Das Schnurren eines Filmvorführapparates bildet die Klammer. Damit holt Jan Gehlers Theaterinszenierung Federico Fellinis Leinwanderfolg „Das Schiff der Träume“ auf die Bühne des Großen Hauses. Gelungen sind die Anspielungen auf markante Sequenzen wie das Glasmusikspiel in der Schiffsküche – hier mit Flaschenblasen – oder das in Trance versetzte Huhn – mit Selbstironie und Spaß gespielt von Kilian Land.
Überhaupt wird dank Yohanna Schwertfeger, Anna-Katharina Muck und André Kaczmarczyk (erntete in der Frauenrolle einige Lacher) herrlich viel Theater gespielt. Auch der Bezug zur Gegenwart ist gegeben: neben der Selbstgefälligkeit einer dem Untergang geweihten Gesellschaft ist er vordergründig greifbar in der Flüchtlingsszene.
Denn der Kapitän (Musiker Sven Kaiser, sehr stimmig an Flügel und Synthesizer) hat kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges eine Gruppe schiffbrüchiger Serben aufgenommen, deren Herausgabe die österreichische Militärmarine tags darauf verlangt.
Die Zigeunerromantik des Films umschifft der Dresdner Hausregisseur genauso wie die strikte Grenzziehung an Bord zwischen ihnen und der mondänen Trauergesellschaft einer Diva-Seebestattung. Stattdessen lassen sich die Luxusklasse-Passagiere von den in der Tat süßen Kindern rühren, tragen sie auf Händen, um sie am Ende doch auszuliefern. Auch wenn der Stoff diese dekadente Spaßgesellschafts-Seichtheit transportieren muss, fehlt doch das Gefühl von Tiefgang auf dem Ozean.
Bühne (Sabrina Rox) und Kostüme (Irène Favre de Lucascaz) illustrieren die Klassenschichtung hervorragend, auch die Länge von 90 Minuten ohne Pause passt. Bleibt zu hoffen, dass – was Premieren schwer leisten können – Ensemblespiel und Dramaturgie (Beret Evensen) sich noch einspielen, damit die Geschichte am Ende auf den Punkt kommt. Una Giesecke
2., 7.4., 30.4., 3.5., jeweils 19.30 – 21 Uhr, Karten ab 11 Euro unter Tel.: 0351 4913555
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