Dreieinhalb Jahre dauerte die aufwendige Herstellung der antiken Figurengruppe. Jetzt stehen die Beiden wieder vorm Palais im Großen Garten.
Leuchtend weiß stehen sie da, weithin sichtbar an der linken Seite vorm Palais im Großen Garten: „Herkules mit Telephosknaben“ und „Silen mit Bacchusknaben“. Beide aus Carrara-Marmor, beide über zwei Meter groß und mit 1,8 und 1,5 Tonnen alles andere als Leichtgewichte.
Seit Ende 2018 haben die beiden Dresdner Bildhauer Stefan Dürre und Frank Schauseil an der Wiederherstellung der Figuren gearbeitet. Bevor sie losmeißeln konnten, fertigte der Dresdner Kunstformer André Zehrfeld zunächst Gipsabgüsse von den beiden Antikenkopien. Die Abdrücke wurden anschließend von den Bildhauern bearbeitet, ehe sie sich an die eigentliche bildhauerische Gestaltung machen konnten.
Wie Herkules und Silen in den Großen Garten kamen
Wie so vieles in Sachen Kunst haben auch Herkules und Silen mit August dem Starken zu tun. Denn Sachsens Kurfürst entwickelte in den 1720er Jahren eine starke Affinität zu Skulpturen. Also beauftragte er seinen Generalinspekteur der Königlichen Sächsischen Sammlungen Baron Raymond LePlat damit, Kopien der beiden Antiken in Marmor herstellen zu lassen. Für diesen Auftrag zog der Bildhauer Pierre L’Estache dafür eigens von Paris nach Rom, wo die Originale standen.
1726 waren die beiden Figuren fertig und wurden im Garten des Holländischen Palais (heute Japanisches Palais) aufgestellt. Dort blieben sie allerdings nicht lange, dann zogen sie um in den Großen Garten. Der wurde ab 1730 mit immer mehr prachtvollen Skulpturen bestückt und galt 1756 mit insgesamt 220 Marmorwerken als eines der bedeutendsten Skulpturen-Ensembles nördlich der Alpen. „Herkules mit Telephosknaben“ und „Silen mit Bacchungsknaben“ fanden ihren neuen Platz westlich vor dem Palais.
Beschädigt, restauriert, erneut beschädigt, neu angefertigt
Das Glück war diesen Kunstobjekten jedoch nicht allzu hold. Denn bei der Belagerung Dresdens im Juli 1760 durch die Truppen Friedrich des Großen im Siebenjährigen Krieg wurden Herkules und Silen beschädigt. Erst 1830 wurden sie restauriert und wieder aufgestellt. Im Februar 1945 wurden sie erneut zerstört und sprichwörtlich von ihren Sockeln gestoßen. Danach lagerte man sie in der Bildhauerwerkstatt Hempel ein, wo sie 1991/92 restauriert wurden. Etliche Fragmente waren nicht mehr erhalten und mussten durch Vierungen ergänzt werden. Besonders der Silen war schwer betroffen, so dass er heute aus nahezu vierzig Einzelteilen besteht.
Die 1992 wieder zusammengesetzten L’Estache-Antikenkopien stehen heute im Innenraum des Palais. Dort werden auch die beiden Gipsmodelle von André Zehrfeld ihr Zuhause finden.
Die aufwendigen Anfertigungen der Kopien sind Bestandteil der großen Baumaßnahme „Skulpturenprogramm im Großen Garten“ die der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement durchführt. Für das auf zehn Jahre angelegte Skulpturenprogramm stellt der Freistaat Sachsen rund 3,9 Millionen Euro zur Verfügung.
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