Kleists Amphitryon von Wolfgang Engel feiert in Dresden Premiere

Es gab viele starke Momente am Premierenabend von Amphitryon am 4. Februar im Dresdner Staatsschauspiel. Wie Philipp Lux als Diener Sosias sich „entsosiasiniert“, wie er und Ina Piontek als dessen Frau Charis miteinander, mit sich selbst, den Schatten und dem Scheinwerferlicht spielen. Wie Kostüme (Zwinki Jeannée) und Bühnenbild (Olaf Altmann) mit  Schwarz-weiß-Kontrasten und grenzverwischenden Grautönen arbeiten. Wie schließlich der Regie-Altmeister Wolfgang Engel, nach einem Schlaganfall am Stock, langsam auf die Bühne kommt und das Publikum ihm zujubelt.

Er hat es geschafft: sich kurz und bündig zu fassen, nach nicht mal anderthalb Stunden fällt der Vorhang. Er hat es geschafft: die kleistsche Tiefenschwere mitzunehmen und das leichte Komödische so herauszuholen, dass er etliche Lacher erntet. Er hat es geschafft: den Spannungsbogen bis zum Schluss dicht an dicht zu setzen und zu halten.

Mit einer Prise Zeitgeist würzt Engel den zeitlos klassischen Stoff, wenn Martin Reik als Götterbote Merkur mit Glatze und Springerstiefeln pöbelt und erst mal zuschlägt, bevor er nachfragt. Denn in den Verwechslungen steckt die Komik, die auch von den Wortspielen lebt. Matthias Reichwald als Titelheld treibt dies am Ende auf die Spitze, wenn er im dialogischen Monolog zwischen Amphitryon und Jupiter hin und her springt.

Selbst die altmodische Sprache von 1807 kommt durch Tonfall, Gestik und Mimik im akustich schwierigen Großen Haus verständlich rüber. Ein Wermutstropfen: Paula Skorupa als Alkmene bleibt hastig, undeutlich und blass. Ihr letztes Wort des Abends – das berühmteste „Ach!“ der Weltliteratur, das die existenzielle Ohnmacht in der zu äußerster Verwirrung und Identitätsverlust getriebenen Selbstbefragung ausdrücken soll – wird in seiner Kläglichkeit fast überhört.

13., 22.2., jeweils 19.30 Uhr, 5.3., 16 Uhr, 17. und 22.3., jeweils 19.30 Uhr,
Karten ab 10 Euro unter Tel. 4913555

www.staatsschauspiel-dresden.de

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