Abrissbagger fressen sich kreischend ins erste entkernte Robotron-Haus zwischen Georgplatz und Hygiene-Museum. Die Kasseler Unternehmensgruppe Immovation will auf dem Gesamtareal 3 000 Wohnungen bauen. Am Dienstag wandte sich jedoch Matthias Hahndorf vom Netzwerk „ostmodern“ an den Investor mit dem Aufruf, die treppenhaushohen Bleiglasfenster im Innenhof nicht zu zerstören. Sie stammen von Axel Magdeburg. Ausgeführt wurde das Werk durch die Künstler Günter Gera und Gerhard Pap-
stein zur Bauzeit Ende der 60er/Anfang 70er Jahre.
Noch am selben Tag antwortete Sprecher Michael Sobeck: „Das abzureißende Robotron-Gebäude an der St. Petersburger Straße – oder Teile davon – steht nicht unter Denkmalschutz. Unser Unternehmen ist daher nicht direkt mit der Erhaltung eventuell erhaltenswürdiger Gebäudeteile befasst. Dennoch wurde dafür Sorge getragen, dass von professioneller Seite als schützenswert zu betrachtende Gebäudeteile erhalten bleiben.“ Welche genau, habe die Abbruchfirma Nestler in eigener Regie und in eigenem Auftrag mit dem Denkmalschutzamt Dresden abgestimmt. Von dort hieß es zunächst: „Das Bergen der Fenster kann aus technischen Gründen nicht erfolgen.“
Tags darauf lenkte das Amt ein, sodass Sobeck nun verspricht: „Wir haben in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz vor, zusammen mit den Profis der Firma Nestler zu versuchen, zwei vollständige Fenster aus zwei Stockwerken zu entnehmen. Ob es gelingt, wird der Versuch zeigen.“ Sollte der Ausbau klappen, würden sie zusammen mit den anderen gesicherten Elementen an das Lapidarium an der Zionskirche übergeben werden und auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein, so Dr. Bernhard Sterra.
Immovation hat gemeinsam mit der Stadt in einem Werkstattverfahren Ideen für die Gestaltung der 98 000 Quadratmeter bis zur Lennéstraße gesammelt. „Damit wollen wir eine bauliche Lösung finden, die von möglichst vielen Beteiligten getragen wird“, sagt Vorstand Lars Bergmann.Die Entwürfe wurden kürzlich Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) und Stadtplanungschef Stefan Szuggat vorgestellt. „Es gibt mehrere Ideen, die jetzt weiter konkretisiert werden müssen“, so Szuggat. Diese Ergebnisse werden dann öffentlich präsentiert. Bis Ende 2016 soll ein Bebauungsplan entworfen werden, Baustart könnte 2017 sein. In mehreren Bauabschnitten sollen anschließend neue Wohnhäuser entstehen. Die Planer rechnen damit, dass das gesamte Gebiet nicht vor 2025 fertig sein wird.
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