Kilian Forster – Chef der Dresdner Jazztage – regiert dabei im Zeichen des Grünkohls.
Nun gut, der Grünkohl wird es wohl bei den Dresdnern nicht auf die Hitliste der typischen sächsischen Köstlichkeiten schaffen. Dort haben sich bekanntlich Gerichte wie der Sauerbraten oder die beliebte Eierschecke festgesetzt. Und doch hat sich der Grünkohl längst zum wichtigen Sympathieträger für die Elbestadt gemausert: Denn der Presseclub Dresden kürt seit 2007 jährlich während seines großen Grünkohlessens im Dresdner Hotel Hilton eine Grünkohlkönigin oder einen Grünkohlkönig. Der ist dann als Botschafter für Dresden unterwegs; mit zahlreichen sympathischen Ideen. Die bisherige Grünkohlkönigin Viola Klein zum Beispiel, Chefin einer großen IT-Firma, spielte als Organisatorin der Dresdner HopeGala Geld für ein Projekt ein, das in Afrika HIV-infizierten Schwangeren Therapien ermöglicht, um dennoch gesunde Babys zur Welt bringen zu können. 99 Prozent dieser Babys sind bei der Geburt nicht infiziert. „Eine wunderbare Sache – und es zeigt, dass die Dresdner ein großes Herz haben“, kam die scheidende Grünkohlkönigin Mittwochmittag im Hilton ins Schwärmen.
Rund 150 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft trafen sich hier sozusagen zur „Krönung“. Wobei Viola Klein übrigens ausnahmsweise vier Jahre lang „regierte“, weil die Tradition ein wenig eingeschlafen war. „Ich bin begeistert, dass es nun weitergeht“, freute sich OB Dirk Hilbert (FDP). Denn positive Schlagzeilen und Botschafter können Dresden aktuell schließlich nicht schaden. Das sieht auch der nun neu gekürte Grünkohlkönig so; Kilian Forster. Der studierte Musiker hat in den vergangenen Jahren Dresden zur Jazz-Hauptstadt werden lassen. Er hat die Dresdner Jazztage ins Leben gerufen und sorgt dafür, dass alljährlich bis zu 40 000 Besucher kommen. „Und das im touristisch nicht so florierenden Herbst, so dass auch die Hotels profitieren“, so Sabine Mutschke vom Presseclub. Gäste in die Stadt zu holen, den Austausch zu unterstützen, die positiven Seiten der Kulturstadt zu präsentieren, das sieht auch der neue Grünkohlkönig selbst als seine wichtigste Aufgabe an.
Die Idee des Grünkohlessens stammt dabei aus Norddeutschland. Unternehmer, Künstler und Politiker trafen sich erstmals 1956 beim Grünkohl, um Netzwerke zu bilden, über Probleme zu diskutieren und vor allem, sich besser kennenzulernen. Kurz nach der politischen Wende, 1990, hatten sich dann Wirtschaftsvertreter aus Hamburg und Dresden in Sachsens Hauptstadt getroffen, hatten eine Städtepartnerschaft zum Laufen gebracht und gleich auch noch die Idee des Grünkohlessens nach Dresden importiert.
JENS FRITZSCHE
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