Grünes Gewölbe: es ermitteln noch 40 Beamte

grünes Gewölbe - Einbruch 2019
Aus den angeblich gepanzerten Vitrinen im Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes wurden im November 2019 Teile des sächsischen Staatsschatzes entwendet. // Foto: Sebastian Kahnert / dpa

Der Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe jährt sich am Donnerstag zum zweiten Mal. Jetzt ist ein Prozessbeginn in Sicht.

Zwei Jahre nach dem großen Coups hat der Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe nichts an seiner Dramatik eingebüßt. Zwar sind die sechs mutmaßlichen Haupttäter angeklagt und das Landgericht Dresden bereitet den Prozess vor – doch auch bei der Polizei ermitteln weiterhin 36 bis 40 Beamte der „Sonderkommission Epaulette“ mit Hochdruck. Es gibt viele offene Fragen rund um den Einbruch. Wer sind die Hintermänner? Welche Rolle spielte internes Wissen für die Tat? Und vor allem: Wo ist der Schmuck?

Am 25. November 2019 haben Einbrecher in der Dresdner Innenstadt einen der spektakulärsten Kunstdiebstähle überhaupt begangen. Sie erbeuteten zahlreiche Ausstellungsstücke aus der Zeit Augusts des Starken, mit Hunderten Diamanten und Juwelen besetzte Degen, Brustschleifen, Schulterstücke, sogenannte Epauletten. Der Schaden ist unermesslich, schon die Versicherungssumme soll mehr als 100 Millionen Euro betragen.

An jenem Montagmorgen legten die Täter zunächst einen Brand im Pegelhaus der Augustusbrücke und kappten so die Stromzufuhr. Rund um den Theaterplatz fielen die Lichter aus. Im Schutz der Dunkelheit drangen die Täter kurz vor 5 Uhr durch ein Fenster in das Dresdner Schloss ein, Sachsens Schatzkammer. Das eiserne Gitter, so viel ist inzwischen bekannt, sollen sie schon Tage zuvor in einer nächtlichen Aktion durchtrennt haben, um bei dem Blitzeinbruch keine Zeit zu verlieren. Sie sollen das Gitter jedoch so fixiert haben, dass der Schaden nicht weiter aufgefallen war. Wie allein schon das möglich war, wirft kein gutes Licht auf das Sicherheitskonzept der Staatlichen Kunstsammlungen.

In nur einer halben Minute schlugen zwei Gestalten mit Äxten das Sicherheitsglas einer Vitrine ein. Die grobpixeligen, dunklen Videobilder der Überwachungskamera empören auch aufgrund ihrer schlechten Qualität noch heute jeden Liebhaber von Sachsens Reichtümer. Mit der Beute flüchteten die Täter in einem Audi A6. Angeblich rasten sie über die nahe Augustusbrücke, wo sie baustellenbedingt den Gehweg genommen hatten. Diese Route erklärt die wenigen Minuten Fahrtzeit bis in eine Tiefgarage in Pieschen. Dort steckten sie den Audi in Brand und sollen das Auto gewechselt haben.

Um 5.37 Uhr wird ein Mercedes-„Taxi“ auf der Autobahn nach Berlin geblitzt. Das Auto mit falschen Kennzeichen wird Mitte Dezember 2019 in Berlin sichergestellt. Weil es am ersten Weihnachtsfeiertag auf einem umzäunten Berliner Polizei-Stellplatz angezündet wurde, schaute sich die Polizei das herrenlose Auto genauer an. An dem Mercedes fanden sich Hinweise, dass er als falsches Taxi ausgestattet worden war – und darin entdeckten die Ermittler DNA-Spuren von zwei Angehörigen des „Remmo-Clans“, einer seit Jahren polizei- und justizbekannten Großfamilie, berichtete der Spiegel. So sei der Benz auch für die „Soko Epaulette“ interessant geworden.

Die Öffentlichkeit erfuhr davon lange nichts. Das änderte sich am 17. November 2020, als die Polizei mit 1.600 Beamten in Berlin Dutzende Wohnungen durchsuchte und drei Verdächtige festnahm – alle Angehörige des Remmo-Clans. Zwei weiteren mutmaßlichen Einbrechern, 20-jährigen Zwillingsbrüder, gelang die Flucht. Nach ihnen wurde international gefahndet und sie wurden im Lauf dieses Jahres gestellt. Im August verhaftete die Polizei einen sechsten Verdächtigen. Bislang haben sich die Männer nicht zu den Vorwürfen geäußert. Laut Staatsanwaltschaft waren diese sechs Remmos am 25. November 2019 die Täter. In der 135- seitigen Anklageschrift wirft die Behörde ihnen neben dem Einbruch auch die Brandstiftungen vor.

SZ/AS

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