Dynamo Dresden in der Coronakrise: Die Millionen bleiben aus

Die „kleinen“ Bayern sind im Maritim-Hotel abgestiegen. // Foto: Jens Fritzsche

Warum Dresden mehr fehlt, als „nur“ die Emotionen, wenn Dynamo im leeren Stadion spielen muss.

Der Bus im Rot der Bayern aus München vorm Maritim-Hotel. Da weht nicht nur ein Hauch Fußball-Bundesliga an der Elbe, sondern es sind in der vierten Etage des Hotels endlich mal wieder ein paar Zimmerfenster hell erleuchtet. Die Amateure des FC Bayern übernachten vorm Drittliga-Nachholer gegen Dynamo hier – und sorgen damit zumindest für ein bisschen Umsatz in der vom Lockdown gebeutelten Branche. Und überhaupt ist der Bus vorm Hotel ein leiser Hinweis darauf, was so alles durch die Corona-Einschränkungen auch rund um die bekanntlich stets bestens besuchten Dynamo-Heimspiele nicht nur emotional, sondern auch wirtschaftlich fehlt.

Ein Schaden, der in vielen Kassen in Dresden und Umgebung durchaus deutlich spürbar ist. Auch im Steuersäckel von Stadt und Freistaat. Denn wenn Umsätze fehlen, fließen auch keine Steuern. Und auch, wenn sich Unternehmen und Fiskus stets ein wenig schwer damit tun, sich konkret ins Portemonnaie schauen zu lassen, so machte vor einiger Zeit in Dresden mal die Zahl 15 Millionen Euro die Runde. So viel, schätzen jedenfalls Insider, bringt Dynamo pro Saison dem Finanzamt an Steuern ein. Direkt – so zahlte der Verein in den vergangenen Zweitligaspielzeiten etwa runde sieben Millionen Euro pro Saison, wie aus Geschäftsberichten herauszulesen ist – und vor allem natürlich indirekt. Wie beispielsweise durch Hotelübernachtungen der gegnerischen Mannschaften und Fans …

Zwei Tonnen Lebensmittel

Interessante Zahlen waren in diesem Zusammenhang auch im September 2018 durch die Medien gegangen. Damals war das mit über 30.000 Besuchern ausverkaufte Zweitliga-Heimspiel gegen den HSV kurzfristig wegen fehlender Kapazitäten bei der Polizei abgesagt worden. Allein für die 1.800 VIP-Gäste waren in den Tagen zuvor bereits fast zwei Tonnen Lebensmittel geordert und zum Teil bereits verarbeitet worden. Außerdem warteten schon gut 10.000 Bratwürste und Steaks in den Kühltruhen–so viel wird im Stadion an einem Spieltag durchschnittlich verkauft. Und wenn jeder Fan im Stadion nur einen Becher Bier trinkt, wären das zudem noch 12.000 Liter, die nun im Fass bleiben müssen … Und das alles pro Spieltag!

Nicht zu vergessen, dass auch zwischen 150 und 200 Mitarbeiter fürs Catering nun nichts verdienen, die sich damit zum großen Teil als Minijob unter anderem ihr Studium finanzieren … Doch die Liste der Ausfälle ist noch länger: Denn auch die Sicherheitsfirmen und deren Ordner verdienen nichts, die – ohnehin geschlossenen – Gaststätten können keinen Umsatz mit den Fans machen, wie auch die Geschäfte in der Innenstadt, die ebenfalls von den Zehntausenden Fußballfans profitierten, die nach Dresden kamen.

Tausende Jobs hängen also an Dynamo. Und all diese Umsätze fehlen nun. Es wird schmerzlich deutlich: Dynamo ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Dresden! Auch deshalb wird es Zeit, die Corona-Krise in den Griff zu bekommen. Und natürlich wäre es ganz nebenbei bemerkt auch schön, wenn demnächst der Bayernbus mit der Ersten Mannschaft zu einem Bundesligaspiel vorm Maritim-Hotel parken würde…

JENS FRITZSCHE

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