Johannstadt: Naturschutz mitten in Dresden

Die Streuobstwiese in Dresden-Johannstadt steht unter Naturschutz. (Foto: Christian Juppe)

Streuobstwiesen gibt es nicht nur am ländlich geprägten Stadtrand von Dresden. Es gibt sie auch mitten in der Stadt. Zwischen Waldschlößchenbrücke und Fährgarten liegen zwei Streuobstwiesen am Elbufer. Eine ist im Winter 2018 neu angelegt worden. Die andere entstand aus Bäumen der ehemaligen Kleingartenanlage, die 2002 durch das Hochwasser zerstört wurde.

Die neue Streuobstwiese an der Waldschlößchenbrücke ist eine „Eingriffs-Ausgleichsmaßnahme“ für den Hubschrauberlandeplatz des Universitätsklinikums im Landschaftsschutzgebiet Dresdner Elbwiesen. Auf etwa zwei Hektar wurden 47 Obstbäume neu gepflanzt. „Viele Dresdner Streuobstwiesen liegen im Schönfelder Hochland oder im Dresdner Norden. Dort ist es eher ländlich. Doch Stadtleben steht nicht im Widerspruch zum Naturschutz, wie die beiden Johannstädter Wiesen zeigen“, erklärt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. „Die beiden Streuobstwiesen am Elbufer sollen von den Dresdnerinnen und Dresdnern aktiv erlebt werden, ganz gleich ob beim Ausruhen im Schatten, Spazierengehen oder im Herbst beim Obst pflücken. Denn was man kennt und schätzt, ist man auch bereit zu schützen“, betont Jähnigen.
Eigentümer der Wiese an der Waldschlößchenbrücke ist die Landeshauptstadt Dresden. Gepachtet hat sie Landwirt Uwe Menzel. Er freut sich über die jüngsten Obstbaumpflanzungen. Die Abstände zwischen den Bäumen wurden mit ihm abgestimmt, damit er die Wiese gut mähen kann. Zehn Prozent der Fläche bleibt als Blühstreifen zwischen den Bäumen stehen. Das erleichtert die Mahd. Auf den Streifen werden vom Aussterben bedrohte Pflanzen, wie Feldmannstreu ausgesät. Die Pflanzen haben Teilnehmer des Projekts „Urbanität und Vielfalt“ des Umweltzentrums Dresden ausgebracht. Das Umweltamt sucht aktuell einen gemeinnützigen Verein, der für jeden Baum ein Sortenschild gestaltet und herstellt.

Grüne Johannstadt

Die andere Johannstädter Streuobstwiese verschönert seit 2003 als Biotop etwa vier Hektar zwischen Fährgarten und Waldschlösschenbrücke. Die Fluten des Elbehochwassers 2002 zerstörten die Kleingartenanlage vollkommen. An einen Wiederaufbau war aus wasserrechtlicher Sicht nicht mehr zu denken. Die Obstbäume durften bleiben. Alte Bäume die absterben, werden in Zukunft wieder ersetzt oder auf Hochstamm gesetzt, damit sich Tiere im Totholz ansiedeln können. Die Fläche gehört der Landeshauptstadt Dresden und ist auch an Uwe Menzel verpachtet.

Schutz der Artenvielfalt

Streuobstwiesen sind geschützte Biotope und werden besonders schonend bewirtschaftet. Die vorwiegend hochstämmigen Obstbäume stehen meist verstreut auf Weiden oder Wiesen. Hauptsächlich wachsen Mischkulturen aus Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume. Die Wiesen bieten vielen geschützten Pflanzen und Tieren einen Rückzugs- und Lebensraum. Kleinsäuger wie Haselmaus, Garten- und Siebenschläfer nutzen das Obstangebot gern. Vögel wie Star, Blau- und Kohlmeise aber auch der seltene Steinkauz oder der Trauerfliegenschnäpper schätzen das Nist- und Nahrungsangebot von Streuobstwiesen. Auch Fledermäuse fühlen sich wohl. Besonders geschützte Insekten wie die Hornisse nutzen Höhlen im Holz zum Nestbau. Der begrenzte Anteil Totholz einer Streuobstwiese bietet beispielsweise dem bedrohten Eremiten ein Zuhause.

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