
Die Kunden in der Vorwerk-Podemus-Filiale Coswig staunten am Dienstagmorgen nicht schlecht: Blitzlichtgewitter, haufenweise Presseleute und mittendrin ein weißgekleideter Imker. Rico Heinzig ist kein Unbekannter, gewann im vergangenen Jahr den „Honigstreit“ gegen TV-Moderator Jan Böhmermann. Nun meldete er sich zurück – mit laut seiner Aussage Deutschlands erster Selbstzapf- Station für frischen Honig. „Ich bin selbst Kunde in dieser Podemus-Filiale“, sagte Heinzig. Das Konzept mit der hauseigenen Zapfanlage für frische Milch habe ihm gefallen. „Also habe ich den Chef angerufen und gefragt, was er von einer Honigzapfe hält“, erzählt Heinzig weiter. Bernhard Probst, Vorwerk-Podemus-Geschäftsführer, war sofort im Boot. „Wenn die Honigzapfe so gut läuft wie unsere Milchzapfe, mache ich mir keine Sorgen“, sagte der Unternehmer, der in der Region insgesamt elf Filialen betreibt.
Frisch gezapft ins (eigne) Glas
Die Honigzapfe besteht aus zwei Behältern. Einer ist mit Meißner Landhonig befüllt, der andere mit Dresdner Stadthonig. „Dabei handelt es sich um naturbelassenen Honig. Das heißt, er wurde nicht gefiltert und nur erwärmt auf maximal 40 Grad Celsius“, sagte Heinzig. Kunden können ihren Lieblingshonig in mitgebrachte Behälter füllen. Zudem gibt es auch Gläser auf Pfandbasis vor Ort. Wer sich unsicher ist, kann vorher eine kostenfreie Kostprobe nehmen. An der Kasse wird dann gewogen. 100 Gramm kosten 2,29 Euro.
Zum Thema Preis hat Heinzig einen klaren Standpunkt. „Wenn das Glas Honig im Supermarkt für drei Euro steht, kann irgendwas nicht stimmen, vor allem, wenn man weiß, wie viel Arbeit normalerweise drinsteckt“, erklärte der Imker. Schon länger haben deutsche Imker gegen Schummel-Honig aus dem Ausland zu kämpfen. Der Verdacht der Honig-Panscherei steht im Raum. Es sei deshalb auch ein Anliegen des Projektes, die Menschen zu sensibilisieren, genauer hinzuschauen, wo ihr Honig eigentlich herkommt, so Heinzig. Seine Bienenvölker sind im Elbtal unterwegs und in mehreren Dresdner Stadtteilen.
Bienenmann siegt über Böhmermann
Rico Heinzig wurde bekannt durch den sogenannten Honig- Streit mit TV-Satiriker Jan Böhmermann. Dieser hatte ihm in einer Folge des Magazin-Royale sogenanntes „Beewashing“ vorgeworfen – angelehnt an den englischen Begriff Greenwashing, sich auf unredliche Weise mit Umweltschutz zu schmücken.
Der Bienenmann ließ das nicht auf sich sitzen und strickte eine Werbekampagne. Böhmermann war ungefragt Teil davon. Im Juli 2024 entschied das Oberlandesgericht Dresden (OLG) zugunsten des Imkers. Ende 2024 sah man ihn in Dresden auf dem Weihnachtsmarkt noch einmal. Dann wurde es still. „Der Hype ist deutlich abgekühlt. Das ist aber auch gut so. Zurückblickend war es eine sehr anstrengende Zeit gewesen“, so der Coswiger. Die letzte Verhandlung liegt inzwischen fast ein Jahr zurück. „Genaugenommen kann Böhmermann noch ins Hauptsache-Verfahren gehen. Dafür bleibt ihm noch ein gutes Jahr. Man weiß ja nie bei ihm“, sagte Heinzig. Die Einladung Richtung Köln- Ehrenfeld stünde jedenfalls noch. Im Zusammenhang mit der juristischen Auseinandersetzung hatte der Imker dem TV-Mann angeboten, die Imkerei im Göhrischgut (Diera-Zehren) zu besuchen.
Hinter Bernhard Probst und seinem Team liegen ebenfalls anstrengende Zeiten. Im letzten Sommer musste die Filiale in der Dresdner Neustadt geschlossen werden. „Vor allem 2023 war kein gutes Jahr gewesen. Wir haben ein paar Federn gelassen, sind aber wieder in der Spur“, sagte der Geschäftsführer. Auf Erzeugerseite gibt es nach wie vor einige Herausforderungen. „Die Schlachtviehpreise haben sich verdoppelt. Hinzu kommen Investitionsstau und Personalmangel. Viele werfen auch das Handtuch“, sagte Probst. Sollte die Honigzapfe bei den Kunden ankommen, könnte es schon bald weitere geben.
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