Dresden. Gefühlt gibt es sie unentwegt: die große Kluft zwischen vermeintlicher Hochkultur und freier Kulturszene. So unterschiedlich die Akteure manchmal auch zu sein scheinen, so sehr verbindet sie doch in den meisten Fällen ein gemeinsamer Anspruch: Kultur auch irgendwie massentauglich zu präsentieren. Doch mit der Kooperation zwischen beiden ist es so eine Sache.
Während die freie Szene oftmals schon auf der Suche nach Probenräumen im Stau steht, wollen Kulturpalast, Theater und Co., die immer auch an ihrer Wirtschaftlichkeit gemessen werden, finanziell entschädigt werden, wenn sie Räume zur Verfügung stellen.
Mittel zu finden, wie dieser Graben überwunden werden kann, ist einer der Ansätze, den die Vorsitzende der Stadtratsfraktion der Grünen, Christiane Filius-Jehne (Foto) aufnehmen will. Und so rief sie die Reihe „Kultur gerecht finanzieren“ ins Leben, bei der in vier sogenannten Werkstattgesprächen Handelnde aus professioneller und freier Szene zusammenkommen, sich austauschen und unter Umständen möglichst Lösungsansätze gemeinsam entwickeln.
Auch freie Szene muss sich an Wirtschaftlichkeit messen lassen
Den Auftakt machten in der vergangenen Woche die „Kulturisten“ aus der Musikszene. Frauke Roth, Intendantin der Dresdner Philharmonie, versuchte, Verständnis für ihre Handlungsweise zu bekommen. „Natürlich kann man sagen, wir stellen unsere Räume zur Verfügung. Fakt ist aber: Wir haben keine freien Kapazitäten mehr.“ Künftige Kooperationen wollte sie aber nicht ausschließen. Dennoch machte Roth klar, dass die freie Szene sich auch wirtschaftlich beweisen müsse. „Ich werde dann schon unbequem sein und fragen: Was bringt ihr mit? Wie finanziert ihr das? Ich als Intendantin kann auch nicht einfach Geld ausgeben.“
Thorsten Tannenberg, Geschäftsführer des Sächsischen Musikrates, regte unter anderem an, Räume in Schulen zu öffnen, in denen freie Ensembles, Chöre oder andere Gruppen proben könnten. „Es kann doch nicht sein, dass die Räume um 18 Uhr abgeschlossen werden und dann nicht mehr nutzbar sind.“
Helfen könnte der freien Szene auch eine Art Businessplan, wie ihn die Dresdner Sinfoniker im Anschluss an eine Wirtschaftlichkeitsprüfung aufgesetzt hatten. „Wir haben uns die Fragen gestellt, was sind unsere Ziele, wie machen wir das Marketing, wo finden wir unser Publikum. Und dann natürlich: Wie stellen wir uns wirtschaftlich auf. Das war für uns etwas ganz Neues“, berichtete deren Vertreter.
Einig waren sich alle, in Zukunft Kräfte bündeln zu müssen, auch im Hinblick auf ein mögliches Jahr als Europas Kulturhauptstadt. Zum Beispiel durch eine Kooperation in der Beantragung von Fördergeldern. Wer das am Ende aber bezahlen soll, blieb offen.
Die weiteren Termine der Werkstattgespräche:
Montag, 22. Januar, 19 Uhr: Bildende Kunst, u. a. mit Gisbert Porstmann (Museen der Stadt Dresden)
Montag, 5. Februar, 19 Uhr: Darstellende Kunst, u. a. mit Felicitas Loewe (Intendantin tjg)
Montag, 26. Februar, 19 Uhr: Tanz, u. a. mit Sabine Stenzel (Hellerau Dresden)
Montag, 12. März, 19 Uhr: Auswertung der Werkstätten Alle Termine finden in der „LernBar“ der Volkshochschule, Annenstraße 10, statt.
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