Neunzig Prozent der Alleinerziehenden in Dresden sind Frauen. „Ich fühle mich taffer als Frauen in den traditionellen Rollenbildern“, sagt Anke Rißmann selbstbewusst. „Ich muss und ich will Hauptverdiener sein.“ Die junge Mutter eines Achtjährigen ist am Mittwoch direkt von der Schichtarbeit in die Johannstadthalle geeilt. Ab 14 Uhr kamen dort am 31. Mai auf der Messe für (Allein-)Erziehende in Dresden Interessierte und Anbieter zusammen.
Bevor sie den Jungen aus dem Hort abholt, wollte Anke Rißmann erst mal die Eröffnungsrede von Kristin Kaufmann hören. „Ich finde es wichtig, ob und wie die Politik uns hier vor Ort unterstützt.“ Die Bildungsbürgermeisterin sprach denn auch davon, „dass trotz hoher Motivation vieler Eltern hohe Hürden auf dem Arbeitsmarkt bestehen, der doch allen beste Chancen bieten sollte“. Kristin Kaufmann hob die „goldwerten Soft Skills“ hervor: „Viele arbeitsuchende Eltern sind gut ausgebildet, belastbar, verantwortungsbewusst und loyal. Sie haben Organisationstalent und ein gutes Zeitmanagement entwickelt.“
Anke Rißmann arbeitet im ambulanten Pflegedienst. „Als Altenpflegehelferin bekomme ich eine Lohnabrechnung“, beschreibt sie den Verdienst im Niedriglohnsektor. „Ich möchte aber eines Tages mit einem Gehalt nach Hause gehen.“ Deshalb sucht sie nach einer Weiterbildung zur examinierten Altenpflegerin.
Mehrere Bildungsträger stehen an ihren Ständen für individuelle Beratungen bereit. Zielbewusst steuert Anke Rißmann auf den Stand der WBS Training AG zu. „Die helfen auch bei einem Platzwechsel, wenn er nötig werden sollte.“ Da ihre Kollegin gerade in Weiterbildung ist, plant Anke Rißmann langfristig. Und WBS-Expertin Kristin Winter erklärt genau den beschlossenen und ab 2019 umzusetzenden neuen generalisierten Ausbildungsgang zur Kranken-/Gesundheitspflegerin. „Erst im dritten Lehrjahr splitten sich die Spezialisierungen auf in Kinder-, Kranken- oder Altenpflege oder die Generalisierung läuft weiter.“
Anke Rißmann will noch weiter schauen. Da gibt es Unterstützungsangebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Vorträge zu verlängerten Kita-Öffnungszeiten, zu Trennungsfragen, zu Begleitung in Schwangerschaft und Wochenbett bis zum beruflichen (Wieder-)Einstieg. Rund um die Themen Erziehung, Betreuung und Familienalltag drehen sich die Gespräche auf dem kostenfreien Branchentreff. Sogar für Kinderbetreuung ist gesorgt. „Ich komme einfach mit meinem Sohn wieder her“, sagt Anke Rißmann und strebt dem Ausgang zu.
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