Die finnische Rockband Lordi fällt besonders durch ihren gepflegten Kleidungsstil auf.
Mensch oder Monster? Kann schon sein, dass es früh nach dem Aufstehen nicht leichtfällt, die Bühnenfigur von der Privatperson zu unterscheiden. Vor allem wenn man sich schon seit 1992 im Rampenlicht in die gepflegte Zombieschale wirft. Die finnische Rock- und Metalband Lordi ist hierzulande spätestens seit ihrem filminanten Auftritt beim Eurovision Song Contest bekannt. Und nicht wenige dachten: Die müssen doch gehörig einen an der Musiker-Waffel haben.
Selbsterschaffenes Monsterleben
Und man kann sich fragen, ob die Band wegen ihrer Optik eher als Modeerscheinung denn als ernstzunehmendes Musik-Monster gilt. Die Klangwelt, die etwas an Kiss und Alice Cooper erinnert, scheint jedenfalls erst einmal zweitrangig. Und inzwischen ist auch klar, dass der live gespielte Horrorfilm kein weltweites Phänomen darstellt. Die Band beherrscht aber vor allem weiterhin die Charts in ihrer winterlich-düsteren finnischen Heimat. Mit dem Ruhm stieg auch das Interesse, die Band zu verewigen: Mr. Lordi’s Heimatstadt Rovaniemi taufte seinen Marktplatz in „Lordi Square“ um. Es gibt ein gleichnamiges Restaurant. Und die Band verkauft mittlerweile Briefmarken, Bonbons und Cola unter ihrem Namen.
Im Zentrum des schaurigen Geschehens steht von Beginn an Mr. Lordi, der eigentlich Tomi Putaansuu heißt. Bereits mit acht Jahren brachte er sich Keyboard, Gitarre, Bass und Schlagzeug bei. Der Fan der ebenfalls stark verzierten Band Kiss bildete sich später selbst zum Make-up- und Spezialeffekt-Künstler aus und konnte so sämtliche Kostüme seiner Bandmitglieder entwerfen.
Witziger Horror zum Mitsingen
Sein eigenes Kostüm hat ausklappbare Fledermausflügel und 20 Zentimeter hohe Plateauschuhe. Doch nicht nur das, auch für Film und Theater plant er ein monströses Arbeitspensum ein. Die Live-Shows der Band gelten wegen ihrer horrorfilmartigen Auftritte und dem Einsatz von Pyrotechnik auf morbide Art und Weise als äußerst sehenswert. Das neue Album „Sexorcism“ verspricht jedenfalls wieder viel von dem, was Lordi ausmacht: keine Experimente, sondern viel Spaß an harten, aber nicht zu harten Gitarren, schwebende Keyboards, Chöre, Mitsingrefrains und durchaus humorvolle Texte.
Die Konzertbesucher, vor allem Neulinge, sollten bei diesem optisch-hörenswerten Gesamt-Horrorpaket jedenfalls erschreckend gut auf ihre Kosten kommen. Tom Vörös
Lordi, 15.11., 20 Uhr, Tante Ju; www.liveclub-dresden.de; Tickets an allen SZ-Treffpunkten
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