Die Friedhöfe sind grüne Naherholungsräume, innerstädtische Biotope, kostenlose Freiluftmuseen für Stadtteilgeschichte und Handwerkskunst, Treffpunkte und mitunter sogar Anbieter von Kulturveranstaltungen. Aber sie kosten Geld – das die Stadt kürzen will …
Eingestürzte und abgebaute Mauern und Grabdenkmale, abgesperrte Bereiche, fehlende Barriere- und Verkehrssicherheit sowie gefährdete Grabstätten besonderer Persönlichkeiten und kunsthistorisch wertvoller Denkmäler: Sehen künftig so Dresdens Friedhöfe aus?
Die Antwort der Dresdner Friedhofsverwaltungen lautet jedenfalls „Ja“ und deshalb hatten sich viele Mitarbeitende am Donnerstag (12. Dezember) symbolisch bereits mit einer Trauerfeier vor dem Rathaus von der hiesigen Friedhofskultur verabschiedet.
Zu wenig Geld, zu viel Sanierungsstau
Dresden ist mit 58 Friedhöfen eine der (gemessen an der Einwohnerzahl) friedhofsreichsten Städte Deutschlands. Als eine der ersten setzte sich die Dresdner Stadtverwaltung für ein Friedhofsentwicklungskonzept ein, das 2018 einstimmig vom Stadtrat beschlossen worden ist. Darin bekennt sich die Stadt zur Bedeutsamkeit der Friedhöfe als wohnortnahe Beisetzungsorte, aber auch zu deren Wert für Naherholung, Biodiversität, Stadtklima, Denkmalerhalt und als Orte der Begegnung.
„Friedhöfe sind grüne Naherholungsräume, innerstädtische Biotope, kostenlose Freiluftmuseen für Stadtteilgeschichte und Handwerkskunst, Treffpunkte und mitunter sogar Anbieter von Kulturveranstaltungen“, weiß Lara Schink, Sprecherin des Netzwerks Dresdner Stadtteilfriedhöfe.
Im Friedhofsentwicklungskonzept wurden als Grundlage für den jährlichen Finanzierungsbedarf der 58 Friedhöfe knapp 1,3 Millionen Euro geschätzt. „Ein Wert, der bisher in keinem Haushalt berücksichtigt worden ist und heute durch gestiegene Kosten schon weitaus höher geschätzt werden müsste. Im Doppelhaushalt für 2025/2026 sollen nun stattdessen weitere 370.000 Euro gekürzt werden und so stünden jedem Friedhof durchschnittlich nicht einmal 10.000 Euro zur Verfügung“, beklagt Schink.
Damit müssen Bäume und Grünflächen gepflegt und in verkehrssicherem Zustand erhalten werden. Gleiches gilt für Wege, Mauern, Gebäude und historische Grabstellen. Die eingenommenen Friedhofsgebühren dürfen dabei nur für die laufende Unterhaltung und für die Kernfunktion des Friedhofs als Beisetzungsort genutzt werden. Dazu kommt, dass die Friedhöfe seit Jahrzehnten einem Sanierungsstau aus DDR-Zeiten gegenüberstehen, der kaum zu bewältigen ist. Entsprechend drohen vor allem die Kunst- und Kulturschätze auf den Friedhöfen verloren zu gehen und die Anlagen weiter zu verwahrlosen.
„Für die Friedhofsverwaltungen Dresdens scheint die Lage hoffnungslos. Im Rahmen einer Trauerfeier werden wir uns daher am 12. Dezember ab 15 Uhr vor dem Rathaus von der Dresdner Friedhofskultur des 12. Jahrhunderts bis heute verabschieden“, so Lara Schink.
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