Neue Bürgerinitiave Carolabrücke startet mit Sieben-Punkte-Aktionsprogramm

Bürgerinitiative Carolabrücke
Am 27. Januar gründete sich auf dem Rathenauplatz die "Bürgerinitiative Carolabrücke". Foto: Pönisch

Wenn schon eine neue Brücke gebaut werden muss, warum dann nicht eine nach historischem Vorbild, die ins Stadtbild passt – das ist der Ansatz einer Gruppierung um junge Leute, die Dresden „neu denken“ wollen.

Es steckt schon eine gewisse Ironie drin: Just am Spätnachmittag des 27. Januar, als sich die neue „Bürgerinitiative Carolabrücke“ offiziell und öffentlich gründen will, wird wieder der Fund einer Fliegerbombe in der Elbe unter der Unglücksbrücke gemeldet. Kurz sieht es so aus, als würde damit auch der Vor-Ort-Termin am Rathenauplatz zwischen den Figuren „Elbe in Ruhe“ und „Bewegte Elbe“ platzen, aber die alte Bombe hat zu Glück keine Zünder mehr und die eilig anberaumten Straßensperrungen können sehr schnell wieder aufgehoben werden. Der Gründung der neuen Initiative steht nichts im Wege.

Wenn schon ein Neubau, dann einer, der das Stadtbild schöner macht

Wer nun glaubt, hinter dieser neuen Bürgerinitiative stehen wieder nur „alte weiße Männer“, die nur dem Alten verbunden sind und Neues generell erst mal ablehnen, der irrt gewaltig. Denn die Akteure, die am vergangenen Montagabend ihre Ideen vor rund 30 Gleichgesinnten vorstellen, sind mit Mitte bis Ende 20 ziemlich jung. Unter ihnen sind Politikwissenschaftler, Informatiker, Architekten, Azubis und Studenten. Ihr Ziel: „Wir möchten die historische Carolabrücke neu denken – als nachhaltige, ästhetisch ansprechende und zukunftsfähige Elbquerung, die unseren Stadtraum bereichert statt ihn zu zerschneiden.“ Oder wie es Bertrand Zunker auf den Punkt bringt: „Wir wollen gern ein Wörtchen mitreden beim Neubau der Carolabrücke.“ Dass dies angebracht sei, würden aktuell drei Petitionen zeigen, die sich für einen Neubau nach historischem Vorbild von 1895 einsetzen und die bereits von rund 26.000 Menschen unterzeichnet wurden.


Um zu verdeutlichen, wie ernst sie es meinen, stellen Bertrand Zunker, Jann-Ole Makberger und Milena Filipps am BI-Gründungsabend auch gleich ein Sieben-Punkte-Aktionsprogramm vor. Der erste heißt: Faire Diskussion ohne parteipolitische Profilierung. Punkt zwei wird überschrieben mit “Schnelle Ergebnisse“ und überrascht: „Wir setzen uns zunächst für eine Behelfsbrücke ein. Deren Baukosten amortisieren sich über den wirtschaftlichen Nutzen. Der Bund hält mit dem SS80-System Bauteile bereit, um kurzfristig leistungsfähige Schwerlast-Brücken errichten zu können. Diese Übergangslösung kann zum Beispiel zeigen, ob eine Brücke mit geringerem Querschnitt als bisher alle Verkehre problemlos bewältigt. Sollte dies der Fall sein, kann die dritte Carolabrücke schmaler und somit günstiger gebaut werden“, erklärt Jann-Ole Makberger. Außerdem regen die Akteure schnelle Planfeststellungs- und Bauzeiten von jeweils drei Jahren an.
Punkt drei ihrer Agenda ist mit „Ökonomische Vernunft“ überschrieben und meint: Wer billig baut, baut zweimal. Wer Bogenbrücken baut, profitiert von einer fast unbegrenzten Standzeit. Zur Finanzierung der neuen Brücke schlägt die BI unter anderen Stadtanleihen, Spenden und das Förderprogramm des Bundes „Nationale Projekte des Städtebaus“ vor. Motto: Warum den Neubau nicht in viele kleine Abschnitte aufteilen und dafür viele Töpfe abgreifen?
Weitere Forderungen aus dem Aktionsprogramm lauten Stadtbildverträglichkeit, Verkehrsplanung aus einem Guss, Nachhaltigkeit und unter Punkt sieben schließlich „Wir wollen, dass Dresden groß denkt“. „Eine beliebige, ortsuntypische Brücke wird Dresden an dieser Stelle nicht gerecht. Mitgedacht werden müssen der Carola- und der Rathenauplatz, der Pirnaische und der Georgplatz. Sie alle verdienen heute kaum die Bezeichnung Platz.“ Es seien vielmehr leere Orte ohne Aufenthaltsqualität oder irgendeinen Anlass, sich dort aufzuhalten.

Stellt sich nun die Frage: Was kann die neue Bürgerinitiative bewirken? Wie realistisch sind die Vorschläge angesichts leerer Kassen überall? „Wir legen keine Bau- und Finanzierungspläne vor, das ist nicht unsere Aufgabe. Aber wir denken, dass Dresden nach Jahrzehnten des Stillstandes neue Impulse, Weitsicht, Aufgeschlossenheit, Ideen und Engagement braucht. Dresden braucht vor allem den Glauben an sich selbst“, sagen die Akteure.

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