Gewinnspiel: Mit Spraydosen den Spiegel vorhalten

Maffay kommt drei Mal und Banksy geht eher – das Kulturjahr 2021
Auch die spektakuläre Banksy-Schau in der Zeitenströmung musste wegen Corona schließen. // Foto: Jens Fritzsche

In der „Zeitenströmung“ ist mit „The Mystery of Banksy“ die wohl spektakulärste Ausstellung der vergangenen Jahre eröffnet worden. Sie erzählt viel über den Künstler – und noch mehr über uns …

Soweit zu gehen, und zu sagen, Corona habe auch gute Seiten, wäre absoluter Unsinn. Aber Dresden verdankt Corona dennoch eine der spektakulärsten Ausstellungen der vergangenen Jahre! Vielleicht sogar Jahrzehnte! Denn der bekannte deutsche Konzertveranstalter Burghard Zahlmann, der schon Weltstars wie AC/DC oder Eric Clapton auf die hiesigen Bühnen holte, stand wegen der Pandemie vor der Frage: Wie soll es weitergehen? In seinem langjährigen Freund und Musicalproduzenten Oliver Forster fand er einen Partner, der nun gemeinsam mit ihm etwas bisher nie Gewagtes anging: Den aktuell bekanntesten Streetart-Künstler der Welt, Banksy, in einer Ausstellung zu porträtieren. „Und es sollte mehr sein, als nur einfach ein paar Fotos von seinen Werken an die Wände zu hängen“, macht Oliver Forster zum Start der Schau in den spannenden Charme versprühenden alten Industriehallen der „Zeitenströmung“ an der Königsbrücker Straße klar. Das hat funktioniert! Rund 200.000 Besucher haben die Schau bereits in Berlin, München und Heidelberg gesehen; in Dresden rechnen die Organisatoren mit rund 50.000 Besuchern bis zum Ausstellungsende am 9. Januar 2022.

Spektakulär ist dabei sicher ein hochgegriffenes Wort, das die Schau „The mystery of Banksy“ allerdings absolut trifft! Interaktiv ist es geworden – in einigen Werken können sich die Besucher selbst fotografieren, wie in einer Telefonzelle, mit der Banksy die US-Geheimdienste aufs Korn nahm, als aufflog, dass sie europäische Spitzenpolitiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört hatten. Vieles ist hier zudem auch im doppelten Wortsinn begreifbar: Denn Kunst, die eigentlich an Häuserwänden auftaucht, ist nicht nur aufrüttelnd und berührend, sondern kann eben auch berührt werden. Moderne Videotechnik kommt zum Einsatz: Eine U-Bahn-Fahrt durch London mit Banksys jüngsten Werken ist hier möglich! Wer zu den ausgestellten über 100 Werken – die im Original auf 200 Orte dieser Welt verteilt sind – mehr erfahren will, als das, was auf Hinweistafeln zu lesen ist, muss nur einfach einen QR-Code übers Handy laden und schon gibt’s jede Menge zu hören und zu sehen.

Vor allem aber kommt in der ungewöhnlichen Ausstellung auch die politische, die gesellschaftskritische Dimension zum Tragen, die unbedingt zum Mysterium Banksy gehört. Ihn treibt ja nicht zuletzt die Frage um, warum Menschen auch im 21. Jahrhundert noch immer Kriege führen oder ihr Herz nicht für Flüchtende aus Kriegs- und Krisengebieten öffnen. Eine der Antworten, die Banksy uns allen gibt, ist unsere oberflächliche Sucht nach Unterhaltung. Nach Spaß, der das Nachdenken verdrängt. So verfremdet er in einem seiner jüngeren Werke das bekannte Foto des damals neunjährigen vietnamesischen Mädchens Kim Phuc Phan Thi, das nach den Napalm-Angriffen der US-Army im Juni 1972 schmerzverzerrt weinend, mit schweren Brandwunden um Hilfe schreiend auf einen Fotografen zuläuft. Er gibt dem Mädchen nun Mickey Mouse und den Mc Donalds-Clown an die Hand. Ja, wir amüsieren uns  wohl tatsächlich zu Tode, wenn wir nicht wachwerden. Und natürlich spielt auch der ungewöhnliche Freizeitpark „Dismaland“ eine wichtige Rolle in der Ausstellung. Ein Park, der den Drill umdreht, mit dem viele Vergnügungsparks ihre Mitarbeiter peitschen, um gespielte Fröhlichkeit zu verbreiten und den Besuchern so das lockersitzende Geld aus den Taschen zu saugen. In „Dismaland“ mussten alle wirklich schlecht gelaunt umherlaufen und die Fahrgeschäfte bestanden unter anderem aus Militärtechnik …

Ja, Banksy liebt das Spektakel. Aber um damit aufzurütteln. Und so startet die Schau in der Zeitenströmung gleich mit einem seiner bekanntesten Werke: Dem Ballon-Mädchen an der Mauer zwischen Israel und Palästina. Es überwindet mit einem Ballon-Strauß die Mauer und fliegt in die Freiheit. Gleich daneben hat Banksy ein Hotel platziert, in dem Israelis und Palästinenser gemeinsam übernachten und leben sollen. Es könnte so einfach sein. Und eigentlich ist es das ja auch … Banksy zeigt es uns.

Auch mit seinem jüngsten Bild, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Banksy hatte es vor einigen Monaten unbemerkt im Flur eines Krankenhauses in Southampton in England aufgehängt: Ein spielender Junge mit einer Krankenschwesterpuppe in der Hand. Batman und Spiderman liegen derweil nebenan im Papierkorb. „Game Changer“, heißt es. Ja, die Heldenrollen haben sich während der Coronazeit gewandelt: Es sind jetzt keine fiktiven Superhelden mehr, sondern die wahren Heldinnen und Helden arbeiten im Gesundheitswesen. Und so wurde das Bild anschließend für unglaubliche 17 Millionen Pfund versteigert – Geld, das Banksy ausdrücklich ins englische Gesundheitswesen investiert haben möchte.

Wer Banksy ist, kann natürlich auch diese Schau nicht klären. Er hält seine Identität verborgen. „Um wirklich die Wahrheit sagen zu können, muss man Maske tragen“, sagt Banksy selbst. Und weiß, dass er sich mit denen anlegt, die das nicht lustig finden. Mit Kriegsgewinnern, mit Profiteuren von weltweiten Wirtschaftskrisen, die zu Flüchtlingsströmen führen. Und doch sieht man ihn in seinem Atelier – und man kann ihn auf einer Videowand in einem dunklen Umgang bei einem Interview erleben …

Das Mysterium Banksy bleibt auch nach dem Ausstellungsbesuch. Aber der Mensch, der dahinter steht, tritt deutlich hervor!

DAWO! verlost 2×2 Freikarten für „The Mystery of Banksy“ am 3. Dezember 2021! Teilnahme bitte per Kommentar warum es sich lohnt zu gewinnen bis zum 26. November 2021. (Bitte beachten Sie vor Ihrer Teilnahme unsere Datenschutzhinweise, diese finden Sie hier.)

JENS FRITZSCHE

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„The Mystery of Banksy“
Wo? Zeitenströmung, Königsbrücker Straße 96, 01099 Dresden
Wann? Dienstag, Mittwoch & Sonntag 10 bis 18 Uhr – Donnerstag, Freitag & Samstag 10 bis 20 Uhr
Tickets: ab 17 Euro (Ermäßigung mit SZ-Card)
Mehr Infos zur Ausstellung finden Sie unter: www.mystery-banksy.com

45 Kommentare

  1. Ich würde sagen, ein wenig Kunst hat noch keinem geschadet. Und in Zeiten wie diesen braucht man mal etwas „Beleuchtung“ von aussen! Danke

  2. ein absolut interessanter Künstler – oder wie soll man diesen fast mysteriösen Menschen bezeichnen?? Ich habe bisher nur in der Zeitung von ihm gelesen und wenige Fotos gesehen. Es muß schon faszinierend sein, seine Werke mal ganz „in der Nähe“ zu sehen.

  3. Ich will meinem Kind (10 Jahre ) die moderne Kunstszene näher bringen. Banksy ist aus der modernen Kunstwelt gar nicht mehr wegzudenken. Das will ich ihm zeigen!

  4. Es wäre spannend, diesen Künstler und seine Werke einmal hautnah zu erleben. Auch wenn wir nicht sicher sind, ob die Ausstellung überhaupt auf bleiben darf.

  5. Wir möchten uns sehr gerne ein eigenes Bild zum Mysterium Banksy machen und hoffen, dass zur Zeit 2G für die Ausstellung funktioniert und nicht die zeitweilige Schließung droht.

  6. Angeregt durch die Bilder von bereits gewesenen Besuchern würden wir sehr gerne auch diese außergewöhnliche Ausstellung besichigen.

  7. Klingt nach einer interessanten Ausstellung, und die Plakate in der Stadt machen neugierig. Würde ich mir sehr gerne mit meinem Mann anschauen. ????

  8. Auch in meinem Alter (83) interessiert man sich noch für außergewöhnliche und vor allem auch geniale und geheimnisvolle Künstler. Ich würde die Ausstellung gern mit meiner Enkelin besuchen,

  9. Niemand weiß, wer Banksy ist… aber ich bin sicher, er bewegt sich unter uns und vielleicht auch hier auf dieser Seite 🙂 BANKSY, IF YOU READ THIS: WE LOVE YOUR ART!!! Wir würden gern mehr über den Künstler erfahren, der uns mit einfachen Mitteln und sehr viel Können entweder ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder uns zum Nachdenken anregen kann – je nachdem, vor welchem Werk man steht.

  10. Weil Banksy den Beweis liefert, das Spray-Bilder auch Kunst sein können – und sich damit wohltuend von den vielen Schmierern unterscheidet, die nur ihr „Ich“ umweltverschandelnd in unseren Blick drängen.

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