Er ist ein armer Schlucker. Einer, dem das Leben nicht gut mitgespielt hat. Ein Krüppel und Bettler, der im Leben nichts weiter hat – und dennoch klingt sein Paradesong „I’ve got plenty o‘ nuttin“ („Ich habe viel von gar nichts“) keinesfalls traurig. Wer nicht auf den Text achtet, könnte denken, dass der Mann allen Grund zur Freude habe. Das stimmt zwar nicht ganz, aber der arme Porgy aus der Südstaaten-Stadt Charleston lebt sein Leben so gut es eben geht.
Als es eines Tages im Straßenzug Catfish Row zu einer tödlichen Auseinandersetzung kommt, ändert sich auch Porgys Leben. Der Hafenarbeiter Crown tötet im Streit einen anderen Bürger und muss fliehen. Crowns Freundin Bess bleibt zurück und sucht unter den Bewohnern eine Zuflucht, um nicht von der Polizei erwischt zu werden. Jedoch will niemand Bess aufnehmen, die nicht nur als Freundin des gefährlichen Crown, sondern auch für ihre Leichtlebigkeit und ihren Drogenkonsum bekannt ist.
Lediglich der arme Porgy erbarmt sich, die hilflose Bess aufzunehmen. Aus dieser Begegnung entsteht recht schnell eine wahrhaftige Liebe zwischen den beiden. Das ungleiche Paar lebt fortan zusammen und meister das bescheidene Leben. Bess ändert ihren Lebensstil und findet Anschluss unter den Bewohnern und Porgy erfährt zum ersten Mal in seinem Leben eine echte Liebe.
Die Oper gipfelt dann im Wiedersehen zwischen Bess und Crown, der sich auf einer Insel versteckt gehalten hatte. Wenig später kommt es außerdem eines Nachts zur Auseinandersetzung zwischen Porgy und Crown, bei der letzterer getötet wird. Porgy muss anschließend bei der Polizei eine Zeugenaussage machen. In seiner Abwesenheit wird Bess vom Drogendealer Sportin‘ Life verführt und verfällt in ihre alten Muster zurück. Zusammen setzen sie sich nach New York ab. Als Porgy wieder zurückkommt, muss er feststellen, dass seine Liebste verschwunden ist. So beschließt er, sich allein auf dem Weg nach New York zu machen und seine Bess zu finden.
Gershwins Porgy and Bess in seiner derzeitigen Aufführung des New York Harlem Theatre ist eine sehenswerte und zeitgemäße Oper. Die Darsteller leben ihre Rollen aus und die einzelnen Figuren kommen gut zur Geltung. Die zahlreichen Lieder ziehen das Publikum in ihren Bann und Haupt- und Nebenfiguren werden von echten Profis gespielt. Die Soli werden ergreifend gesungen, doch insbesondere bei den Chorgesängen trägt nicht zuletzt die perfekt abgestimmte Stimmenvielfalt dazu bei, dass diese Lieder zu einem fantastischen Erlebnis innerhalb des Stücks werden. Auch die große Bedeutung der Religion ist ein Thema der Oper und wird immer wieder von den Charakteren aufgegriffen und trägt zur Handlung bei. Doch auch wer mit Religion nichts anfangen kann, versteht die Beweggründe der Figuren und ihre tiefe Verbindung zum Glauben.
Wer sich Porgy and Bess noch in der Semperoper anschauen will, sollte sich allerdings beeilen. Das Stück gastiert noch bis zum 31. Juli in Dresden. Karten gibt es unter anderen direkt bei der Semperoper oder auch beim SZ Ticketservice.
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