Von der Krankenschwester zur Krippenerzieherin der ersten Stunde

Kneipp Kita
Natürlich konnte Edith Beuchel auch wunderbar traurige Kinder trösten. Am Wochenende wird in der Kneipp-Kita 50. Jubiläum gefeiert. Foto: privat

Edith Beuchel erinnert sich an 50 Jahre Kita Dinglingerstraße. Am Wochenende wird hier gefeiert.

Kitapersonal war schon immer gefragt. Auch schon zu DDR-Zeiten, in denen Kitas noch gar nicht Kitas hießen, sondern in Kinderkrippen- und Kindergarten-Bereich unterteilt waren. Zudem waren damals Krippe und Kindergarten auch gleich noch unterschiedlichen Ministerien zugeordnet: Krippen unterstanden dem Gesundheitsministerium, die Kindergärten gehörten zum Ministerium für Volksbildung.

Ein Umstand, der Anfang 1971 sowohl für die damals 36-jährige Edith Beuchel als auch für die noch im Bau befindliche neue Kombinations-Kindereinrichtung an der Dinglingerstraße in Dresden zum Glücksfall werden sollte.
Denn die ausgebildete Krankenschwester brauchte dringend einen Krippenplatz, um weiter in der damaligen Medizinischen Akademie arbeiten zu können; es gab aber keinen. Und die Krippe in der Dinglingerstraße suchte händeringend Personal. „Zunächst hatte sich die Frau eines Arbeitskollegen meines Mannes mit um unsere fünf Monate alte Tochter gekümmert, aber das ging auf Dauer natürlich nicht, ich hatte ja immer zehn Tage am Stück Schichten, auch Nachtschichten“, erinnert sich Edith Beuchel noch lebhaft an diese Zeit. Eine Kollegin aus der Klinik hatte ihr dann den entscheidenden Tipp gegeben: Viele Krankenschwestern, die Krippenplätze suchten, waren kurzerhand als Erzieherinnen in Krippen gewechselt und hatten dort dann auch gleich einen Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommen. Im Rathaus, so die Kollegin weiter, gebe es eine Stelle, bei der man sich bewerben müsse. „Ich hatte dann dort ein Gespräch und drei Tage später bekam ich den Bescheid, dass ich in der neuen Krippe anfangen kann“, klingt die gebürtige Köthenerin noch heute glücklich. Glücklich, weil sie damit ein wirklich großes Problem gelöst hatte, glücklich aber auch, weil sie so einen wunderbaren Beruf fand, der für sie tatsächlich zur Berufung wurde, wie sie noch heute schwärmt.

Das neue Team der neuen Krippe richtete die Räume dabei auch schon während der Bauphase mit ein. „In der DDR musste man ja bekanntlich Möbel dann nehmen, wenn es sie gab und konnte nicht erst warten“, erzählt Edith Beuchel lachend. Also mussten zum einen jede Menge Lagermöglichkeiten gesucht und vor allem gefunden werden, zum anderen „mussten wir die gekauften Möbel dann per Handwagen, Lkw oder sogar Pferdefuhrwerk dorthin bringen“. Die meisten Möbel kamen dabei in einem Keller in der nahen Fetscherstraße unter. „Und natürlich mussten wir dann alles auch in die fertiggestellten Räume schleppen!“ Völlig normal war es dabei, „dass unsere Männer mit anpackten“. Auch am Wochenende.

Kneipp Kita Edith Beuchel
Editz Beuchel heute Foto: Fritzsche

Eltern waren immer aktiv

Wobei solche Einsätze auch nach der Eröffnung der Kindereinrichtung an der Tagesordnung blieben. Sandkästen wurden dann gebaut oder Sträucher gepflanzt. Das blieb übrigens all die Jahre fast bis zur Wende so – einmal im Monat gab es sonnabends einen sogenannten Subbotnik, bei dem Eltern, Erzieherinnen und ihre Ehemänner kostenlos in der Kita arbeiteten „und die Außenanlagen auf Vordermann brachten oder in den Räumen tapezierten und reparierten“, beschreibt Edith Beuchel. Das Küchenpersonal – bis kurz nach der Wende wurde in der Kindereinrichtung noch selbst gekocht – sorgte dann natürlich auch an diesen Sonnabenden für die passende Verpflegung. Mitunter gab es dann sogar Obst, das es sonst nur schwer in der DDR zu kaufen gab. Der nur wenige hundert Meter entfernte Hortex machte das möglich. Hortex war eine Ladenkette, in der es polnische Lebensmittel zu kaufen gab – und eben auch mal Dinge, die sonst nur selten über ostdeutsche Ladentische gingen. „Wir hatten mit den Jahren eine so gute Beziehung, dass wir immer ein bisschen bevorzugt wurden“, erzählt Edith Beuchel schmunzelnd.

Bis 1992 in der Kita

Eine Rückkehr in ihren alten Beruf als Krankenschwester kam für sie jedenfalls nicht mehr in Frage. Auch nicht, als dann gut zehn Jahre später die Krankenhäuser aus Personalmangel ihre ehemaligen Mitarbeiterinnen sozusagen zurückhaben wollten. „Dann habe ich eine halbjährige Ausbildung zur Krippenerzieherin absolviert.“ Und so blieb Edith Beuchel bis 1992 in der Kita, ging mit 58 in den Vorruhestand, weil in diesen Nachwende-Jahren in den Kitas massiv Personal abgebaut wurde.

Heute Kneipp-Kita

„Aber den Kontakt zu den Kolleginnen und zur Kita – die ja dann Kneipp-Kita wurde – habe ich nie abgebrochen“, sagt sie. Und organisierte dann auch noch gut 15 Jahre lang monatliche Treffen mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in Cafés und Gaststätten rund um die Borsbergstraße, in deren Nähe sie wohnt. Jens Fritzsche

Die Kita Dinglingerstraße ist seit 2004 Dresdens erste Kneipp-Kita – und feiert an diesem Wochenende ihr 50. Jubiläum nach

1 Kommentar

  1. Ich finde den Werdegang von Frau Beuchel sehr spannend zu lesen. Danke für den Beitrag. Ich selbst habe damals eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester gemacht und kann mir für mich keine bessere Berufung vorstellen. Da ich letztens umgezogen bin, suche ich noch nach einem guten Stellenangebot für Kinderkrankenschwester.

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