Karl Schmidt, Reformer und „Holz-Goethe“

Hellerau Reformpädagogik
Kinder- und Bürgerfest im Hellerau um 1913/14 Fotorechte Verein Bürgerschaft Hellerau e.V./Sammlung

Karl Schmidt hat Hellerau geprägt wie kaum ein anderer Mensch. In diesem Jahr jähren sich sein 150. Geburts- und sein 75. Todestag. Eine Veranstaltung am 22./23. September beleuchtet die Aspekte „Reform + Pädagogik“ und „Kunst + Industrie“.

Außergewöhnlich fantasiebegabt, einfallsreich, kreativ, aufgeschlossen für künstlerische und soziale Ideen seiner Zeit – über Karl Schmidt ist schon viel geschrieben worden. Seine Freunde nannten ihn „Holz-Goethe“, die Stadt Dresden verlieh ihm 1938 den Namen „Schmidt-Hellerau“. Wäre es nach seinen Lehrern gegangen, hätte er ein Lehrerseminar besuchen sollen. Stattdessen absolvierte er eine Tischlerlehre in Zschopau und wurde der führende deutsche Möbelfabrikant, der bezahlbare Möbel für jedermann von Künstlern und Kunsthandwerkern entwerfen ließ und zur Serienreife brachte. Für die Angestellten seiner Möbelwerke gründete Schmidt in Hellerau die erste deutsche Gartenstadt und er holte den Schweizer Tanzpädagogen Emil Jaques-Dalcroze nach Hellerau, für den wiederum Heinrich Tessenow 1912 ein Festspielhaus baute, das ein kulturelles Zentrum europäischen Ranges wurde.

Bei allem, was er tat, ließ sich Karl Schmidt von den Ideen der Reformbewegung inspirieren, die um 1900 herum entstand. Es ging dabei um Kunsterziehung, den Stellenwert gemeinsamer Arbeit und eine schulische Bildung, die sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kindes orientierte. Das eigene Ich entdecken statt Drill, Gehorsamkeit, Zucht und Ordnung waren die Ziele. Wie das gelingen konnte, war in sogenannten Versuchsschulen zu sehen, zu denen in Dresden die 46. Schule, die Hellerauer Volksschule und die Dürerschule zählten.


Eine Tagung über Reform + Pädagogik und Kunst + Industrie

Was Reformpädagogik im Sinne von Karl Schmidt und unter heutigen Aspekten bedeutet, das soll eine Tagung am 22./23. September im Bürgerzentrum Waldschänke Hellerau zeigen. Die Veranstaltung ist eine Initiative des Vereins Bürgerschaft Hellerau zusammen mit dem Zentrum für Historische und Zeitgemäße Reformpädagogik Dresden und der Landeszentrale für politische Bildung. In verschiedenen Vorträgen geht es um Nietzsche als Impulsgeber von Reformpädagogik und Jugendbewegung, den Deutschen Werkbund, den Karl Schmidt initiiert und mitgegründet hat, um Reformspielzeug aus Dresden, die 46. Volksschule als Versuchsschule und die Beziehung zwischen Reformpädagogik und Wirtschaft am Beispiel von Hellerau.

Begleitend dazu stellen sich im Festspielhaus und in der 84. Grundschule verschiedene Schulen vor, darunter die Waldorfschule Dresden, die Célestin-Freinet-Schule in Friedewald, die Kurfürst-Moritz-Schule in Boxdorf und die 84. Grundschule. Es wird Führungen durch das Schulmuseum Dresden, durch die Gartenstadt Hellerau und durchs Festspielhaus geben sowie Workshops zu Bewegung und selbstorganisiertem digitalen Lernen – alles im Geiste von Karl Schmidt.

Anmeldung für die Vorträge am 22./23.9. unter [email protected]
Alle Infos zum Rahmenprogramm www.hellerau-buergerverein.de
Führung Schulmuseum Seminarstraße 11 am 21.9., 17.30

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