Bernd Schneider liebt die Welt der Sterne. Eine Frage seines Enkels brachte ihn auf die Spur.
Beeindruckend sind sie auf jeden Fall – die Bilder des Kometen Neowise über den Radebeuler Weinbergen. Wo der Laie noch pures Fotografenglück vermutet, weiß der Fachmann längst: Solche Fotos entstehen nur mit Sachkenntnis und entsprechender Technik. Bernd Schneider hat beides und er hat vor allem die nötige Begeisterung für die Welt der Sterne. Warum sonst positioniert man sich mitten in der Nacht mit einer Kamera und starrt in den dunklen Himmel? Immer in Erwartung des einen, perfekten Bildes?
Bernd Schneider, Unternehmer aus Dresden, hat die Liebe zur Astronomie recht spät entdeckt. Auslöser dafür war sein Enkelsohn Richard. Der damals Fünfjährige kam vor einem Jahr mit einer ziemlich kniffligen Frage zu seinem Opa. Er wollte wissen, wie das so ist mit den Planeten und unserem Sonnensystem. „Da kam Opa Bernd ins Schwitzen, denn der Astronomie-Unterricht lag über 45 Jahre zurück“, erinnert sich Bernd Schneider schmunzelnd.
Tipps von einem besonderen Lehrmeister
Natürlich wollte er seinem Enkelkind trotzdem keine Antwort schuldig bleiben. Der astronomische Ehrgeiz war geweckt. Bernd Schneider begann, sich mit dem Weltall zu beschäftigen – ein im wahrsten Sinne des Wortes weites Feld. Dank des Internets ließen sich erste Wissenslücken schnell schließen. Aber: „Mit den heutigen Möglichkeiten, sich immer weiterzubilden, will man dann auch immer mehr“, berichtete der Hobby-Astronom. Zumal auch Enkel Richard inzwischen natürlich neue Fragen rund um das Thema Planeten und Co. hatte. Der Junge selbst konnte dem Opa zu diesem Zeitpunkt immerhin schon perfekt den Urknall erklären. Mit der Einschulung verlagerte sich das Interesse freilich in Richtung der Dinosaurier. Die gewonnene Zeit nutzte Bernd Schneider, um in Sachen Astronomie noch etwas tiefer in die Materie einzusteigen. Nicht zuletzt, weil es mit Adrian und Anton noch zwei weitere Enkel gibt, die möglicherweise mit ähnlichem Wissensdurst an das Thema herangehen werden.
Bernd Schneider will dann nicht nur theoretisch vorbereitet sein. Und dazu braucht es neben passender Fototechnik auch ein Teleskop. Im Online-Portal Ebay wurde er fündig. Ein anderer Hobby-Astronom, Stefan aus Jever in Niedersachsen, musste seine Leidenschaft aus Zeitgründen aufgeben. Von ihm bekam Bernd Schneider eine fast neuwertige, komplette Ausrüstung und seitdem auch jede Menge fachkundigen Rat.
Mit der Astrokamera auf Fotopirsch
Auch deshalb gelangen ihm vor wenigen Tagen nun die beeindruckenden Fotos vom Kometen Neowise. Bernd Schneider schnappte sich seine zu Weihnachten neu gekaufte Astrokamera „Canon EOS Ra“, packte sie auf ein einfaches Stativ und drückte den Auslöser. Das Ergebnis gefiel. Trotzdem experimentierte der Dresdner noch ein wenig. Er tauschte das Objektiv gegen ein sogenanntes apochromatisches Objektiv aus. Und siehe da: Die so entstandenen Bilder waren noch deutlich ausdrucksstärker. Auch von seinem „Lehrmeister“ aus Jever gab es reichlich Lob. „Die Antwort war: ‚ein richtig klasse Bild‘. Über diese Bewertung von meinem Lehrmeister habe ich mich riesig gefreut“, so Bernd Schneider.
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Was den Kometen Neowise so besonders macht
- Nur alle 5000 bis 7000 Jahre kommt der Komet „Neowise“auch C/2020 F3 genannt der Erde so nah, dass er mit bloßem Auge zu sehen ist.
- Entdeckt wurde er erst im März dieses Jahres von dem kürzlich reaktivierten Weltraumteleskop Neowise, von dem er auch seinen Namen erhalten hat. Das Teleskop kreist unaufhörlich um die Erde und hält Ausschau nach unbekannten Himmelskörpern.
- Derzeit taucht Neowise- bei optimalen Beobachtungsbedingungen kurz vor der Morgendämmerung auf, ganz, ganz tief am Horizont im Sternbild Fuhrmann.
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