Im digitalen Zeitalter ist das Phänomen des Doomscrollings weit verbreitet. Dabei tritt es nicht nur bei der Social-Media-Nutzung auf. Viele Menschen neigen dazu, bei gesundheitlichen Beschwerden unaufhörlich im Internet zu recherchieren, was jedoch häufig mehr Angst als Aufklärung bringt – auch das ist eine ernst zu nehmende Form des Doomscrollings.
Doomscrolling allgemein meint das Fokussieren auf Inhalte mit schlechten Nachrichten. Gerade die Algorithmen der sozialen Medien verstärken oft dieses Problem. Wird zum Bespiel ein Video über eine Krise oder Katastrophe angesehen, merkt sich der Algorithmus dies als Vorliebe. Infolgedessen werden mehr und mehr Inhalte mit diesen Themengebieten angezeigt. Das Phänomen dabei ist, dass diese Videos die Ängste des Betrachters verstärken, er sich schlechter und schlechter nach jedem Video fühlt und dennoch nicht aufhört, diese Inhalte zu konsumieren.
Ähnlich verhält es sich bei dem „Googeln“ nach Krankheitssymptomen. In der Regel werden Resultate gezeigt, die nicht auf die individuelle Lage und Vorgeschichte zugeschnitten sind. Die online verfügbaren Informationen sind oft alarmierend und beeinträchtigen das emotionale Wohlbefinden. Dennoch wird immer weiter von Link zu Link geklickt, bis man von den schlimmstmöglichen Krankheiten für sich ausgeht. Doch welche Strategien können hilfreich sein, um den Teufelskreis des Doomscrollings zu durchbrechen?
Experten zurate ziehen
Wer sich auf der Suche nach Antworten für gesundheitliche Fragen befindet, sollte sich an Experten wenden, anstatt selbst zu recherchieren. Wer zum Beispiel als Laie MRT Befunde einfach verstehen möchte, hat es oft ziemlich schwer. Fachkräfte wie Ärzte und Therapeuten, aber auch Medizinstudenten mit dem entsprechenden Hintergrundwissen können individueller als das Internet beurteilen, ob die Befunde wirklich Anlass zur Sorge geben. Sie bieten Informationen und Ratschläge, die auf das persönliche Krankheitsbild abgestimmt sind. Das Vertrauen in die Expertise von Fachkräften kann helfen, Unsicherheiten abzubauen und sich nicht in die Angstspirale des Doomscrollings zu begeben.
Digitale Hygienemaßnahmen einführen
Der Umgang mit digitalen Technologien kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Doomscrolling zu reduzieren. Dazu gehört, bewusst Pausen von Smartphones, Computern und Co. einzulegen und feste Nutzungszeiten festzulegen. Genau das fällt vielen Menschen schwer, hat aber oft einen positiven Effekt auf das psychische Wohlbefinden. Eine digitale Balance trägt dazu bei, den Stresspegel zu senken und mehr Zeit für Aktivitäten außerhalb der Bildschirmzeit zu schaffen.
Auch das Filtern von Nachrichtenquellen ist wichtig. Es sollte stets auf Informationsgehalt und die Vertrauenswürdigkeit geachtet werden. Der bewusste Umgang mit digitalen Medien ermöglicht es, die Online-Zeit qualitativ zu nutzen und die ständige Konfrontation mit negativen Informationen zu begrenzen.
Alternative Informationsquellen nutzen
Um nicht immer auf das Internet zurückzugreifen, können alternative Quellen wertvoll sein. Das gilt nicht nur, wenn es um das Weltgeschehen geht, sondern auch bei Gesundheitsinformationen. Das Lesen von Fachliteratur, der Besuch von Vorträgen oder das Gespräch mit medizinischen Fachpersonen bieten tiefer gehende Einblicke ohne die Ablenkung durch überflutende Online-Inhalte.
Auch der Austausch mit Freunden und Familie über deren Erfahrungen oder das gemeinsame Besprechen von Informationen kann helfen, gesundheitliche Fragen auf eine andere, weniger stressige Weise anzugehen. Offline-Quellen fördern eine Informationsaufnahme, die nicht durch die Dynamik und Algorithmen des Internets beeinflusst sind.
Achtsamkeit und Stressbewältigung einbauen
Achtsamkeit und ein bewusstes Stressmanagement sind wirksame Werkzeuge gegen die negativen Folgen von Doomscrolling.
Achtsamkeitstechniken wie Meditation oder Yoga können helfen, den Geist zu beruhigen und den Fokus auf das Hier und Jetzt zu lenken. Somit wird der innere Dialog, der oft durch übertriebene Sorge geprägt ist, durch eine klarere Perspektive ersetzt. Diese Methoden fördern oft das Wohlbefinden und tragen dazu bei, dass die eigene Gesundheit aus einer ausgeglichenen Sicht betrachtet wird. Entspannungstechniken reduzieren bei vielen Menschen den Drang, endlos im Internet nach Informationen zu suchen.
Bewusstes Entspannen hilft Stress und Ängste zu reduzieren. Bildquelle: Maik Kleinert via Pexels.
Positive Inhalte konsumieren
Der Konsum positiver und inspirierender Inhalte kann einen bedeutenden Einfluss auf die mentale Gesundheit haben. Statt die Aufmerksamkeit auf potenziell beängstigende und negative Nachrichten zu richten, kann ein Fokus auf positive Medienquellen das Stresserleben reduzieren.
Eine Idee wäre es zum Beispiel, inspirierende Videos anzuschauen, motivierende Musik zu hören oder ermutigende Geschichten zu lesen. Der Wechsel zu positiven Inhalten bietet nicht nur Ablenkung, sondern fördert auch ein positives Mindset, das sich vorteilhaft auf die allgemeine Lebensqualität auswirken kann.
Unterstützung im persönlichen Umfeld suchen
Das persönliche Umfeld spielt eine wichtige Rolle beim Umgang mit Doomscrolling. Der Austausch mit Freunden und Familie bietet Möglichkeit, Sorgen und Ängste zu teilen und dabei unterschiedliche Perspektiven zu gewinnen.
Soziale Interaktionen können helfen, die eigene Sichtweise zu relativieren und die negativen Gedankengänge zu durchbrechen, die durch übermäßige Online-Recherche entstehen können.
Gemeinschaft bietet Halt und oft auch wertvolle Ratschläge, die aus eigenen Erfahrungen resultieren. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Rückhalt durch Nahestehende kann zu einem besseren Umgang mit schlechten Nachrichten oder gesundheitlichen Unsicherheiten führen. Wer bemerkt, dass er es auch mit dieser Unterstützung nicht schafft, sich vom Doomscrolling zu lösen, sollte gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
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