Gewinnspiel: Der zerrissene Popstar

Van Gogh - The Immersive Experience
Aufwendige Lichtinstallationen und Projektionen erwecken die weltberühmten Kunstwerke des niederländischen Malers Vincent van Gogh zum Leben. // Fotos: Jens Fritzsche

Mit „Van Gogh – The Immersive Experience“ erzählt eine spektakuläre 360 Grad Multimedia-Schau in der Dresdner „Zeitenströmung“ über den legendären Maler, der mehr schuf, als nur Sonnenblumen! 

Sonnenblumen. Natürlich Sonnenblumen! Das Erste, was die Besucher sehen, sind überdimensionale Sonnenblumen, sozusagen das Markenzeichen van Goghs, der die Natur liebte und zahllose Sonnenblumenbilder malte. Und der mit heutigen Maßstäben betrachtet, durchaus das Zeug zum Popstar unter den  Malern seiner Zeit hatte – jedenfalls mit Blick auf Lebenswandel und Werk … Ein bis heute legendenumwobener Weltstar! Und so passt das, was die beiden Ausstellungsmacher Burkhard Zahlmann und Oliver Forster da mit der ungewöhnlichen Schau entwickelt haben, nahezu perfekt auf diesen Mann, auf Vincent van Gogh. Zahlmann, der als Konzertveranstalter Weltstars wie AC/DC nach Deutschland holte und Forster, der als Musicalproduzent populär wurde, setzten in der kulturellen  Coronazwangspause für musikalische Veranstaltungen die Idee multimedialer Wanderausstellungen um. So waren sie im Herbst bereits mit der spektakulären Banksy-Schau in der „Zeitenströmung“ an der Königsbrücker Straße zu Gast und kommen nun mit Vincent van Gogh „in diese wunderschöne Kulturstadt Dresden“, wie Burghard Zahlmann zur Eröffnung am Freitag schwärmte. Und diese neue Schau ist dabei noch ein Stück multimedialer, als es die Banksy-Ausstellung ja schon war. „Wir wollen auch junge Leute für diesen spannenden Maler begeistern“, weiß Oliver Foster, dass Kunst heute neue Wege braucht, um zum Publikum zu kommen. Und das Publikum zur Kunst … 

Also so sind nach den Sonnenblumen am Eingang dann zum Beispiel gleich die berühmten Vasen zu entdecken, die van Gogh so gern malte und die in der „Zeitenströmung“ nun spektakulär Farben und Inhalt wechseln. Bunt, schrill und so voller Fantasie ist das. Und überhaupt: Van Gogh hat nicht einfach nur gemalt, was er sah. Er malte, was seine Seele gesehen hat. Er war ein Komponist, dieser 1853 im kleinen holländischen Groot-Zundert geborene Vincent van Gogh. Seine Noten waren Farben, Gedanken und Gefühle. Er war ein Geschichtenerzähler mit dem Pinsel. Nicht immer nur positive Gefühle waren es, denn seine Seele war gefangen – in Schizophrenie, zudem zuckten immer wieder Gewitter durch sein Hirn; van Gogh litt an Epilepsie. Mit 37 nahm er sich das Leben – und wurde anschließend weltberühmt.

Zu Lebzeiten soll er – so heißt es – nur ein einziges Bild verkauft haben. Seine Bilder erzählen so viel über das Leben der letzten beiden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Sie sind so voller Leben. Hier nun – im wunderbaren Industriehallen-Charme der „Zeitenströmung“ – werden sie tatsächlich lebendig. Und van Gogh selbst erzählt hier den Besuchern über seinen Antrieb, über seine Sicht auf die Malerei. Er führt als unsichtbarer aber stets präsenter Erzähler durch diese ungewöhnliche Ausstellung, die bewegend ist, ohne dass sich die Besucher bewegen müssen. Diese spannende 360 Grad Multimedia-Schau nimmt sie mit auf eine Reise durch das Leben dieses Vincent van Gogh, der 1888 als 35-Jähriger von Paris ins kleine südfranzösische Dorf Arles zieht – in seinen Schicksalsort – und den viele nur auf seine schon erwähnten Sonnenblumen-Bilder reduzieren. Dabei ist van Gogh viel mehr, wie auch diese spektakuläre Ausstellung eindrucksvoll zeigt. Über 500 Bilder sind zu sehen. Nein, sie sind zu erleben! Denn sie hängen hier nicht brav in Reih und Glied. Es ist keine triste Galerie, sondern die Bilder sind hier Teil einer faszinierend berührenden Inszenierung. Denn die hochmoderne Multimedia-Technik tut das, was van Gogh auch tat: Sie zaubert Farben, Licht und Bewegung auf leere Wände. Diese werden nun so lebendig, wie es die Leinwand unter den genialen, dicht gedrängten Pinselstrichen van Goghs wurde. Was der Maler in die Fantasie der Betrachter pflanzte, schaffen auch die atemberaubenden Ideen der Ausstellungsmacher in der „Zeitenströmung“: da stürzen Wasserfälle aus den Bildern, da fährt eine Dampflok durch den Saal, da krabbeln Krabben von den berühmten „Crabs“-Bildern herunter und über den Hallenboden … Diese Bilder leben. Eine Metapher, die auch für die Kunst van Goghs steht – denn auch seine Bilder erzählen Geschichten vom Leben und den Menschen. Und ganz viel vom Künstler selbst, der so heftig gefangen war, zwischen der farben- und lebensfrohen Euphorie der beruhigend schönen Landschaft Südfrankreichs und dieser Unruhe in seinem Kopf. Van Gogh war so genial wie selbstzerstörerisch. Zu den Krankheiten kam ein übermäßiger Alkoholkonsum. Nach einem Streit mit seinem Malerfreund Gauguin in Arles schnitt er sich bekanntlich ein Ohr ab. Anschließend wies er sich selbst in eine psychiatrische Klinik ein. Am Ende setzte van Gogh auch den Schlusspunkt seines Lebens selbst, als er mit nur 37 Jahren keinen Ausweg mehr sah. Ein Genie voller Ideen und zugleich Wahnsinn.

All das beschreibt diese spektakuläre Schau, ohne es aufdringlich auszusprechen. Sie zeigt es, passend zu van Gogh, in Bildern, Musik und Lichteffekten. Alles entsteht vor allem in der Fantasie der Betrachter. Zudem kann, wer mag, auch noch einen Tag mit van Gogh in Arles verbringen. Mit einer 3D-Brille wird das Dorf sicht- und beinahe fühlbar. Der Maler begleitet die Besucher auf einem Spaziergang, zeigt die Orte, an denen die weltberühmten Bilder entstanden sind.

Über eine Million Besucher haben diese Schau bisher weltweit gesehen. Bis zum 24. April macht sie in Dresden Station und soll um die 50.000 Begeisterte hinauf an die Königsbrücker Straße locken. „Wir hoffen, dass sich die Türen diesmal nicht wieder eher schließen müssen“, denkt Oliver Forster an die Vorgängerschau zu Banksy zurück, die im November wegen der Corona-Einschränkungen vorfristig hatte schließen müssen und nun in Erfurt zu sehen ist… Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch, die zur Eröffnung gekommen war, ist voller Hoffnung, „dass wir nun wieder Kultur genießen können“. Verdient hat es „van Gogh – The immersive Experience“ in jedem Fall…

DAWO! verlost 2×2 Freikarten für „Van Gogh – The Immersive Experience“ am 27. Februar. Teilnahme bitte per Kommentar warum es sich lohnt zu gewinnen bis zum 4. Februar 2022. (Bitte beachten Sie vor Ihrer Teilnahme unsere Datenschutzhinweise, diese finden Sie hier.)

JENS FRITZSCHE

Was? „Van Gogh – The Immersive Experience“
Wo? Zeitenströmung, Königsbrücker Straße 96, 01099 Dresden
Wann? Di/Mi/So 10 bis 18 Uhr | Do/Fr/Sa und feiertags 10 bis 20 Uhr

Mit SZ-Card Rabatte auf Zeitfenstertickets unter www.ddv-lokal.de

35 Kommentare

  1. Oh, es wäre fantastisch für uns nach fünfzehn Jahren vielleicht erneut auf der Caféterrasse am Abend (Terrasse du café le soir) in Arles vorbeizuschauen und die Magie seiner Bilder in dieser Show ganz neu zu erleben…

  2. „Hörst du, Vincent, hoch dort droben,
    wie sie dich dort unten loben ?
    …was sie für deine Bilder zahlen…!
    …Du kämmst runter und würd’st malen…!“

  3. Sehen wie Van Goghs Werke auf eine neue Art lebendig werden, möchten wir nicht verpassen.
    Van Gogh zum Anfassen und Erleben, klingt für uns nach einem einzigartigen Erlebnis.
    Aus Rheinland-Pfalz würden wir gern dafür anreisen.

  4. Ich würde sehr gerne mit meiner Enkeltochter die Ausstellung besuchen und in virtuelle ins Leben von Van Gogh eintauchen.

  5. Wir sind zwei Schülerinnen und auch Zwillingsschwestern, welche Van Gogh als einen weitaus interessanten und atemberaubenden Künstler mit bezaubernden Werken sehen.
    Wodurch wir liebend gern in die Ausstellung gehen würden.

    Ich male selbst und seine Farben und sein Stil inspirieren mich einfach immer wieder.

    Ich kann mir nur vorstellen, dass mich die Ausstellung mit Gänsehaut erfüllen wird. Auch die Möglichkeit mit VR-Brille reizt mich, weil man nun die heutige Technik mit Kunst verbindet und diese hautnah miterleben kann.

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