Schlechte schulische Leistung trotz Vorbereitung? Diese Anfechtungsmöglichkeiten gibt es im Ernstfall

Bildquelle: Pim Chu via unsplash

Ernüchternde Noten trotz intensiver Vorbereitung stellen für viele Schüler und Studenten eine enorme Belastung dar. Wenn der Prüfungsstoff gründlich gelernt wurde und die Aufgaben dennoch überraschend schlecht bewertet wurden, steckt außerdem häufig mehr dahinter als mangelnde Leistung. Fehler in der Bewertung, Verstöße gegen Prüfungsrecht oder Ungleichbehandlungen kommen öfter vor, als viele vermuten.

Ernüchternde Noten trotz intensiver Vorbereitung stellen für viele Schüler und Studenten eine enorme Belastung dar. Wenn der Prüfungsstoff gründlich gelernt wurde und die Aufgaben dennoch überraschend schlecht bewertet wurden, steckt manchmal auch mehr dahinter als mangelnde Leistung. Fehler in der Bewertung, Verstöße gegen Prüfungsrecht oder Ungleichbehandlungen kommen öfter vor, als viele vermuten.

Unerwartet schlechte Noten und ihre häufigsten Auslöser

Wenn eine Prüfung schlechter ausfällt als erwartet, liegt die Ursache unter Umständen nicht im fehlenden Wissen. Häufig steckt stattdessen ein Zusammenspiel aus äußeren Faktoren, formalen Fehlern und subjektiven Einschätzungen dahinter. Schon kleine Unstimmigkeiten im Ablauf oder in der Bewertung beeinflussen das Ergebnis schließlich merklich. Ein häufiger Auslöser ist zum Beispiel eine unklare Aufgabenstellung. Mehrdeutige Formulierungen führen dazu, dass Teilnehmende eine andere Lösungsstrategie wählen als vorgesehen, was selbst bei fachlich richtigen Antworten zu Punktabzug führt. Auch irreführende Bewertungsmaßstäbe sorgen häufig für Probleme. Wenn Prüfende Kriterien nämlich unterschiedlich auslegen oder Gewichtungen uneinheitlich handhaben, entsteht schnell ein verzerrtes Bild der Leistung. Besonders bei offenen Fragestellungen oder Interpretationsaufgaben zeigen sich solche Abweichungen deutlich. Ein Vergleich mit offiziellen Musterlösungen oder Bewertungsrichtlinien deckt solche Unstimmigkeiten zuverlässig auf. Schließlich entstehen schlechte Bewertungen auch durch schlichte Bewertungsfehler. Zahlendreher bei der Punktevergabe, übersehene Teilantworten oder fehlende Korrekturvermerke kommen häufiger vor als angenommen.

Bewertungsfehler gezielt nachweisen

Eine erfolgreiche Anfechtung setzt präzise Belege für Bewertungsfehler voraus. Ein vages Gerechtigkeitsempfinden reicht nicht aus, es braucht nachvollziehbare Hinweise auf fachliche oder formale Mängel. Der erste Schritt besteht deshalb darin, die eigene Lösung sorgfältig mit den offiziellen Bewertungskriterien zu vergleichen. Viele Schulen und Universitäten stellen Musterlösungen oder Bewertungsleitfäden bereit, die zeigen, welche Antworten als korrekt gelten. Fallen dabei Abweichungen auf, entsteht ein konkreter Ansatzpunkt für eine Neubewertung. Fehler treten besonders häufig bei offenen Aufgabenstellungen auf. Dort beeinflussen individuelle Einschätzungen der Prüfenden das Ergebnis stärker, was das Risiko für unklare oder fehlerhafte Bewertungen erhöht. Fachliche Fehlinterpretationen, unpassende Punkteverteilungen oder die fehlende Berücksichtigung von Teilleistungen zählen zu den häufigsten Ursachen.

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Auch ein Vergleich mit anderen Prüfungsarbeiten liefert wertvolle Hinweise. Wenn nämlich vergleichbare Leistungen unterschiedlich bewertet wurden oder Aufgaben uneinheitlich korrigiert sind, spricht dies für ein strukturelles Problem. In solchen Fällen eröffnet sich häufig eine Möglichkeit der Prüfungsanfechtung, die auf dieser Grundlage deutlich bessere Chancen auf Erfolg hat.

Ungleichbehandlung sind Verstöße gegen das Gleichbehandlungsgebot

Neben klassischen Bewertungsfehlern sind auch strukturelle Probleme nicht zu vernachlässigen. Besonders relevant ist der Grundsatz der Gleichbehandlung, denn alle Prüflinge haben Anspruch auf identische Bedingungen, Bewertungsmaßstäbe und Chancengleichheit. Weicht die Bewertung einzelner Prüfungen deutlich voneinander ab, obwohl die Leistungen vergleichbar sind, ist dies möglicherweise ein Hinweis auf einen Verstoß. Auch äußere Rahmenbedingungen zählen dazu. Wurden bei einer Gruppe Zeitüberschreitungen toleriert, bei einer anderen jedoch streng geahndet, ist daraus ein Anfechtungsgrund ableitbar. Gleiches gilt, wenn Aufgaben ungleich schwer verteilt oder Prüfungsmodalitäten kurzfristig geändert wurden.

Rechte verstehen und gezielt vorgehen

Schüler und Studierende verfügen über umfangreiche Rechte, die sie erst einmal verstehen müssen, um gezielt gegen fehlerhafte Bewertungen vorgehen zu können. Dazu zählen

  • die Einsicht in alle Prüfungsunterlagen, inklusive Korrekturvermerke und Bewertungsbögen
  • der Anspruch auf eine nachvollziehbare und überprüfbare Bewertung
  • die Möglichkeit, Einwendungen schriftlich einzureichen und eine Neubewertung zu verlangen

Dass der Widerspruch gut begründet wird, ist in jedem Fall ausschlaggebend. Allgemeine Kritik oder bloße Meinungsäußerungen haben in der Regel kaum Aussicht auf Erfolg.

Fristen im Blick behalten!

Erfolgreiche Anfechtungen scheitern häufig an versäumten Fristen. In den meisten Bundesländern beträgt die Widerspruchsfrist zwei bis vier Wochen ab Bekanntgabe der Note. Die Frist beginnt allerdings mit dem Tag der offiziellen Mitteilung, nicht mit der Einsichtnahme der Prüfung. Ein präzises, schriftliches Vorgehen ist dabei essenziell. Im Schulbereich erfolgt der Widerspruch meist über die Schulleitung oder die zuständige Behörde, im Hochschulbereich an die Prüfungsämter. Je besser der Widerspruch dokumentiert und strukturiert ist, desto höher stehen die Chancen auf eine Neubewertung.