Zukunft für Dresdens Friedhöfe

Partnergräber im grünen Band. Foto: Eigenbetrieb Städtisches Friedhofs- und Bestattungswesen
Sachsen ändert sein Bestattungsgesetz. // Foto: Eigenbetrieb Städtisches Friedhofs- und Bestattungswesen

Das einige hundert Seiten umfassende Werk entstand im Auftrag der Stadt in mehrjähriger Zusammenarbeit mit dem Dresdner Planungsbüro Grohmann, Vertretern von Kirche, Friedhofsträgern und städtischen Ämtern. Sowohl die vier kommunalen als auch die 53 konfessionellen Fried- und Kirchhöfe im Dresdner Stadtgebiet werden im Konzept ausführlich betrachtet.
Wie auch in anderen Städten stehen die Dresdner Friedhöfe vor besonderen Herausforderungen: Gesellschaftliche Veränderungen wirken auch auf die Bestattungskultur. So werden u. a. Flächen, die ursprünglich für Sargbestattungen vorgesehen waren, immer weniger in Anspruch genommen. Das heißt weniger Einnahmen. Finanzielle Schwierigkeiten wiederum gefährden langfristig den Bestand. Die Idee für ein gesamtstädtisches Friedhofsentwicklungskonzept ergab sich aus dieser Situation, um Aussagen zum voraussichtlichen Flächenüberhang treffen zu können. Flächenbestand und Flächenbedarf sind ermittelt. Gemeinsam wurden Leitlinien erarbeitet und Aussagen zu Denkmalen, besonderen Persönlichkeiten, zu Struktur und Wirtschaftlichkeit und zu Finanzierungsmöglichkeiten getroffen. Das Konzept beinhaltet Strategien und Pläne für jeden einzelnen Friedhof. Die Erarbeitung dauerte von Januar 2013 bis Mai 2017. Weitere Abstimmungen mit Friedhofsakteuren schlossen sich an. Für jeden Friedhof gibt es eine Bestandsaufnahme. Analysiert sind Belegungsdichte, Anzahl der Bestattungen, Zustand der Baulichkeiten, Arbeitskräfte, Gebühren sowie Aspekte des Denkmalschutzes, Ehren- und Kriegsgräber.
„Mit dem Friedhofsentwicklungskonzept legen wir ein gemeinsames, gesamtstädtisches Leitbild vor, mit dem Dresdens Friedhöfe eine Zukunft haben und als öffentliche Orte der Ruhe, des Gedenkens und als Naturraum erhalten bleiben“, so Eva Jähnigen.
Für Reinhard Fischer, Friedhofssachbearbeiter des Regionalkirchenamtes Dresden, bedeutet das Konzept eine langfristige, verlässliche Arbeitsgrundlage für sämtliche Friedhofsträger der Landeshauptstadt Dresden. „Im Konzept wird auf die vielfältigen Aufgaben im Friedhofs- und Bestattungswesen eingegangen. Auch auf denkmalschutzwürdige und ökologische Belange wird Bezug genommen. Das Regionalkirchenamt Dresden als unmittelbare Aufsichtsbehörde der evangelisch-lutherischen Friedhofsträger dankt allen Beteiligten ausdrücklich für die jahrelange konstruktive Zusammenarbeit.“
Eva Jähnigen bedankt sich besonders bei den konfessionellen Friedhofsträgern für die intensive Mitarbeit am Konzept und betont: „Diese Planungsgrundlage lässt Entscheidungsspielraum für die konfessionellen Friedhofsträger offen. Das ist uns wichtig, damit sie eigene Ziele und Maßnahmen zur Untersetzung und Ergänzung formulieren können.“

Wird das Friedhofsentwicklungskonzept vom Stadtrat beschlossen verfügt Dresden über ein gesamtstädtisches und legitimiertes Planungsinstrument. Auf die Tagesordnung des Stadtrates soll es im November 2018 kommen. Mit dem Konzept kann sich die Dresdner Friedhofslandschaft an die Bedürfnisse und Bedingungen der Zukunft anpassen. Friedhöfe werden als naturnahe Orte der Ruhe erhalten und ihre kulturellen Werte werden bewahrt. Über die Umsetzung des Konzeptes soll nach fünf Jahren berichtet werden. Eine Fortschreibung wird nach zehn Jahren empfohlen.

Zusatzinformationen:

Dresdner Friedhöfe
In der Landeshauptstadt Dresden gibt es insgesamt 58 Kirch- und Friedhöfe, davon sind vier kommunal, einer staatlich und 53 konfessionell.
Die vier kommunalen Friedhöfe: Heidefriedhof, Urnenhain Tolkewitz, Dölzschen und den Nordfriedhof sowie das Krematorium verwaltet der Eigenbetrieb Städtisches Friedhofs- und Bestattungswesen. Der Russische Garnisonsfriedhof gehört zum Staatsbetrieb Zentrales Flächenmanagement Sachsen. Die 53 konfessionellen Friedhöfe unterteilen sich in 49 evangelisch-lutherische, zwei katholische und zwei jüdische.
Die Dresdner Friedhöfe sind nicht nur Orte für Beisetzungen, Tod und Trauer. Sie sind darüber hinaus grüner Lebensraum für Mensch und Tier mit den vielfältigsten Funktionen. Sie beherbergen europäisch bedeutsame Friedhofs- und Grabkultur. Über 90 Prozent sind als Kultur- und 29 als Gartendenkmale eingestuft. Auf mehr als der Hälfte befinden sich Kriegsgräber mit dauerndem Ruherecht. Link: www.dresden.de/friedhof

Aufgaben der Landeshauptstadt Dresden
Die Bereitstellung und Unterhaltung von Friedhöfen gehört nach Sächsischem Bestattungsgesetz zu den Pflichtaufgaben der Kommune. Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft der Landeshauptstadt Dresden ist deshalb mit der Friedhofsförderung und den übergeordneten, gesamtstädtischen Friedhofsaufgaben betraut. Dazu gehört die konzeptionelle gesamtstädtische Friedhofsentwicklung. Das Amt ist zudem für die Kriegsgräber auf allen Dresdner Friedhöfen zuständig und betreut Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten.
Link: www.dresden.de/friedhof

Umweltzentrum Dresden e. V. und Äußerer Matthäusfriedhof
Der Äußere Matthäusfriedhof wurde 1851 angelegt. Das Torhaus mit Kapelle im neugotischen Stil entstand 1861. 1983 fand die letzte Beisetzung statt. Danach wurde der Friedhof stillgelegt. Das Umweltzentrum Dresden e. V. ist seit Sommer 2013 Träger des ehemaligen Äußeren Matthäusfriedhofs. In Kooperation mit dem Gymnasium Teplice entwickelt das Umweltzentrum Dresden e. V. seit dem 1. April 2016 Projekttage für Schülerinnen und Schüler zu Fragen rund um die Themen Frieden, Gerechtigkeit und Umwelt. Seit März 2017 arbeiten deutsche und tschechische Schülerinnen und Schüler gemeinsam an einem der insgesamt zehn Themenfelder. Projektorte sind eine ehemalige Klosterkapelle in Teplice und das Torhaus des stillgelegten Äußeren Matthäusfriedhofs in Dresden. Das Projekt wird auch im Schuljahr 2018/2019 fortgesetzt.

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