Wie Restauratoren unser Kulturgut erhalten

Ständehaus Schlossplatz
Ständehaus am Schlossplatz in Dresden, Sitz des Landesamtes für Denkmalpflege Foto: Pönisch

Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen zeigt eine Ausstellung zu „50 Jahre Studiengang Restaurierung an der HfBK“

Was würde mit unserem Kulturgut passieren, gäbe es keine Restauratoren? Ob Schlösser und Burgen, wertvolle Gemälde und Möbel, alte Stoffe, Bücher oder historische Tapeten – all diese wertvollen, oft Jahrhunderte alten Schätze würden ohne die wissenschaftlich-fachliche Expertise und die handwerklichen Fertigkeiten von Restauratoren nicht überleben. Nicht erhalten geblieben wäre zum Beispiel die Bohlenstube aus Tannenholz von 1381 im Tetzelhaus Pirna. Oder die schablonierten Holzdecken in der Laurentiuskirche in Harthmannsdorf-Reichenau. Mit diesem bis dahin weniger beachteten Ausstattungstyp spätmittelalterlicher Kirchen befassten sich ab 1985 drei Studenten der damals neu gegründeten Fachklasse für Architekturfassung und Wandmalerei.
Das im 16. Jahrhundert gebaute Bürgermeister-Ringenhain-Haus in Torgau zeigt nach seiner umfassenden Restaurierung ab Mitte der 1990-er Jahre die unglaubliche Wohnkultur jener Zeit. Wir erfreuen uns heute wieder an der barocken Fassade von Schloss Nischwitz (bei Thallwitz), an restaurierten Kassettendecken auf Schloss Colditz sowie an den Konsolenköpfen im Schloss Lauen-stein (Altenberg) und können erfahren, was Pressbrokat ist. Und schließlich: Dank der Forschungen der Restauratoren wissen wir heute, warum die großen Ausmalungen in der Albrechtsburg Meißen schon kurz nach ihrer Fertigstellung 1885 Schaden nahmen: Es lag (und liegt noch immer) an Haftungsproblemen der Öl-Wachs-Malerei auf einem schwach gebundenen Leimfarbenanstrich. Das jedenfalls bekamen die Restauratoren Michael Lange und Helge Landmann 1991 im Rahmen ihres Studienganges Restaurierung heraus.

50 Jahre Studiengang Restaurierung

Den Studiengang Restaurierung gibt es an der Hochschule für Bildende Kunst Dresden seit 50 Jahren. Gründungsprofessor war Dr. Ingo Sandner, der 1974 vom damaligen Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden, an die Hochschule für Bildende Künste wechselte. Bereits ab 1904 unterhielt die Königlich Sächsische Kommission (später Landesamt für Denkmalpflege) zur Erhaltung der Kunstdenkmäler eine eigene Restaurierungswerkstatt. Als älteste akademische Ausbildungsstätte für Restauratoren in Deutschland pflegt die Hochschule bis heute eine enge Verbindung zur sächsischen Denkmalpflege.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens dieses Studienganges ist im Landesamt für Denkmalpflege im Ständehaus Dresden, Schloßplatz 1, noch bis 30. April eine Ausstellung zu sehen. Sie präsentiert eine Auswahl von Seminar- und Diplomarbeiten, die zusammen mit dem LfD entstanden sind, sowie weitere Projekte, die ohne die Beteiligung von Studierenden und Lehrenden der Hochschule nicht möglich gewesen wären. Insgesamt 35 außergewöhnliche Beispiele aus acht Jahrhunderten geben Einblick in die reiche und einzigartige Denkmallandschaft Sachsens und zeigen, an welch vielfältigen Kulturdenkmalen die Restauratorinnen und Restauratoren mitgearbeitet haben. Neben bekannten Beispielen (wie die Restaurierung der Goldledertapeten im Schloss Moritzburg) werden auch weniger bekannte Objekte präsentiert, die kunsttechnologische und restauratorische Fragestellungen aus verschiedenen Jahrhunderten aufwerfen, von romanischen Steinskulpturen über Holzskulpturen, Holztafel- und Leinwandgemälden bis hin zu Wand- und Deckenmalereien und Fassadengestaltungen. Die Zusammenarbeit führte zu neuen Erkenntnissen über die Kulturdenkmale, die für die praktische Denkmalpflege von großer Bedeutung sind. Die praxisorientierten Diplomaufgaben trugen dazu bei, dass auch scheinbar aussichtslose Fälle erfolgreich restauriert werden konnten und als Initialzündungen für komplexe denkmalpflegerische Instandsetzungen dienten.

Ergänzt wird die Ausstellung durch originale Stuckfragmente und Abformungen aus dem Brühlschen Palais Dresden sowie Studienarbeiten zum chinoisen Pavillon aus dem Schlossgarten Hermsdorf bei Ottendorf-Okrilla.
Ergänzt wird sie aber auch von öffentlichen Führungen. Sie finden am 29. Januar, 26. Februar, 26. März und 16. April jeweils ab 16 Uhr statt und sind eintrittsfrei. Begleitend zur Schau stehen außerdem Vorträge am 15.Januar (Thema: Entstehung des Studienganges Restaurierung an der HfBK Dresden, mit Prof. Dr. Ingo Sandner), 5. Februar (Wissenschaftliche Lehre für die denkmalpflegerische Praxis. Beispiele für die Kooperation des Dresdner Restaurierungsstudiengangs mit der sächsischen Denkmalpflege), 19. März (Wandbild »Der Weg der roten Fahne« am Kulturpalast Dresden – Ein baukulturelles Erbe der Dresdner Hochschul- und Stadtgeschichte) sowie am 30. April (Denkmalpflege und Restaurierung im Schloss Rochlitz) auf dem Programm (Beginn ist jeweils 15.30 Uhr).

Ausstellung im Ständehaus, Schlossplatz 1, bis 30. April, geöffnet Montag bis Freitag von
10 bis 16 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung für Führungen und Vorträge erforderlich unter 351/48430421 oder presse@lfd.sachsen.de

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