Als „Sachsenkind Friedlinde“ steht die Dresdnerin seit 30 Jahren auf den Bühnen der Region. Doch auch vielen anderen Figuren haucht die vielseitige Künstlerin Leben ein. Und sie „erfindet“ immer neue Typen…
Frau Hoffmann, Sie sind ja eigentlich ganz viele: Friedlinde, Cynthia aus Gorbitz, die Russin Irina, Nachtgespenst Adele, die Clowns Pippi und Pipolino oder Julia. Welche dieser Figuren ist denn Ihr Liebling?
Ach, jede Figur hat ihren eigenen Charakter, sie sind ja auch sehr unterschiedlich. Aber am liebsten ist mir tatsächlich das Sachsenkind Friedlinde. Zum einen, weil sie schon so lange existiert. Zum anderen, weil die Figur eines Kindes so toll zu spielen ist. Ein Kind kann vieles sagen, was sich Erwachsene nie zu sagen trauen. Ein Kind spricht völlig unbefangen viele Wahrheiten aus, ohne verletzend zu sein. In Friedlinde finde ich mich selbst auch am meisten wieder, in ihr kann ich mich künstlerisch am besten ausleben.
Aber Sie wollen sich nicht auf Friedlinde reduzieren lassen, oder?
Nein, auf keinen Fall. Ich bin zwar seit 1992 als Künstlerin selbstständig und Friedlinde gehört seitdem in mein Repertoire. Aber in der Kulturszene groß geworden bin ich lange vorher als Sängerin. Übrigens mit Gesangsausbildung. Ich habe in etlichen Bands gesungen und eine sogar selbst mitgegründet. Die hieß „Der letzte Versuch“. Bei Ralf Herzog hatte ich auch mal Pantomime-Unterricht, aber schnell gemerkt, dass Kunst ohne Worte nicht mein Ding ist. Ich muss reden, Sprache ist wichtig. Außerdem bin ich künstlerisch sehr vielseitig interessiert und auch sehr kreativ. Ich entwerfe und fertige alle meine Kostüme, schreibe meine Texte selbst und bin mein eigenes Management mit allem, was heute dazugehört, wie zum Beispiel den sozialen Medien.
Die vergangenen zwei Coronajahre haben die Kulturszene ja besonders schwer getroffen. Wie sind Sie denn durch diese Zeit gekommen?
Ich bin ehrlich gesagt in ein ziemlich tiefes Loch gefallen. Alle Auftritte wurden ja storniert, es gab nur negative Nachrichten und ja, auch Existenzängste. Und als es wieder erlaubt war, steht man auf der Bühne vor 15 statt 100 Leuten, die einzeln sitzen und Maske tragen müssen. Das ist für eine Künstlerin, die vor allem im Comedybereich agiert, die von Witzen, Lachen und Publikumsreaktionen lebt, nicht wirklich schön. für viele Kunstschaffende.
Wie konnten Sie sich in der Zeit eigentlich selbst motivieren?
Als Erstes habe ich meine Wohnung renoviert. Dann habe ich mich in einem Kreativzentrum ausgelebt mit filzen, töpfern und malen. Und dann noch wurde Jens-Uwe geboren. Das ist ein tollpatschiger Typ, der den Kopf voller schräger Ideen hat, eine Frau und einen Job sucht. Gemeinsam mit einer befreundeten Künstlerin, sie heißt Romy Einhorn und spielt entweder die Jobberaterin oder die Dame in der Partneragentur, haben wir so um die 100 Sketche aufgenommen und auf Youtube hochgeladen. Das war eine Form von Therapie für uns beide und lustig ist es außerdem geworden.
Blicken Sie optimistisch in die Zukunft? Gäbe es einen Plan B?
Was die Kulturszene angeht, so wird es nie wieder so, wie es vor Corona war. Viele Gaststätten und damit viele Säle sind geschlossen, Busunternehmen fahren Linienverkehr statt Tagesfahrten zu Veranstaltungen, viele kleine Künstler haben aufgegeben. Ich habe ehrlich gesagt auch Angst davor, dass wir einen dritten Coronaherbst und -winter erleben und dass wieder alles ausfällt. Einen Plan B habe ich nicht wirklich. Die Bühne ist und bleibt mein Leben, mein Beruf, meine Berufung. Insofern: Ich hoffe doch, dass die Lust auf Kultur, die Lust auf Lachen, bei den Menschen anhält oder zurückkehrt.
Mit Petra Hoffmann sprach Carola Pönisch
Petra Hoffmann auf YouTube und www.sachsenkind-friedlinde.de
Größte Erfolge: Wernesgrüner Musikantenschenke und MDR Hitparade, 2003 Musikantenkönigin in Achims Hitparade (MDR), Siegerin einer internationalen Talentbörse in Mainz, Mitwirkung im Radeberger Biertheater, in Merlins Wunderland, bei Zookasper-DVD,
Hinterlasse jetzt einen Kommentar