Wenn schon nicht als erster Turm eröffnet, ist der Dresdner aber immerhin höher, frotzeln sie augenzwinkernd. Und das, obwohl der Berliner Fernsehturm 368 Meter hoch ist, der Dresdner 116 Meter kürzer. Rechnet man allerdings den Berg unterm Turm dazu, kommt man zwischen Meeresspiegel und Turmspitze in Dresden auf 482 Meter Höhe. Berlin liegt maximal 100 Meter überm Meeresspiegel, damit ist der Turm dort „nur“ 468 Meter hoch … Hier hat Dresdens Fernsehturm also doch noch die Nase vorn! Jens Fritzsche
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