Der 13. Februar wirft seine Schatten voraus. Alljährlich finden rund um das historische Datum von Dresdens Zerstörung 1945 zahlreiche Aktionen, Demonstrationen und Veranstaltungen statt. Am heutigen Montag, dem 6. Februar tagt noch bis 15 Uhr der Schülergipfel zum Thema „Zivilcourage“.
„Wir haben uns dieses Thema selbst ausgesucht“, sagt Sven Liebert, Sprecher des Stadtschülerrates, der gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung seit September die Workshops und Debatten organisiert hat. „Denn die Spannungen zwischen den hier Lebenden und jenen, die hierherziehen, sind ein großes Thema, das im Unterricht hinten runterfällt.“ 120 Oberschüler und Gymnasiasten ab Klasse acht aus ganz Dresden folgten der Einladung. Oberbürgermeister Dirk Hilbert eröffnete die Veranstaltung im Festsaal der Dreikönigskirche.
Im Podium kamen Zeitzeugen von 1945 zu Wort. Das Gespräch kam zudem auf den 75. Todestag der sechs polnischen Jugendlichen, die am Münchner Platz, in der heutigen Gedenkstätte, hingerichtet wurden. Der vom Papst selig gesprochenen Märtyrer, Widerstandskämpfer und Opfer der Bombenangriffe wird am 13. Februar ab 10 Uhr auf dem Neuen katholischen Friedhof gedacht.
In kleineren Arbeitskreisen ging es um konkretes handeln. So wurde geübt, selbstbewusst nein zu sagen. „Ich hab schon vor vier Jahren das erste Mal an so einem Workshop teilgenommen“, erzählt der Elftklässler Sven Liebert. „Damals dachte ich, Zivilcourage sei so eine Art uneigennützige Hilfsbereitschaft.“ Heute sehe er das gesamte Spektrum vom Beiwohnen in schweren Fällen über das Dazwischengehen bis zum Engagement in Vereinen.
Angefangen bei Pöbeleien und Beleidigungen bis hin zur körperlichen Gewalt, „wird zunehmend mehr bürgerlicher Mut gefordert, je unruhiger die Zeiten werden“, sagt Joachim Klose von der Konrad-Adenauer-Stiftung. Unter Zivilcourage sei etwas zu verstehen, das dicht neben Opposition liegt, wie sie in Regimes zu beobachten ist. „In offenen Gesellschaften wie unserer ist eher eine Haltung gefragt, das Üben des aufrechten Ganges, um Grenzen zu setzen und für Werte einzustehen, ohne gleich klein beizugeben und im Mainstream mitzuschwimmen.“
Ob das nicht gefährlich sei? „Natürlich darf es nicht so weit kommen, dass das eigene Leben auf dem Spiel steht“, sagt Sven Liebert, der zum Glück noch nie in eine so brenzlige Situation kam. „Es gibt ja auch andere Wege: die Polizei zu rufen, dem Bahnfahrer Bescheid zu sagen, Hilfe holen …“ Um dieses Gefühl, nicht allein zu sein, sondern Teil einer zivilisierten Zivilgesellschaft, wird es auch bei der Menschenkette am 13. Februar gehen.
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