
Eröffnet am 1. Februar 1990, feiert das Hotel in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen
Der Neumarkt war ein großer, leerer Raum mit viel Platz zum Parken. Die Frauenkirche noch immer eine Ruine, ein stilles Mahnmal gegen den Krieg. Nein, der Neumarkt war kein Platz, mit dem man Aufenthaltsqualität und Verweildauer verbinden konnte. Doch immerhin: Am 1. Februar 1990 wurde hier ein schickes neues Hotel eingeweiht. In der SZ vom 27./28. Januar 1990 war damals zu lesen, dass die Eröffnung „noch rechtzeitig zum 25jährigen Jubiläum von Interhotel DDR“ geschah. Das 100-Millionen-DM-Projekt zeige sich „gediegen und sachlich sowohl in Architektur als auch Ausstattung“. Und es war zu lesen, dass auch DDR-Gäste willkommen seien „für die bei uns gültige Währung“. Allerdings seien die Chancen gering, denn die Vorbestellungen aus dem Ausland hätten die Kapazitätsgrenzen fast erreicht.

Foto: SZ/Gunter Hübner

Der „Dresdner Hof“ mit seinen 333 Zimmern und 526 Betten sowie den zwölf Appartements sollte Gäste aus aller Welt nach Dresden locken – vor allem solche mit Devisen in der Tasche. Denn die wurden dringend gebraucht in der DDR. Gebaut wurde der Komplex von der schwedischen Firma Baufirma Armerad Betong Vägförbättringar (ABV), entworfen vom Westberliner Architekt Walter Lewin. Auch der Bund der Architekten der DDR durfte am Neubau ein wenig mitwirken. Der Grundstein für den prestigeträchtigen Bau wurde am 9. Oktober 1987 gelegt. Als das Haus reichlich zwei Jahre später öffnete, war die DDR so gut wie Geschichte. Der „Dresdner Hof“ fing da gerade erst an, Geschichte(n) zu schreiben. Denn er zählte damals zum Modernsten, was „Interhotel“ zu bieten hatte.
Das Haus hätte sich selbst versorgen können. Es gab eine eigene Fleischerei, Bäckerei, Wäscherei, Druckerei und Werbeabteilung. Es zählte 15 eigene Restaurants, Cafés und Bars, dazu einen Frisiersalon, Kosmetikstudio, Autoservice, eigene Gesundheitseinrichtungen und Werkstätten sowie um die 700 Mitarbeiter. Für sie wurde gegenüber in durchaus ansehnlicher Plattenbauweise ähnlich dem Berliner Nicolaiviertel sogar ein Wohnheim gebaut.
So viele Geschichten, sie würden Bücher füllen
Was hat das Hotel nicht alles erlebt. Schon kurz nach der Eröffnung gab es erste Umbauten. Die Deutsche Bank beanspruchte in der fünften Etage viele Räume, hier standen die Dresdner Schlange, um ihr erstes Westkonto zu eröffnen. Am 1. März 1992 pachtete die Hilton International (Germany) GmbH das Hotel, kaufte es 1999, verkaufte es 2007 wieder. Bis September 2014 gab es einen Managementvertrag mit Hilton, der einen Monat später von einem Franchisevertrag abgelöst wurde. In den Jahren dazwischen lag die schlimmste Flut, die Dresden heimsuchte und einen Acht-Millionen-Schaden im Hotel hinterließ. Doch schon im September wurden wieder Gäste empfangen. Corona war das nächste wirtschaftliche Desaster, das Leitung und Crew überstehen musste.
Im Laufe der Jahre hat das Haus natürlich viele prominente Gäste empfangen, darunter führende Politiker, Künstler und internationale VIPs. In den wilden Wendezeiten wurde hier Politik gemacht, oft hinter verschlossenen Türen. Kohl, Genscher, Graf Lambsdorff kümmerten sich hier um die Wiedervereinigung, die Biedenkopfs gingen ein und aus, auch Gerhard Schröder und Angela Merkel waren Gäste des Hotels. Weltberühmte Künstler wie Montserrat Caballé und Milva nächtigten hier, auch Arnold Schwarzenegger, Till Schweiger und seit 30 Jahren immer wieder Roland Kaiser, der längst zu den festen Stammgästen zählt. Und man erinnert sich noch heute daran, dass Thomas Gottschalk eines nachts im Schlafanzug an der Rezeption stand und ein Zimmer begehrte, weil er sich im Tourbus nicht wohlfühlte…
116,5 Millionen Kilowattstunden Strom, fast zwei Millionen Kubikmeter Wasser, 1,5 Millionen Tonnen Mehl – auch das gehört zu 35 Jahren Hotel Hilton…
Hinterlasse jetzt einen Kommentar