Mit dem Hochhausleitbild wird es ernst. Es zeigt drei Gebiete, in denen Hochhäuser entstehen können. Eine Empfehlung sorgte bereits für Zündstoff.
Seit 2019 wird am Hochhausleitbild gearbeitet, das genau vorgeben soll, wo in Dresden noch hohe Gebäude entstehen dürfen und wo diese keineswegs hinpassen. Der Stadtplaner Christian Blum und Architekturhistoriker Christoph Schläppi aus der Schweiz haben dazu sämtliche Gebäude in Dresden, die höher als 30 Meter sind, erfasst und wichtige Sichtachsen analysiert. Sie haben dabei festgestellt, wo die Silhouette durch Neubauten dieser Art nicht mehr sichtbar wäre. Auch die Dresdner Bevölkerung
war bei der Erarbeitung des Konzeptes einbezogen.
Nun soll es endlich ernst werden mit seiner Umsetzung. Geplant war eigentlich, das Leitbild im März des Vorjahres fertigzustellen und es nach der Sommerpause im Stadtrat zu diskutieren. Doch Corona hat dieses Projekt stark verzögert, wie Stefan Szuggat erklärte, der Leiter des Stadtplanungsamtes. So sei das Hochhausleitbild mit allen Einarbeitungen erst im August 2020 endgültig fertig geworden, und jetzt erarbeitet das Amt eine Vorlage für den Stadtrat. „Ich denke, dass die frühestens im Mai von den Stadträten beschlossen werden kann“, sagte Szuggat. Dann werde man den Leitfaden aber auch sehr schnell digital öffentlich zur Verfügung stellen und nach ihm arbeiten. Das zunächst vorgesehene Gestaltungshandbuch wird es nicht geben, wohl aber eine Handlungsanweisung, wie man in der Verwaltung mit Investorenanfragen zu hohen Gebäuden umgeht. Am Freitag wurde das Konzept zunächst den Mitgliedern der städtischen Gestaltungskommission vorgestellt. Die haben sich durchweg positiv über die fundierte Arbeit von Christian Blum und Christoph Schläppi geäußert.
„Ich gratuliere zu diesem Ergebnis, das die Grundlage für die weitere Arbeit und die politische Diskussion mit Investoren liefert“, sagt der Vorsitzende der Gestaltungskommission Jürg Sulzer. Das sei hervorragend zusammengetragen und analysiert für weitere strategische Entscheidungen, würdigte Thomas Kaup aus der Kommission die Arbeit. SPD-Stadtrat Stefan Engel lobte insbesondere die Einbeziehung der Dresdner in die Findung der Grundlagen. „Herausgekommen ist, dass Dresden nicht auf Hochhäuser angewiesen ist, weil es noch viele Freiflächen hat. Aber das Leitbild eröffnet die Möglichkeit zum Bau und gibt die Prämissen vor.“
Im Hochhausleitbild haben sich drei Gebiete herauskristallisiert, in denen weitere Hochhäuser entstehen können. Neben dem Areal um den Hauptbahnhof sind das Bereiche zwischen Nossener Brücke und Freiberger Straße sowie in Dobritz und Niedersedlitz. Im innerstädtischen Raum empfehlen die beiden Leitbild-Autoren, die Hochhäuser an Grunaer Straße und Stübelallee bei Sanierungen zu erneuern sowie neue dazwischenzusetzen. Dagegen sollten die Hochhäuser in der Johannstadt perspektivisch durch niedrigere Wohngebäude ersetzt werden.
Die letzte Empfehlung sorgte für Zündstoff. So sprach sie auch GrünenStadtrat Thomas Löser an. „Wie sollen wir mit dem Zwiespalt umgehen zwischen den Anforderungen der sozialen Stadt und den
Hochhäusern, die teilweise den Blick auf die Silhouette der Stadt stören?“, fragte er Christian Blum. Dieser empfahl einen Prozess mit der Bürgerschaft vor Ort. Zudem sei das eine Empfehlung für die Zukunft.
„Wir Stadtplaner wägen nicht ab, was wichtiger ist, die Wohnungen dort oder der störungsfreie Blick.“ Das müsse die Politik übernehmen mit der Bürgerschaft.
KH/SZ
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