Gewinnspiel: Er machte Suppendosen zum Pop-Kult

Foto: Jens Fritzsche

In der Zeitenströmung gastiert eine spektakuläre Schau über den legendären Begründer der Popart Andy Warhol. Und lüftet das Geheimnis, wer der Mann hinter schrill bunten Maske eigentlich war. 

Reich und berühmt, das war sein Ziel. Und so packte dieser blasse, strohblonde Junge, der seit frühester Kindheit an einer Pigmentstörung der Haut litt, für einen „Albino“ gehalten wurde und deshalb schon immer ein Außenseiter war, 1949 in seiner amerikanischen Heimatstadt Pittsburgh einen Koffer und fuhr gemeinsam mit einem Freund nach New York. Geld für genau vier Monate in der Tasche. Soviel Zeit, erzählte er später gern, gab sich der frisch studierte Gebrauchsgrafiker, um zu sehen, ob es funktionieren könnte, mit dem Reichwerden … 

Es funktionierte; und wie! Der blasse Junge, dessen Eltern slowakische Einwanderer waren, sollte die Kunstwelt der 1950er, 60er und 70er Jahre aufmischen und ein echter Popstar werden: Wer heute von Popart spricht, meint eigentlich fast immer ihn! Andy Warhol.

Dass er sein erstes Geld in der Millionenmetropole neben Grafiken für Mode- und Lifestyle-Magazine vor allem der flippigen Verzierung von Schuhen Prominenter verdiente und er seinen Künstlernamen einem Druckfehler verdankte, sind dabei nur einige Anekdoten, die Besucher nun in der Freitag gestarteten Ausstellung „Andy Warhol – Pop Art Identities“ in der Zeitenströmung an der Königsbrücker Straße erfahren können. Und immerhin 130 originale Warhol-Werke sind in dieser spannenden und – natürlich – popig bunten – Schau zu sehen. Mit einem Audioguide bekommen die Besucher all die ungewöhnlichen Geschichten über das Genie der Popart zu hören, die es über ihn und die gezeigten Werke zu erzählen gibt, verrät Ausstellungskuratorin Virginia Jean, die das Leben, die Kunst und die Geschichten um dieses Genie Warhol gemeinsam mit dem Italiener und vielleicht wichtigstem Warhol-Experten Maurizio Vanni zusammengestellt hat … Wie die erwähnte Anekdote, dass die Zeitschrift „Mademoiselle“ aus Versehen ein A in seinem Familiennamen weggelassen hatte: Aus dem eigentlichen Andrew Warhola wurde Andy Warhol …

Maurizio Vanni interessiert sich dabei ganz besonders für die Frage, was er denn nun eigentlich war, dieser Meister der Selbstinszenierung. „Ein großartiger Marketingstratege oder ein großartiger Künstler?“ Gemeinsam mit Virginia Jean gibt er mit der Schau die passende Antwort: beides! Er hatte eine geniale Idee, nämlich Prominente aus Kunst, Gesellschaft und Politik mit ungewöhnlicher Sichtweise und schreiend bunt zu porträtieren und das Ganze dann per Siebdruck zu vervielfältigen. Jeder Druck wurde von Warhol anschließend noch einmal farblich verändert, „sodass er einerseits jedem Käufer tatsächlich ein Original anbieten konnte, andererseits die Porträts in großer Zahl verkaufen konnte“, beschreibt der Italiener, der in den vergangenen 30 Jahren weltweit etwa 500 Warhol-Ausstellungen betreut hat. Und so finden sich in der Zeitenströmung natürlich auch zahlreiche Versionen der legendären Porträts Marilyn Monroes und des chinesischen Revolutionsführers Mao Zedong. Und selbstverständlich auch die berühmten Campbells-Suppendosen, die Andy Warhol zu Kunst machte. Wobei es eine Freundin gewesen sein soll, die ihm riet, aus den Dosen Kunst zu machen, verrät Kuratorin Virginia Jean: „Als er eine kleine Blockade hatte, fragte er diese Frau, was er malen sollte und bot ihr 50 Dollar für die Antwort.“ Sie habe das Geld genommen und die Frage zurückgegeben „Was aus Deinem Alltag liebst Du am meisten?“ Spontan sei Warhol auf die Campbells-Dosen gekommen; eine Erfolgsstory … Dennoch, wie kann es funktionieren, aus so banalen Alltagsdingen, wie Suppendosen oder Waschmittelpackungen, Kunst werden zu lassen? Warhol gibt die Antwort selbst: Damit Kunst alle erreichen kann, müsse sie Dinge nutzen, die auch alle kennen…

Genau diese Nähe zu den Menschen macht Warhol bis heute so erfolgreich – und die spannende Frage, die ihn zeitlebens umtrieb: Wer sind wir eigentlich? Die Suche nach der eigenen Identität. „Eine Frage, die uns alle ja auch heute noch bewegt“, macht Virginia Jean deutlich, dass der Titel der Schau „Pop Art Identities“ ganz bewusst gewählt wurde. Müssen wir passen? Uns an- und einpassen? Oder können wir sein, was und wie wir wollen? Eine Freiheit, die es in den 1970er Jahren selbst im so freien New York für all diejenigen nicht gab, die irgendwie anders waren. Warhol kannte das aus eigener, schmerzlicher Erfahrung und machte sich stark für Transgendermenschen, machte sie zu Kunst – und damit zum Thema. Auch das beschreibt diese aufregende Schau.

In der ist auch Warhol selbst Teil der Inszenierung, die er so liebte. Videos und Interviews – und die Musik dieser wilden Jahrzehnte machen die Zeitreise möglich, die so viel auch übers Heute erzählt. Über das Ausbrechen aus der normierten Enge und das Bunte, das das Leben lebendig macht.

Die Schau passt damit perfekt zur gleichzeitig laufenden Multimedia-Ausstellung über den Maler Vincent van Gogh, ebenfalls in der Zeitenströmung. Zwei Genies, die ihrer Zeit voraus waren und Trends setzten, die bis ins Heute wirken. Deshalb bieten die Ausstellungsmacher – Burkhard Zahlmann und Oliver Forster – auch Kombitickets an. Zahlmann, einer der größten Konzertveranstalter des Landes und Forster als bekannter Musicalproduzent, haben sich vor einiger Zeit zusammengetan, um ganz besondere Wanderausstellungen zu kreieren. Multimedial, interaktiv und vor allem so, dass sie nicht zuletzt auch jene begeistern, denen klassische Galerien nicht so zusagen. Ein Erfolgsrezept. Die Schau über van Gogh konnte schon in der ersten Woche in der Zeitenströmung 4.500 Besucher begrüßen. 50.000 sollen es werden. Bei Warhol auch. „Es ist nach Banksy und van Gogh schon die dritte Ausstellung in Dresden innerhalb weniger Monate“, schwärmt Oliver Forster von Dresden. Wobei die Warhol-Schau eine echte Premiere ist. Sie wird bis 12.Juni in der Zeitenströmung zu erleben sein und dann von Dresden aus auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz gehen.

DAWO! verlost 2×2 Freikarten für „Andy Warhol – Pop Art Identities für den 12. Mai 2022. Teilnahme bitte per Kommentar warum es sich lohnt zu gewinnen bis zum 11. Mai 2022. (Bitte beachten Sie vor Ihrer Teilnahme unsere Datenschutzhinweise, diese finden Sie hier.)

Was? Andy Warhol – Pop Art Identities
Wo? Zeitenströmung, Königsbrücker Straße 96, 01099 Dresden
Wann? Du/Mi/So 10 bis 18 Uhr, Do/Fr/Sa & Feiertage 10 bis 20 Uhr
Tickets ab 14 Euro, Kombitickets mit van Gogh ab 30 Euro
Rabattierte Tickets in den DDV Lokalen und unter www.ddv-lokal.de

JENS FRITZSCHE

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