Dresden. Wie kommt man zur Politik? Sophie Koch, 24, Studentin aus Leipzig, ging den klassischen Weg. Ganz so, wie man sich eine politische „Karriere“ vorstellt. In der Kindheit und Schülerzeit geprägt, als Schülervertreterin aktiv, entschied sich Sophie schnell für die Politik. „Ich will gestalten“, erzählt sie. Dass es ihr nicht um Posten oder Mandate geht. Sondern um die Menschen, mit deren Schicksalen sie sich beschäftigt.
Heute ist die Studentin der Politikwissenschaften Vorsitzende der Dresdner Jungsozialisten. Also der Jugendorganisation der SPD. Ihr Elternhaus: grün geprägt. Ihre Schwester bei den Linken. Da geht es am Küchentisch eigentlich immer um Politik. Um Gerechtigkeit. Darum, was man gegen Nazis tun kann. Warum an der politischen Bildung gespart wird. „Wir haben uns nicht gewehrt gegen den aufkommenden Rechtsextremismus.“ Jetzt gäbe es die Quittung dafür. Die AfD in den Parlamenten.
Darf man für die Grünen klatschen?
Mit Sophie bei den Grünen. Klatschen für Cem Özdemir? Geht das? Darf man das als Juso-Chefin? Ja, man darf. Vor allem bei den Themen, die Grüne und SPD gemeinsam haben. Da sind sie wieder, die typisch linken Themen: Gerechtigkeit. Soziale Sicherheit. Gegen rechts.
Ab und zu also klatscht Sophie für den Grünen-Parteichef. Der ist mindestens genauso streitbar wie sie. Sophie geht dem Konflikt mit der eigenen SPD-Stadtratsfraktion nicht aus dem Weg, wenn es darum geht, ein Wohnprojekt an einen Investor zu verkaufen, anstatt dafür zu sorgen, dass der Verein stattdessen bezahlbare Wohnungen dort baut.
Sie wohnt in der Neustadt. Sieht jeden Tag, wie wichtig soziale Arbeit im Jugendbereich ist. Sieht die Baustellen, die Kürzungen in der Präventionsarbeit verursacht haben. Sie will sich kümmern, Probleme besprechen und Lösungen erarbeiten. Auch für Langzeitarbeitslose. Einige von ihnen hat sie kürzlich kennengelernt. „Wir müssen dahin, wo die Menschen sind, die genau diese Probleme haben, die wir lösen wollen.“
Nah am Menschen sein, ihnen helfen. Auf Augenhöhe agieren. Ernst nehmen. Sophie ist idealistisch. Will Politik machen, zu gestalten. Ohne auf ein Mandat oder ein Amt zu schielen. Ein Jugendparlament für Dresden ist ein Ziel. Gemeinsam mit der Grünen Jugend und der Linksjugend will sie dieses Projekt voran bringen.
Eine Woche Kanzlerin: Einsatz für die Gerechtigkeit
Sie selbst steht einem Verband vor, der 400 Mitglieder hat. Angst vor der Aufgabe hatte sie nicht. Schon eher Respekt. Aber das ist er wieder, der Gestaltungswille. Auch gegen die eigene Partei. „Wir müssen immer der Stachel sein, der die Partei antreibt“, beschreibt sie die Aufgabe der Jusos. „Parteifrieden hin oder her. „
Was würde sie tun, wenn sie eine Woche Kanzlerin wäre? „Ich würde erst einmal die Gebühren für Bildung abschaffen. Also für Kitas, Unis, Schulen.“ Und wie will sie das finanzieren? „Durch eine Vermögenssteuer. Starke Schultern sollen mehr leisten.“ Da ist er wieder, der Einsatz für Gerechtigkeit. Und was noch? „Befristungen abschaffen. Frauenquote erhöhen. Und die Unterstützung für Alleinerziehende erhöhen.“
Ihren Idealismus will sich Sophie so lang wie möglich bewahren. Auch wenn sie doch irgendwann mal ein Mandat haben sollte. „Es geht mir nicht um Macht oder Geld“, betont sie noch einmal. Mehr Frauen in der Politik aber, auch in der eigenen Partei, wären nicht schlecht. Ihr eigenes Vorbild? Regine Hildebrandt. „So eine Frau fehlt uns heute.“
Vielleicht ja nicht mehr lange.
Facts:
Sophie Koch, 24, Vorsitzende der Jusos in Dresden
Homepage der JuSos Dresden
Facebook-Seite der Jusos Dresden
Fragen an Sophie
Mit welchen Personen aus den anderen Parteien würdest Du gern einen Abend verbringen?
CDU: Patrick Schreiber. Ich stimme zwar nicht oft mit ihm überein, aber mit ihm würde ich noch am liebsten diskutieren. (Schreiber ist bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag)
Grüne: Mit Bürgermeisterin Eva Jänigen
FDP: Mit dem Kandidaten aus Mittelsachsen, Philipp Hartewig
Linke: Mit Sarah Buddeberg, parlamentarische Geschäftsführerin der Linken-Fraktion im Landtag
Mit welcher Person würdest Du auf keinen Fall einen Abend verbringen wollen?
Mit Sebastian Fischer aus der CDU-Fraktion. Er ist mir zu nah an der AfD.
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