1922 ging es in Dresden um eine entscheidende Frage: Bleibt das Nordbad erhalten oder muss es einem Fabrikbau weichen?
Das Nordbad muss für die Neustädter erhalten bleiben. Darin waren sich 1922 die Stadträte einig und deshalb wehrten sie Grundstücksübernahmepläne für den Bau einer Fabrik auf dem Areal ab.
Zum Glück, denn so blieb das Nordbad, verborgen im zweiten Hinterhof an der Louisenstraße 48, bis heute erhalten. Gebaut wurde es 1894 von Georg Hofmann und als „Germania-Bad“ 1895 eröffnet. Es ist damit heute das älteste Dresdner Schwimmbad.
Als es 1895 eingeweiht wurde, stand das Schwimmvergnügen zwar auch schon im Mittelpunkt, doch den Badespaß, den wir heute kennen, gab es damals so natürlich nicht. Denn das 8 mal 16 Meter große Bad stand abwechselnd nur den Damen oder den Herren zur Verfügung. Mindestens ebenso wichtig für die Neustädter und ihr Reinigungsbedürfnis waren die 22 Wannenbäder (unterteilt in drei Klassen), die Russischen Dampfbäder und die Kiefernnadel-Dampf-Kastenbäder.
Was der Krieg nicht schaffte, erledigte der Sozialismus
Das Nordbad blieb 1945 beim Angriff auf Dresden verschont und konnte schon fünf Jahre später wieder öffnen. Zum Verhängnis wurde dem Bad samt seiner technischen Anlagen und seiner Bausubstanz letztlich die immer stärker werdende Mangelwirtschaft der DDR. Denn ab 1970 wurden alle Arbeiten zur Erhaltung des Bades eingestellt, so dass die städtische Bauaufsicht 1974 die Schwimmhalle und ein Jahr später auch die Kurbäder sperrte. Für die Wannenbäder kam das endgültige Aus 1982. Mitte der 1970-er Jahre träumten die Genossen sogar von Abriss des Bades und Wiederaufbau an anderer Stelle. Doch es kam bekanntlich anders…
Widerstand der Neustädter brachte das Bad zurück
Die Neustädter wollten jedoch gern „ihr“ Bad wieder nutzen – schon allein deshalb, weil kurz vor der Wende der Großteil der Wohnungen in der Neustadt immer noch unsaniert waren. Toilette eine halbe Treppe tiefer und kein eingebautes Bad waren damals Standard.
Während der BRN im Sommer 1991 machten Nordbad-Liebhaber mit öffentlichem Baden und Duschen auf den Verfall des Gebäudes aufmerksam. Danach gründete sich eine Bürgerinitiative, die richtig Druck machte, so dass die Stadt 1993 die Arbeiten zur Sicherung des Bauwerks plante und ausschrieb. 1995 konnte dann endlich der Bauantrag gestellt werden und schon im Dezember 1996 war das Nordbad endlich wieder nutzbar. Die Sanierungskosten lagen damals übrigens bei gerade mal 7,6 Millionen Euro. Das Geld reichte sogar aus, um einen höhenverstellbaren Hubboden einzubauen, mit dem Wassertiefen zwischen 30 und 190 Zentimetern eingestellt werden können.
Geschlossen seit Juni 2021
Seit mittlerweile 13 Monaten ist das Nordbad geschlossen. Saniert werden Filter, Dosiereinrichtungen für die Badewasseraufbereitung, Sanitärleitungen, Elektroanlagen, aber auch Lüftungs- und Gebäudeleittechnik. Der Großteil der Arbeiten findet hauptsächlich im nicht einsehbaren Untergeschoss statt, das nahezu komplett beräumt und entkernt wurde. Erneuert werden aber auch der Fußboden, Personalräume sowie im öffentlichen Badebereich die Sanitäranlagen und die Holzverkleidungen in den Saunakabinen
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Wie groß die Schäden an der Technik tatsächlich waren, das zeigte sich erst mit Rückbau einzelner Anlagen. So müssen in den Massivwänden verlegte, undichte Dachentwässerungsleitungen in Größenordnung erneuert werden. Zum anderen brachten Lieferengpässe bei Material und coronabedingte Ausfälle bei Firmen etliche Bauabläufe gehörig durcheinander. Am ursprüngliche Ziel, im vierten Quartal wieder zu öffnen, will die Dresdner Bäder GmbH trotz des Zeitdrucks festhalten.
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