Die Quadratur des Zuschauens

Oliver Simon beeindruckte unter dem steinernen Kreuz in der Inszenierung am Dresdner Schauspielhaus. (Foto: Sebastian Hoppe)
Oliver Simon beeindruckte unter dem steinernen Kreuz in der Inszenierung am Dresdner Schauspielhaus. (Foto: Sebastian Hoppe)

Alles wird von selbst klar werden“, sagt er, der von der Religionsgeschichtsschreibung als der Verräter schlechthin gebrandmarkt worden ist. Doch ganz so einfach ist es nicht – mit dem Gut und Böse wie auch mit dem Klar-werden. Nur das steht fest: Das Stück „Judas“, eine Inszenierung des Staatsschauspiels nach dem Buch von Lot Vekemans behandelt ein komplexes Thema, welches neue, spannende, Fragen aufwirft, statt Antworten zu liefern. Es passt perfekt in den Premieren-Ort, die Unterkirche der Frauenkirche, wo das Publikum in allen vier Himmelsrichtungen um das steinerne Kreuz platziert ist.
Und: Dieses Theater lässt sich irgendwie auch mit nach Hause nehmen, weil all das, was da an Lebensphilosophie im Raum umherschwirrt, sich brachial durch die Jahrhunderte bis in den Alltag jedes einzelnen zieht. Ist etwas „Schlechtes“ weniger verwerflich, weil es Gutes bewirkt? Vor allem: Wem steht es zu, darüber zu urteilen? Wer ohne Sünde ist, der werfe – und so weiter.
Der Schauspieler Oliver Simons macht den von Dominique Schnizer inszenierten Theater-Monolog zu einem Lehrstück ohne Zeigefinger, einen Appell an die Unschuld der Schuldigen. Wer aus dem Publikum würde seinen Namen tauschen? „Ist hier jemand?“, fragt er. Und, verzweifelter: „Einer nur?“ Das Publikum bleibt ganz theaterstoisch in seiner zuschauenden Rolle, während der Mime fleht: „Ich hätte so gern einfach wieder einen Namen.“
Wer war dieser Judas Iskariot? Alles, was man heute darüber weiß, ist überliefert von vier Evangelisten. Ja, er war einer der Jünger des Jesu von Nazaret. „Er sagte einem nicht, was man tun oder lassen sollte“, erzählt er über seinen Herrn. „Er zeigte einem nur, was man tat.“ Alles was Judas tat, woher er kam und wie er lebte, ging unter in dem einen: Er führte die jüdische Tempelwache zu Jesus und den anderen Jüngern in den Garten Getsemane und machte mit einem Kuss klar: Das ist der Messias. Ja, ohne Judas gäbe es vermutlich keinen gekreuzigten Jesus – also wahrscheinlich auch kein Christentum. Und so glaubt er: „Wenn hier einer für eure Sünden gestorben ist, dann bin ich das.“ Einen ganz alltagstauglichen Tipp hat er, Judas, dann auch noch parat: Zu wissen, dass man Fehler gemacht hat, könne mehr wert sein, als nur zu hoffen, keine gemacht zu haben. (Thessa Wolf)

DAWO! verlost 2 x 2 Eintrittskarten für die Aufführung am 27. März in der Alten Kirche Dresden-Klotzsche.
Wer gewinnen möchte, der schreibt bitte bis zum 22. März eine E-Mail mit dem Stichwort „Judas“ an: [email protected]

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.