Die Landeshauptstadt Dresden hat ihren neuen Umweltbericht für die Jahre 2017/2018 veröffentlicht: „Die Luftqualität hat sich verbessert, die Artenvielfalt wird durch mehr Langschnittflächen gefördert. Gleichzeitig ist der CO₂-Ausstoß noch zu hoch und der Boden zunehmend versiegelt. Der neue Umweltbericht belegt für die vergangenen Jahre zwar eine positive Entwicklung der Umweltsituation in Dresden. Dennoch fordern die noch nicht erreichten Ziele auch in den nächsten Jahrzehnten die strenge Umsetzung weiterer Maßnahmen ein,“ so das Fazit von Umweltamtsleiter Wolfgang Socher.
Der Umweltbericht erscheint aller zwei Jahre. Er untersucht bezogen auf Dresden, wie sich Klima, Natur und Landschaft, Boden, Wasser, Luft, Lärm und Abfall entwickelt haben und sich auf gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse auswirken. In so genannten „ecoTRENDS“ lässt sich verständlich ablesen, in welchen Bereichen Erfolge zu verzeichnen sind und wo Zielverfehlungen weitere Maßnahmen zwingend erfordern.
CO₂-Ausstoß zu hoch
Die CO₂-Emissionen im Stadtgebiet Dresden stagnieren und fallen für die gesteckten Ziele zu hoch aus. Das Minderungsziel für 2010 und 2015 wurde verfehlt. Um die anstrebten 5,8 Tonnen CO₂-Ausstoß pro Einwohner und Jahr bis 2030 zu erreichen, müssen Potenziale zur Energieeinsparung, der Effizienzsteigerung und Nutzung erneuerbarer Energien sowie Möglichkeiten zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens verstärkt erschlossen werden.
Stadtluft immer sauberer
Seit 1990 ist die Belastung durch Luftschadstoffe zwar stark gesunken, in Bezug auf die aktuellen Grenzwerte bereiten dennoch zwei Stoffe nach wie vor Probleme: Feinstaub und Stickstoffdioxid – vor allem aufgrund der bekanntgewordenen Defizite bei Dieselfahrzeugen. Fahrverbote sollen in Dresden jedoch nicht eingeführt werden. Möglich macht dies der neue Luftreinhalteplan. Er enthält eine Vielzahl von Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Luftqualität beitragen sollen, wie zum Beispiel die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und des Radverkehrs.
Noch zu laut
Noch viel zu viele Dresdnerinnen und Dresdner sind Lärm ausgesetzt. Die stärkste Lärmbelästigung geht vom Straßenverkehr aus, gefolgt von Anwohnern und Passanten, von Baustellen und vom Luftverkehr. Unter den Dresdnerinnen und Dresdnern, die beabsichtigen in eine andere Wohnung zu ziehen, nannten in der Kommunalen Bürgerumfrage 2018 26 Prozent (2007: 30 Prozent, 2012: 10 Prozent, 2016: 26 Prozent) den Wunsch nach mehr Ruhe in ihrem Wohnumfeld als einen maßgeblichen Umzugsgrund. Zwar konnte durch die Sanierung einiger besonders lauter Straßen der Anteil betroffener Einwohner etwas verringert werden. Allerdings sind weiterhin Lärmsanierungen in gleichem Umfang erforderlich, um die Lärmbelastung in der Stadt zu senken. Lärmminderungspläne bilden hierfür eine gute Grundlage. So gilt zum Beispiel seit einigen Monaten der Lärmaktionsplan für die Äußere Neustadt – weitere Lärmaktionspläne sind in Bearbeitung. Und auch hier ist es insbesondere der Verkehr, der einen wichtigen Beitrag leisten kann, Dresden noch lebenswerter zu machen.
Problembewusstsein längst in der Bevölkerung angekommen
Die Anpassung an den Klimawandel hat neben dem Klimaschutz immer größere Bedeutung. Die Meinungsumfrage zum „Klimawandel in Dresden“ im Jahr 2017 hat gezeigt, dass das Problembewusstsein vorhanden ist. So gaben zwei Drittel der befragten Dresdnerinnen und Dresdner an, dass der Klimawandel existiert. Bei den 16- bis 34-Jährigen sind sich 80 Prozent darüber einig, bei den über 75-Jährigen sind es 56 Prozent. Nur ein Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es keinen Klimawandel gibt. Die Dresdner Bevölkerung fordert Maßnahmen in vielen Bereichen – dringend notwendig vor allem zur Hitzevorsorge. So fühlen sich fast ein Drittel der Befragten stark durch langanhaltende sommerliche Hitze beeinträchtigt, 67 Prozent der Dresdnerinnen und Dresdner meiden dann sogar die Innenstadt. 84 Prozent wünschen sich mehr beschattete Sitzgelegenheiten und Fußwege.
Zu hoher Flächenverbrauch
Der Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsflächen ist nach wie vor ungebremst. Im Berichtszeitraum ist demnach die Siedlungs- und Verkehrsfläche um 103 Hektar angewachsen. Vor allem die Landwirtschaftsfläche nimmt dagegen immer mehr ab. Dies ist umso problematischer, als es sich dabei meist um hochwertige Böden handelt. Zusätzlich werden auch noch Ausgleichsmaßnahmen auf diese Flächen gelenkt. Aus der Sicht des Bodenschutzes ist der Flächenverbrauch immer noch viel zu hoch. Bricht man das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 nur 30 Hektar pro Tag an Flächenverbrauch zuzulassen, linear auf Dresden herunter, dürfte die Stadt etwa 10 Hektar im Jahr in Anspruch nehmen. Dies kann zwar nicht gleichermaßen für eine wachsende Metropole und den ländlichen Raum gelten, die Lücke zwischen dem Bodenverbrauch und dem Ziel ist dennoch zu groß.
Landschaftsplan als wichtige Grundlage
Die strategische Antwort auf die vielfältigen Herausforderungen, die im Umweltbericht skizziert werden, ist der im Mai 2018 vom Stadtrat beschlossene Landschaftsplan mit seinem Leitbild „Die kompakte Stadt im ökologischen Netz“. Der Landschaftsplan erfasst den Bestand der Umwelt Dresdens und zeigt, wo und wie sich Natur und Landschaft im Stadtgebiet in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren entwickeln sollen. Ein Ziel ist zum Beispiel, strukturarme Landschaften mit Feldgehölzen und Baumreihen zu bepflanzen, um vielfältige Lebensräume zu schaffen. Außerdem sollen in den überwärmten Gebieten Dresdens Bäume und begrünte Fassaden das Stadtklima und somit die Lebensbedingungen verbessern. Sie sorgen nicht nur für Beschattung, sondern reduzieren durch Verdunstungskühle auch die Hitze in den Sommermonaten. An vielen Plätzen in der Stadt wird daher die Gestaltung neuer öffentlicher Grünflächen im Landschaftsplan vorgeschlagen, wie beispielsweise der Promenadenring um die Dresdner Altstadt. Gemäß Bundesnaturschutzgesetz ist der kommunale Landschaftsplan bei Planungen und Vorhaben zu berücksichtigen. Deshalb stellt er für den Flächennutzungsplan und die Bebauungspläne, aber auch für andere Fachpläne, wie etwa Hochwasserschutzkonzepte, Straßenbau- oder Einzelbauvorhaben, eine wichtige Bewertungs- und Abwägungsgrundlage dar. Auch die Dresdnerinnen und Dresdner können auf vielfältige Weise bei der Umsetzung des neuen Landschaftsplanes direkt mitwirken, beispielsweise im Rahmen der Aktivitäten im Naturschutz-, Heimatschutz- und Kleingartenverband oder auch als private Flächennutzer und -bewirtschafter.
Den Umweltbericht zum Nachlesen finden Sie hier.
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